Plattling: Ein Kirchenfest für den Heiligen Nepomuk
Bischof Rudolf Voderholzer hatte am Wochenende die Schirmherrschaft für das 150jährige Bestehen des Sankt –Johann-Nepomuk-Verein in Plattling übernommen. Und mit dem feierlichen Pontifikalamt erreichten die Feierlichkeiten am Sonntagvormittag ihren Höhepunkt. Bereits der lange Kirchenzug mit den Ortsvereinen, vielen Ministranten, dem liturgischen Dienst, Stadtpfarrer Josef K. Geismar, P. Matthäus aus Indien und Bischof Rudolf Voderholzer zeigte auf die festliche Gestaltung des Pontifikalamtes in der Stadtpfarrkirche Sankt Magdalena. „Wo der Bischof ist, da ist die Kirche“ betonte Pfarrer Geismar bei der Begrüßung und dankte dem Diözesanbischof für die Übernahme der Schirmherrschaft beim Nepomukfest.
In seinem Gruß an die Verantwortlichen des Festes zeigte Bischof Rudolf auf die Eckpunkte in seiner Biographie mit einer besonderen Verbundenheit zu Plattling und Nepomuk: Als gebürtiger Münchner sei er quasi mit „Isarwasser“ getauft; seine Mutter stammt aus der böhmischen Stadt Kladrau, ganz in der Nähe von Pilsen, wo Johannes Nepomuk um 1350 geboren wurde und später als böhmischer Priester wirkte; schließlich sei in seinem Bischofswappen die Brücke. Der Heilige Nepomuk gilt als der Brückenpatron, aber auch des Beichtgeheimnisses und der Verschwiegenheit. „Nepomuk hält uns im Zeichen des Kreuzes Christus entgegen, das Ziel unseres Lebens. Er hält das Kreuz und hält sich an ihm fest. Seine schwerste Entscheidung sei gewesen, entweder das Beichtgeheimnis preiszugeben oder in den Tod zu gehen“ erklärte Bischof Rudolf mit Blick auf die große blumengeschmückte Nepomukfigur die im Kirchenzug mitgetragen wurde und nun im Presbyterium stand.
Bischof Voderholzer: Christen müssen ihre Stimme erheben
In seiner Predigt ging Bischof Rudolf auf die Gotteserfahrung des Propheten Elija ein, der Mut und Stärkung im Glauben erfahren hat, Gott jedoch in der Stille und Einfachheit begegnet ist. Begeistert erzählte der Diözesanbischof von der Ministrantenwallfahrt nach Rom und dem Höhepunkt bei der Sonderaudienz mit Papst Franziskus sowie dessen treffenden Antworten auf die Fragen zum Ministrantendienst. „Auch ihnen galt der Rat, sich genügend Zeit und Räume der Stille zu schaffen“ erklärte Bischof Rudolf und betonte: „Das gilt uns allen. In der Stille kann man die feinen Töne hören“. Eindringlich wies Bischof Rudolf auf die verfolgten Christen hin, auf die schlimme Lage der Christen in Syrien und im Irak, erinnerte aber auch an das Vertreibungsschicksal der Jesiden. „Wir müssen unsere Stimme erheben, damit dem Morden Einhalt geboten wird. Es ist unangemessen, im Namen Gottes mit einem Gewehr auf Frauen, Männer oder Kinder zu schießen. Keine Religion rechtfertigt Krieg und Mord im Namen Gottes, nicht bei den Christen und nicht beim Islam“. Für einen Krieg könne man sich nicht auf Gott berufen. Es müsse ein Ruck durch alle Gläubigen dieser Welt gehen, damit sie ihre Stimmen erheben und allem Krieg Einhalt gebieten. So könnten Brücken zwischen den Menschen, zwischen den Völkern gebaut werden.
Den musikalischen Bestandteil der Liturgiefeier gestaltete der Kirchenchor von Sankt Magdalena. Ihnen dankte der Bischof am Schluss besonders, da viele Lieder aus dem Neuen Gotteslob zum Mitsingen eingeladen hatten. „Wir danken für die Stärkung unserer Gemeinde im Wort und im Sakrament“ sagte Pfarrer Geismar bei seinen Dankesworten an den Bischof. Vor dem Kirchenportal gab es anschließend einen landesüblichen Empfang der Scharnitzer Schützenkompanie Porta Claudia. Die Tiroler Gemeinde, in der die Isarquelle liegt, war mit ihrer Bürgermeisterin angereist. Bataillonskomandeur Major Stephan Zangerlaus ließ zu Ehren der „höchst Anwesenden“ – Bischof Rudolf, Bürgermeister Erich Schmid und Bürgermeisterin Isabella Blaha – einen Salut abschießen und marschierte mit ihnen die Front ab. Anschließend zogen die Ehrengäste mit Vereinen und Verbänden sowie der Figur des Heiligen Nepomuk zum Festplatz zur weltlichen Feier des 150jährigen Gründungsjubiläums am Isarufer.
Wer war Johannes Nepomuk?
Johannes Nepomuk wurde als Johannes Welflin oder Wolfflin um das Jahr 1350 in Pomuk, einer Stadt in der Nähe von Pilsen geboren. Der böhmische Priester verstarb am 20. März 1393 in Prag. Zuvor wurde er verhaftet, gefoltert und von der Karlsbrücke in der Moldau ertränkt. Ob das Todesurteil, das König Wenzel IV. ausgesprochen hatte, politisch oder persönlich motiviert war, lasse sich nicht mit letzter Sicherheit sagen, erklärte Bischof Rudolf in seinem Grußwort als Schirmherr in der Festschrift: „Vermutlich spielte beides dabei eine Rolle“. Johannes Nepomuk, der im Jahr 1729 von Papst Benedikt XIII. heiliggesprochen wurde, gilt als Schutzpatron von Böhmen, Bayern und verschiedener Städte sowie der Beichtväter, Priester, Schiffer, Flößer und Müller. Um Wassergefahren abzuwehren, sind zahlreiche Statuen auf Brücken aufgestellt werden: Meist zeigen sie ihn mit dem Kreuz, mit der Siegespalme, dem Evangeliar und fünf Sternen über dem Haupt.