„Mut zum Zeugnis“ – Geistiger Auftakt zum Besuch des Heiligen Vaters - Bischof Gerhard Ludwig Müller feiert ökumenische Vesper in Eisenach
Vom 22. Bis 25. September besucht Papst Benedikt XVI. Deutschland. Bei den Stationen seiner Pastoralreise wird er in Berlin, Erfurt und Freiburg mit mehreren Hundert Tausend Gläubigen die Heilige Messe feiern. Im Bundestag spricht er vor den Regierungsvertretern. In den neuen Bundesländern setzt er erneut, wie auch schon bei seinem Besuch im Jahr 2006 in Regensburg, ein Zeichen für die Ökumene. Denn im Augustinerkloster in Erfurt trifft der Heilige Vater Vertreter des Rates der Evangelischen Kirche Deutschlands und feiert im Anschluss in eine ökumenische Vesper.
Zur geistigen Vorbereitung auf dieses Großereignis feierte Bischof Gerhard Ludwig Müller als Vorsitzender der Ökumenekommission der Deutschen Bischofskonferenz bereits am Samstag mit Regionalbischof Propst Reinhard Werneburg und den örtlichen Pfarrern der katholischen und evangelisch-lutherischen Gemeinden in der Lutherstadt Eisenach eine ökumenische Vesper. Der Gottesdienst fand in dem geschichtsträchtigen evangelischen Gotteshaus St. Georg statt. Hier heiratete die Patronin des Bistums Erfurt, die hl. Elisabeth, im Jahre 1221. Martin Luther predigte mehrfach in dieser Kirche und Johann Sebastian Bach empfing dort 1685 das heilige Sakrament der Taufe.
In einer Sternwallfahrt pilgerten die Geistlichen zusammen mit den Gläubigen von der Elisabethkirche, dem Lutherhaus sowie dem Bachhaus zur St. Georgskirche. Hier zog der Pilgerstrom in das Gotteshaus ein, um gemeinsam die ökumenische Vesper zu feiern. Bereits in der Prozession zeigte sich der Leitsatz des Gottesdienstes „Mut zum Zeugnis“, als über 400 gläubige Frauen und Männer, darunter viele junge Menschen, ihren Glauben munter und entschlossen auf die Straßen des thüringischen Eisenachs trugen.
Vor den Altar wurden als Symbol für die hl. Elisabeth Brot und Rosen, für Johann Sebastian Bach eine Orgelpfeife und für Luther eine Bibel niedergelegt. Auch Bischof Gerhard Ludwig Müller bezog sich in seiner Predigt auf die drei Persönlichkeiten. Bach, der auch mit dem anerkennenden Titel des fünften Evangelisten bezeichnet werde, verherrliche Gott durch seine großartigen Werke: „Hören wir seine Musik, so fühlen wir uns mit Gott verbunden. Er ist ein wahrer Botschafter des Evangeliums“, erklärte Bischof Müller. Mit Elisabeth von Thüringen könne sich jeder schon als Kind identifizieren. Sie stehe für Güte und Sympathie und symbolisiere somit den christlichen Glauben. Sie gebe Zeugnis für alle Menschen, die Christus in die Mitte ihres Lebens gestellt haben. Trotz ihrer aristokratischen Wurzeln habe sie stets begriffen, dass zwischen den Menschen keine Standesunterschiede bestehen dürften. Die Legende erzähle uns, dass sie der Verschwendung bezichtigt wurde, beim Versuch Brot an Arme zu verteilen. So versteckte sie das Brot unter ihrem Mantel. Als sie diesen wieder öffnete, habe sich das Brot zu Rosen gewandelt: „Diese Rosen stehen für die Liebe Christus. Damit ist die hl. Elisabeth ein Vorbild christlicher Nächstenliebe“. Mit Martin Luther, erklärte Bischof Gerhard Ludwig Müller, habe er sich intensiv in seiner Studienzeit beschäftigt. Der Theologe werde zwar in der katholischen Kirche auch kritisch betrachtet, doch habe er die Ansichten vertreten, die auch die alle gläubigen Christen teilten: „Wir verdanken alles Gott! Und werfen all unser Vertrauen auf ihn. Denn dann werden wir hineingeführt in die einzige Wahrheit. Das verbindet uns bis zum heutigen Tag“, so der Oberhirte aus Regensburg. Und weiter: „Ich glaube es ist wirklich möglich geworden, dass aus einem Gegeneinander früherer Tage ein Füreinander und Miteinander geworden ist. Wir stehen vor den gemeinsamen Herausforderungen der Gegenwart. In der kommenden Woche reist Papst Benedikt XVI. nach Deutschland und setzt mit den Begegnungen in Erfurt besondere ökumenische Akzente“.
Abschließend ermutigte Bischof Gerhard Ludwig die Gläubigen und betonte, dass es heute darum gehe, als Kirche gemeinsam Zeugnis abzulegen. Dafür, dass Christus alles für uns getan habe. Diese Hoffnung lasse niemanden zugrunde gehen, sondern trage alle mit frohem Herzen voran. Der gemeinsame Gottesdienst endete mit dem Segen von Bischof Müller und Regionalbischof Werneburg