Ostern im Kloster: Ein Bericht über unvergessliche Tage im Kloster Weltenburg
Ostern einmal anders. Das dachte sich Raphaela. Die 22jährige Theologiestudentin aus Regensburg verbrachte nämlich dieses Jahr die Kar- und Ostertage im Kloster Weltenburg.Und das aus gutem Grund.
An Ostern in den Klosteralltag eintauchen
Ich habe mich bewusst für Exerzitien in den Ostertagen entschieden. Es war mein Wunsch, mir für das wichtigste Fest der Christenheit Zeit zu nehmen.
Dabei war das Kloster Weltenburg mit seiner unbeschreiblichen Idylle, der Klosteranlage in ruhiger Umgebung und dem weltbekannten Donaudurchbruch ein geeigneter Ort.
Was mir zuerst am Programm auffiel, war die Unterteilung des Tages in konstante Veranstaltungen. Der Tagesrhythmus begann morgens mit der Laudes, anschließend kam das Mittagsgebet und die Vesper am Abend. Durch diesen geregelten Tagesablauf konnte man sich besser auf das Wesentliche – die Begegnung mit Gott – konzentrieren.
Zwischendurch gab es immer wieder etwas Freizeit. In den anliegenden Feldern und Wäldern hatte man wunderbare Möglichkeiten, einen Spaziergang auf den Frauenberg oder eine Wanderung nach Kelheim zu unternehmen. Von dort aus fährt ein Schiff wieder zurück nach Weltenburg. Die Fahrt bietet eine schöne Aussicht in das Tal und das darin liegende Kloster Weltenburg. Erholungsuchende kommen während der Feiertage und strahlen Gemütlichkeit und Zufriedenheit aus.
Mit Mönchen die Heilige Messe zu feiern ist etwas ganz Besonderes
Die Messe des Letzten Abendmahles mit Fußwaschung und Übertragung des Allerheiligsten in die Hauskapelle am Gründonnerstag fand in der bekannten Kirche der Brüder Asam – eine wunderschöne Kulisse – mitten im Zentrum des Klosters statt. Mit ihren reinen wie ebenso andächtigen Stimmen begleitete die Wies-Schola den Gottesdienst, teils mit gregorianischem Choral, teils mit bekannten Osterliedern.
Mit Liebe fürs Detail und einer ehrwürdigen Haltung der Mönche wurde der Gottesdienst zelebriert. Es ist etwas Besonderes mit Mönchen feiern zu können.
Im Anschluss an den Gottesdienst wurde das Allerheiligste in einer Prozession in die Hauskapelle überführt als Symbol für den Gang Jesu mit seinen Jüngern vom letzten Abendmahl zum Berg Getsemani.
Dort angekommen wurde die Komplet (Abendgebet) gebetet.
Karfreitag im Psalmen- und Chorgesang tiefer erfahren
Der Karfreitag begann mit der Laudes in der Kapelle des Klosters. Anhand der Psalmen war das Geschehen verständlicher und man konnte sich gut einfühlen. Eine schöne Art die Bibel verständlich zu machen und das Leben Christi zu meditieren.
Die Tage boten einem auch die Möglichkeit sich selbst einzubringen, wie zum Beispiel durch den Gesang im Chor. Fast alle Teilnehmer haben dies wahrgenommen, sodass ein guter Chor zustande kam.
Während der Chorprobe wechselten sich der Chorleiter und der Kursleiter (Diakon Käser) in ihren Aufgaben ab. So wurden nicht nur die Psalmen und Kehrverse geübt, sondern durch das Wissen des Diakons vieles über deren Herkunft und die Geschichte Christi erklärt. Zusammenhänge wurden so verständlicher.
Die innere Haltung gegenüber dem Geschehnis spielte hier eine wichtige Rolle.
Die Messe oder „Feier vom Leiden und Sterben Christi“ bestand aus vier zentralen Punkten:
- Passionsgeschichte
- Große Fürbitten
- Kreuzverehrung
- Kommunion
Der Einzug war ehrwürdig. Still, ohne Weihrauch und mit verhülltem Kreuz zogen Priester und Ministranten ein. Die Kirche war ganz karg und ausgehöhlt. Im Altarraum stand keine Figur mehr, der Tabernakel war leer und auch der Schmuck, wie Decken, Blumen und Kerzen wurden weggebracht. Die Schola sang die Passionsgeschichte und begleitete zusammen mit dem Chor die Messe mit Psalmen.
BereichernderAustausch mit den Teilnehmern
In der anschließenden Trauermette war Zeit für Wachen und Beten am Grabe des Herrn. Die kontinuierlichen Gebete der Psalmen gaben einem die Möglichkeit sich gut in das Sterben und die anschließende Totenruhe hineinzuversetzen. Die Gestaltung der Tage mit den immer wiederkehrenden Gebetszeiten und den inhaltlich aufeinander aufbauenden Psalmen haben einen gewissermaßen durch die Ostertage getragen.
Zwischen den Veranstaltungen ergaben sich viele Gespräche mit den Teilnehmern. An den Exerzitien nahm auch eine protestantische Christin teil. Sie hatte sich bewusst für Exerzitien im Kloster entschieden, um mit den Mönchen zu beten und deren Leben zu teilen.
Anstatt einer bedrückten Stimmung – die man in der Tristesse der Kartage hätte erwarten können – war hier oft Freude zu spüren. So saß man abends noch gern zusammen und ließ den Tag Revue passieren.
Festliche Osternacht
Man nahm sich Zeit für die Osternacht. Sie begann kurz nach Einbruch der Dunkelheit am Abend des Karsamstages mit dem Osterfeuer. Die Messe war festlich gestaltet und die Lesungen schlossen die gesamte Heilsgeschichte – von der Schöpfung bis hin zur Auferstehung – ein.
Am Ostersonntag gab es ein festliches Frühstück. Das Fasten der vergangenen Tage wurde gebrochen, um nun die Auferstehung Christi zu feiern.
Neue Perspektiven
Einige Dinge sind mir während der Tage bewusst geworden.
- Mariae Willen war eins mit dem Plan, den Gott für sie hatte. Im Gehorsam hat sie ihr ganzes Leben Gott hingegeben. Diesen Gehorsam hat sie in ihrer Erziehung auch ihrem Sohn und Schüler Jesus vermittelt. Als dann nun Maria mit dem anderen Jünger unter dem Kreuz steht und Jesus seiner Mutter diesen Jünger anvertraut, treten wir als Stellvertreter an die Stelle des Jüngers und dürfen nun die Erziehung und Lehre des Gehorsams von Maria erfahren.
- „Jesus ist das Osterlamm, derjenige der sich opfert und schlachten lässt, der alles erträgt für die Anderen. Darunter bin auch ich, der ihn bewusst oder unbewusst verletzt. Er erträgt es nur und liebt. Er liebt mich in dieser für ihn verletzenden Situation. Bis es zu dem Punkt kommt, an dem ich durch seine Liebe meine Taten erkenne und bereue.“
- Das blanke Holz des Kreuzes war bis ins frühe Mittelalter mit Perlen und Edelsteinen geschmückt, die zur Verherrlichung dienten. Die Darstellung des leidenden Christus kam später auf. Zum Passionssonntag (das ist der Sonntag vor dem Palmsonntag) verdeckte man das Kreuz, um die Klage und Wehmut auszudrücken. Beim Hineintragen des Kreuzes in die Kirche in der Osternacht, enthüllte man es dann mit den Worten: „Seht das Holz, an dem das Heil gehangen!“. So wurde dem Korpus Christi gedacht.
- Wir Gläubigen sind wie die Emmaus-Jünger. Auf dem Weg zu Gott treffen wir auf Jesus und erkennen ihn erst durch sein Wort (die Schrift) und das Brechen des Brotes (die Kommunion).
- Die Schöpfungserzählung war ursprünglich ein Gesang, mit dem Gott gepriesen wurde. Unabhängig davon, dass man ihn inhaltlich im Laufe der Jahre erweitert hat, dient er zum Lobpreis des Herrn und ist somit über-epochal.
- An Ostern werden viele Menschen getauft. Das Taufwasser ist hierbei ein Symbol – der alte Mensch wird ertränkt, der neue erwacht zum Leben.
Ich habe die Zeit im Kloster Weltenburg sehr genossen, da ich bewusster die Geschehnisse der Osterzeit miterleben und zur Ruhe kommen konnte. Ich war dankbar, die Möglichkeit gehabt zu haben die Kar- und Ostertage in Weltenburg verbringen zu können und würde es jedem empfehlen.