Regensburg, 5. Dezember 2024
In ihrer Masterarbeit „Ornament und Fürsorge. Untersuchungen zur Baugeschichte der ehemaligen Waisenhauskapelle Maria Schnee in Regensburg“ hat Nadine Merk die Baugeschichte der ehemaligen Waisenhauskapelle Maria Schnee in Regensburg untersucht. Sie hat dafür in diesem Jahr den Christian Gottlieb Gumpelzhaimer-Preis erhalten – eine besondere Anerkennung für ihre akademischen Leistungen. Im Beisein von Domkapitular Michael Dreßel, Vorsitzender der KJF Regensburg und Rector ecclesiae der Kapelle Maria Schnee, und dem Direktor der KJF, Michael Eibl, stellte sie die Ergebnisse ihrer Abschlussarbeit vor.
„Die Maria-Schnee-Kapelle ist ein Schmuckstück, das selbst in Regensburg nicht sehr bekannt ist. Nadine Merk hat die Kapelle wissenschaftlich auf höchstem Niveau erschlossen und uns eine Seh-Hilfe gegeben für die Kunstgeschichte, die sich in diesem Raum verbirgt“, sagte Domkapitular Michael Dreßel anerkennend. Als „vorgezogene Weihnachten“ bezeichnete Georg Deisenrieder, Pastoralreferent der KJF, die Masterarbeit: „Wir alle profitieren davon, denn es sind einige neue Erkenntnisse über die Kapelle und unbekannte Künstler, die am Bau beteiligt waren, aufgetaucht.“
Die 1734 von Gottfried Langwerth von Simmern erbaute Waisenhauskapelle wurde bislang nur lückenhaft erforscht. „Meine Quellenfunde in Regensburger Archiven fordern eine Neuschreibung der Baugeschichte in wesentlichen Punkten“, erläuterte Nadine Merk. „Insbesondere kann die Kapelle nicht mehr als einheitliches Werk des 18. Jahrhunderts gelten. Es mag überraschen, dass sich der heute so einheitlich wirkende Bau im Wesentlichen auf drei Bauphasen zurückführen lässt.“ Den zweijochigen Saalbau von 1734, eine Erhöhung und Umgestaltung von 1763 bis 1765 sowie eine Erweiterung um ein drittes Joch nach Norden im 19. Jahrhundert. Die Erweiterung der Empore nach Norden und der Einbau der Kanzel forderten zudem eine partielle Neugestaltung des Stuck-Ornaments. Auch einige am Bau beteiligte Protagonisten können nun namentlich genannt werden, mangels Quellenbelegen konnte darüber bislang nur spekuliert werden.
In seiner Laudatio zur Verleihung des Gumpelzhaimer-Preises hatte Julian Jachmann, Professur für Kunstgeschichte an der Universität Regensburg, die Forschungsleistung von Nadine Merk hervorgehoben: „Es war nicht abzusehen, dass daraus statt der zusammenfassenden Würdigung eines architekturhistorischen Phänomens mittlerer Komplexität eine umfassende Neubestimmung der Baugeschichte zu erfolgen hatte. Auf Grund der bis dato lückenhaften Erforschung des Bauwerkes entwickelte sich die Arbeit zu einem Forschungsprojekt, dessen Resultate nicht wenige kunsthistorische Promotionen in den Schatten stellt. Die Ergebnisse sind dem höchst engagierten und hartnäckigen Studium Nadine Merks von Schriftquellen und historischem Planmaterial, sowie dem klugen Umgang mit einer verworrenen anmutenden Abfolge von Umbaumaßnahmen und nicht ausgeführten Projekten zu verdanken.“
Text: Sebastian Schmid / Nadine Merk
(sig)