Mission darf nicht vernachlässigt werden
(pdr) „Mein Eindruck ist, dass die Menschen hier in Regensburg und in Bayern sehr katholisch sind und auch sehr gastfreundlich.“ So beschreibt der 29jährige Diakon Ernesto Cucho Dolmos aus Peru seine Eindrücke nach acht Wochen Aufenthalt in Regensburg. Auf Einladung von Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller absolvierte er dort einen Sprachkurs. „Vor allem für mein Studium ist die deutsche Sprache sehr wichtig, da viele Quellen in deutsch geschrieben wurden“, sagte der 29jährige Cucho Dolmos, der an der Päpstlichen Universität Gregoriana das Lizentiat in Kirchengeschichte erwerben möchte. Und das mit einer Arbeit über „seine“ Kirche – die Kirche Perus. „Viele Priester haben in der Zeit zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Unabhängigkeitsbewegung Perus von der spanischen Krone unterstützt. Und gerade in meinem Heimatbistum Cusco war diese Bewegung besonders stark. Mit meiner Arbeit will ich dazu beitragen, den Verdienst dieser Priester und Seminaristen in Peru wieder zu entdecken, da deren Wirken – auch im staatlichen Bereich – kaum Beachtung gefunden hat.“
Die katholische Kirche hatte aber nicht nur damals eine wichtige Rolle in Peru. Das zeigt sich auch heute noch, wo Peru nach einer langen Zeit des Terrors und Bürgerkriegs von Armut und gesellschaftlichen Verwerfungen gezeichnet ist. „Vor allem in der Erziehung und der sozialen Entwicklung leistet die katholische Kirche in Peru vieles: Armen- und Schulküchen, Schulen für Jugendliche zur Erlernung eines Berufs, Sozialarbeit in den Slums, aber auch die Versorgung mit sauberem Wasser. Vieles davon wird durch Hilfe aus Deutschland realisiert. Und ganz besonders Bischof Gerhard Ludwig sind die Peruaner ein Anliegen.“ Nicht nur dass der Bischof das Seminar in der Prälatur Juli überhaupt erst möglich machte, auch die Unterstützung der Bibliotheken und der „Nachhilfeunterricht“ in Theologie seien wichtige Impulse des Bischofs, so Cucho Dolmos. Besonders beeindruckte ihn immer wieder die „Hingabe“ des Bischofs für Peru. „Er war schon als Professor ein väterlicher Priester, der nach den Lehrveranstaltungen Pfarreien und Familien besuchte und mit den Menschen mitgelebt hat. Er hat zur Evangelisation der Menschen in Cusco und der Umgebung beigetragen. Und das machte er - zu meiner großen Freude – auch als Bischof, als er im letzten Jahr die Erzdiözese besuchte. Gerade diese Zuwendung zu Peru und zu seinen Menschen schaffen dem Bischof einen großen Respekt, der ihm bei seinen Besuchen auch entgegen schlug.“
Diesen Respekt, aber auch große Erwartungen, konnte Cucho Dolmos auch in Regensburg erleben, wenn er den Bischof in den letzten Wochen auf seinen Pastoralbesuchen oder bei Firmungen begleitete. Besonders beeindruckte ihn dabei, das missionarische Wirken von Bischof Müller. Denn es bedürfe auch hier – wie überall – der Mission.
„Die missionarische Dimension der Kirche darf nirgendwo vernachlässigt werden. So geht es an manchen Orten darum, den Glauben überhaupt erst zu verkündigen, während an anderen Orten der Glaube erneuert und ‚verlebendigt’ werden muss. Dies beginnt bei jedem einzelnen. Und von jedem einzelnen wird ein Zeugnis erwartet.“
Für ihn liegt dieses Zeugnis in seinem Weg zum Priestertum. Schon als Kind verspürte er den Wunsch, Priester zu werden. Und das obwohl ihn seine Familie dabei zunächst nicht unterstützte. „Sie glaubte nicht an mein Durchhaltevermögen. Denn in Peru gilt ein abgebrochener Weg als verlorene Zeit.“ So begann er nach der Schule zunächst ein Architekturstudium. „Doch ich wollte weiter Priester werden und so ging ich ins Seminar. Zunächst absolvierte ich in Peru mein Philosophiestudium und wurde dann nach Rom geschickt, um Theologie zu studieren. Mittlerweile trägt mich meine Familie mit und unterstützt mich, wo sie nur kann.“ Auch Bischof Müller ist ihm dabei eine große Hilfe – nicht zuletzt durch die Möglichkeit, einen Deutschkurs zu absolvieren. Ihm wünscht er vor allem, dass er „ein guter Hirte bleibt und weiterhin mit apostolischen Eifer arbeiten kann.“
Vielleicht ein Zufall, dass Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller gerade jetzt ein Buch zusammen mit dem großen lateinamerikanischen Befreiungstheologe Gustavo Gutiérrez mit dem Titel „An der Seite der Armen“ herausbringt. Cucho Dolmos sieht jedenfalls in diesem Einsatz der Kirche für die Armen einen Wegweiser für die Kirche von Peru. „Hier bei uns hat die Theologie der Befreiung viele Früchte getragen – vor allem durch das ganz persönliche Zeugnis von Priestern und Bischöfen. Wenn sie bei den Armen sind und mit ihnen das Leben teilen, dann ist das Ausdruck großer Hoffnung für die Menschen und Zeugnis für die Liebe Christi“, so Cucho Dolmos. So könne eine Theologie der Befreiung auch für die Kirche in Deutschland von großer Bedeutung werden, wenn sich die Kirche ganz bewusst auf die Seite der Vernachlässigten und Bedürftigen stelle und so den Egoismus in der Gesellschaft überwinden helfe.
In einer Woche wird Ernesto Cucho Dolmos nach Rom zurückkehren. Doch nur für einen Tag, denn dann geht es mit dem Studieren weiter – diesmal in Spanien, wo er kirchliche Archive auswerten will. „Zurück bleibt vor allem mein Dank an alle, die ich in den acht Wochen hier kennen lernen durfte und die mich unterstützt haben – vor allem Bischof Gerhard Ludwig, der mir diese Chance überhaupt eröffnet hat.“