Neues Wunder auf die Fürsprache Anna Schäffers anerkannt - Weg für Heiligsprechung frei
Papst Benedikt XVI. hat am 19. Dezember 2011 bei seiner dem Präfekten der römischen Heiligsprechungskongregation, Kardinal Angelo Amato, gewährten Audienz die Entscheidung der Ärzte und Theologen der Kongregation über eine auffallende Heilung auf die Fürsprache der seligen Anna Schäffer anerkannt. Damit ist der Weg für die Heiligsprechung frei. Zugleich beauftragte der Papst die Kongregation, das Dekret über das Wunder zu veröffentlichen.
Vorher waren bereits die Kardinäle und Bischöfe der Heiligsprechungskongregation um ihr Votum gebeten worden. Ein Termin für die Heiligsprechung ist noch nicht bekannt. Er wird vom Heiligen Vater in einer öffentlichen Versammlung der Kardinäle bekannt gegeben werden.
Die Nachricht von der zu erwartenden Heiligsprechung Anna Schaffers hat in der Diözese Regensburg, besonders aber in der Pfarrei Mindelstetten, dem Heimatort der künftigen Heiligen, große Freude ausgelöst. Anna Schäffers Fürsprache sei es zu verdanken, dass die Menschen in schwierigen Situationen neu Mut schöpfen und im Blick auf den gekreuzigten Herrn die Kraft finden, sich für ihre Mitmenschen einzusetzen, so Diözesanbischof Dr. Gerhard Ludwig Müller.
Bei dem als Wunder anerkannten Ereignis handelt es sich um die Heilung einer Frau von schwerer Bauchwassersucht. Die Geheilte war am Tag der Seligsprechungsfeier Anna Schäffers im Jahr 1999, die sie über das Fernsehen mitverfolgte, auf die Selige aufmerksam geworden und rief sie infolgedessen in ihrer schweren Krankheit vertrauensvoll um Fürbitte an.
Anna Schäffer wurde am 18. Februar 1882 als Tochter eines Schreiners in Mindelstetten geboren. Ihr Wunsch war es, Missionsschwester zu werden. Ein folgenschwerer Unfall am 4. Februar 1901, bei dem sie sich beide Beine in kochender Lauge verbrannte, zerstörte ihre Pläne. Trotz intensiver Bemühungen der Ärzte gelang es nicht, ihre Wunden zu heilen. Schließlich konnte sie das Krankenbett nicht mehr verlassen und wurde zur Frühinvalidin. Zu ihrem schweren Siechtum gesellte sich bittere Armut. Nach vergeblichem inneren Aufbäumen lernte Anna Schäffer Gottes Willen immer tiefer zu erkennen und schließlich sogar freudig zu bejahen. In Siechtum und Armut sah die junge Frau den liebevollen Anruf Jesu, ihm in der Schule des Leidens zu folgen. Sie fasste den Entschluss, ihr Leben und ihre Schmerzen Gott als Sühneopfer für die Bekehrung der Sünder darzubringen. Anna Schäffers größte Stärke war nach ihren eigenen Worten die heilige Kommunion. Obwohl selber leidend tröstete sie auf ihrem Krankenlager Unzählige in Wort und Schrift und versprach ihr Fürbittgebet. Nach 25-jähriger Leidenszeit verschied sie in den Abendstunden des 5. Oktober 1925 mit den Worten: „Jesus, dir leb’ ich“, nachdem sie kurz zuvor das Kreuzzeichen gemacht hatte.
Der Pilgerstrom derer, die seit dem heiligmäßigen Tod Anna Schäffers ihr Grab besuchten, fand bis heute kein Ende. Sie gilt als echte „Volksheilige“. Tausende von Menschen finden sich jährlich am 26. Juli an ihrem Grab ein, um von ihrem christlichen Vorbild zu lernen. Sie kommen aber auch, um sich in eigenen Sorgen und Nöten der Fürsprache Anna Schäffers bei Gott anzuvertrauen oder Dank zu sagen für erlangte Hilfe. Die künftige Heilige hat in ihrem Leben das Apostolat der Tat mit dem Apostolat des Betens, Leidens und Sühnens in harmonischer Weise verbunden. Darin besteht ihre Größe und bleibende Bedeutung für unsere Zeit. Anna Schäffer zeigt, dass Leid und unheilbare Krankheit im Vertrauen auf Christus angenommen werden können, der selbst ein Leidender geworden ist, um uns Menschen sogar in Schmerz und Tod den Trost göttlicher Nähe zu schenken.