„Neuheit gibt es nur in Christus“ – Festvortrag zu Henri de Lubac an der Universität Regensburg anlässlich des Geburtstags von Bischof Voderholzer
Ein Festakt, eine Feierstunde und zugleich ein Geschenk für Bischof Dr. Rudolf Voderholzer anlässlich seines 60. Geburtstags sollten es sein. Am vergangenen Donnerstag hat die Fakultät für Katholische Theologie der Universität Regensburg zusammen mit der Katholischen Erwachsenenbildung Regensburg (KEB) und der Katholischen Akademie in Bayern einen Vortrag des international renommierten systematischen Theologen Prof. Dr. Peter Casarella von der University of Notre Dame (USA) an der Universität Regensburg veranstaltet. Der Festakt stand ganz im Zeichen des französischen Theologen Henri de Lubac.
De Lubac liefert die theologische Matrix für Handeln des Bischofs
Es war ein Anlass, der Bischof Rudolf sichtlich mit Freude erfüllte. Schließlich hat er sich nicht nur wissenschaftlich mit Henri de Lubac, einem der bedeutendsten Theologen des 20. Jahrhunderts, auseinandergesetzt und gilt als einer profiliertesten Kenner seines Werks. Henri de Lubac liefert auch die „theologische Matrix“ für sein Handeln als Bischof, wie es der Dekan der Fakultät für Katholische Theologie, Professor Dr. Thomas Schärtl-Trendel ausdrückte. Schärtl-Trendel verwies auf die Rolle des Paradoxes bei de Lubac, der sich in seinem Denken nie für den einfachen Weg entschieden habe. Er schlug einen Bogen zur Ortskirche, die nach de Lubac, vergleichbar dem kategorischen Imperativ Kants, immer die Universalkirche im Blick halten müsse. De Lubac habe in der Einrichtung von Bischofskonferenzen bereits die Gefahr nationaler Alleingänge gesehen und vor diesem Hintergrund seien auch Bischof Rudolfs Bedenken zu den aktuellen Entwicklungen in Deutschland zu verstehen.
Glückwünsche
Im Anschluss beglückwünschte der Präsident der Universität Regensburg, Professor Dr. Udo Hebel, Bischof Rudolf zu seinem Geburtstag und betonte bei dieser Gelegenheit die große Bedeutung, die die Fakultät für Katholische Theologie für die Volluniversität habe. Außerdem überbrachte Privatdozent Dr. Achim Budde, Direktor der Katholischen Akademie in Bayern, seine besten Geburtstags- und Segenswünsche.
Maria als Vorbild der Kirche
Die Aktualität von Lubacs Denken zeigte Professor Casarella von der namhaften katholischen University of Notre Dame in den USA auf. In seinem auf Deutsch gehaltenen Vortrag betonte er unter anderem die Rolle de Lubacs für die Integration der historisch-kritischen Bibelexegese in die systematische Theologie. Zugleich habe dieser aber darauf hingewiesen, welches Vakuum entstünde, wenn die historisch-kritische Forschung die Theologie ersetzen würde. De Lubac sei auch mit seinen Studien zum Verhältnis des Christentums zu anderen Religionen hochaktuell. Casarella ging auf die Mutterschaft der Kirche bei Lubac ein, die ihre Kinder in der Taufe gebäre. Für die Mutterschaft der Kirche sei die Antwort der Gottesmutter Maria im Magnifikat Vorbild. Maria trete für die Kirche ein, damit sie sich niemals verschließt. Sie, die den Weg an die Peripherie zeige, erfreue sich deshalb der besonderen Verehrung durch Papst Franziskus. Die Reform der Kirche erfolge nicht einfach durch administrative Maßnahmen, und so bitte der Papst die Knotenlöserin, dass sie ihn leite.
Bischof Rudolf gibt persönlichen Einblick in seinen Weg mit de Lubac
In seiner „Response“ ging Bischof Rudolf besonders auf seinen autobiographischen Weg mit Henri de Lubac ein. Er erzählte, wie er zufällig durch ein Seminar während seines Studiums auf diesen Theologen gestoßen sei, von dem er zuvor noch nie etwas gehört hatte. Dabei waren die ersten Gehversuche mit de Lubac nicht ganz einfach. „Ich habe nichts verstanden. Das hat mich in meiner Theologenehre gekränkt“, so Bischof Rudolf. Schließlich sei ihm das aber Ansporn gewesen: Er ist über ein maßgebliches Thema bei de Lubac promoviert worden, er hat eines seiner bedeutendsten Werke in Teilen ins Deutsche übersetzt. Er habe ihn aber nicht nur in seiner wissenschaftlichen Laufbahn, sondern auch in seinem persönlichen Leben maßgeblich beeinflusst. „Durch Lubac habe ich mir die wie selbstverständlich ererbte Glaubenswelt meines Elternhauses und meines Theologiestudiums neu angeeignet“, sagte Bischof Rudolf. „Die ganze Tradition der Kirche, nicht nur die des 19. Jahrhunderts, habe ich durch ihn kennengelernt.“ Allen, die heute fordern, die Kirche müsse sich neu erfinden und brauche eine Zeitenwende, hält Bischof Rudolf das Lieblingszitat Lubacs von Irenäus von Lyon über Christus entgegen: „Alle Neuheit hat er gebracht, indem er, der angekündigt war, sich selbst brachte.“ Und fügte hinzu: „Neuheit gibt es nur in Christus.“