Misereor-Ausstellung von Hungertüchern im Donaueinkaufszentrum wurde eröffnet - Bischof Gerhard Ludwig Müller: „Wir alle sollten mit den Armen teilen, denn sie sind unsere Brüder und Schwestern!“
Der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller eröffnete zusammen mit dem Hauptgeschäftsführer von Misereor, Professor Dr. Josef Sayer, und dem Künstler des neuen Hungertuches, Sokey Edorh, eine Ausstellung von ausgewählten Hungertüchern und natürlich dem neuen Hungertuch im Regensburger Donaueinkaufszentrum (DEZ). Diese Ausstellung gehört zu den vielen Aktionen, die rund um die bundesweite Eröffnung der Misereor-Fastenaktion 2011 in Regensburg veranstaltet werden.
Bischof Gerhard Ludwig Müller dankte dem Eigentümer des Einkaufszentrums Dr. Johann Vielberth und dessen Geschäftsführer Thomas Zink für deren Bereitschaft, die Ausstellung in den Räumen des Einkaufszentrums zu beherbergen. Hier könne man viele Menschen darauf ansprechen, dass in vielen Ländern und vor allem in den Slums der großen Städte wie Lima, Phnom Phen und Nairobi die Menschen unter unwürdigen Verhältnissen lebten. Misereor helfe den Menschen vor Ort, ohne ihnen dabei die Würde zu nehmen. „Hilfe zur Selbsthilfe ist der richtige Weg“, sagte der Bischof. Er forderte die Menschen auf: „Wir alle sollten mit den Armen teilen, denn sie sind unsere Brüder und Schwestern!“ Der Künstler Sokey Edorh erklärte sein Hungertuch und zeigte auf, wie er die Vorgabe, das Matthäusevangelium in Kunst umzusetzen, realisiert habe. Der Künstler dankte Misereor für diese Aufgabe, die ihn spirituell sehr erfüllt habe. Auch Misereor-Hauptgeschäftsführer Professor Dr. Sayer zollte Dr. Vielberth Dank, denn die Hungertuchausstellung sei im DEZ „mitten im Leben“ angesiedelt. Wer sich die Ausstellung betrachte, könne eine andere Sichtweise darauf bekommen, wie die Menschen in anderen Ländern lebten. Diese bildhaften Hungertücher seien ein „pastorales Mittel, um den Dialog über die Geheimnisse des Glaubens in Gang zu setzen“, sagte Professor Sayer. Die musikalische Umrahmung der Ausstellungseröffnung wurde vom Afrikanischen Ensemble der Regensburger Hochschule für Katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik gestaltet und fügte sich nahtlos in die Misereor-Thematik ein.
Der Brauch, während der vierzigtägigen Fastenzeit ein so genanntes Hungertuch über den Altar zu breiten, ist sehr alt und wurde erstmals im Jahr 1000 erwähnt. Damals bedeutete die Fastenzeit vor allem für die armen Menschen eine schwere Zeit. Sie „nagten buchstäblich am Hungertuch“. 1976 hat das bischöfliche Hilfswerk Misereor diese Tradition des Hungertuches wieder aufgegriffen und zu neuem Leben erweckt. Alle zwei Jahre gestaltet ein Künstler ein neues „Hungertuch“. Bislang schufen schon Künstler aus Afrika und Südamerika, aus Schweiz und Deutschland, aus Äthiopien und China ihre eigenen Umsetzungen dieses Themas. Auf dem Hungertuch 2011 stellt der Künstler Sokey Edorh aus Togo das Elend der Menschen in den Slums der großen Städte der Südkontinente dar. Edorh schuf ein collageartiges Bild aus afrikanischer Erde, Wellpappe, Kohle und Acryl. Damit thematisiert er die unmenschlichen Lebensbedingungen in den Slums. Er stellt jedoch auch den großen Lebensmut und Überlebenswillen dieser Menschen dar. Sokey Edorh knüpft bei der Darstellung seines Hungertuches an die Verse von Mt 25,35ff an. Er nimmt diese Randgruppen der Slums in den Fokus und zeigt sie als Akteure ihres eigenen Lebens. Der Künstler will mit seinem kunstvoll gestalteten Hungertuch zeigen, dass die Kraft dieser Menschen, ihr Einfallsreichtum und ihre Spiritualität allen Menschen ein Vorbild sein können. Doch soll sein Hungertuch auch an den Betrachter appellieren: „Wer sich der Menschen in Not entzieht, entzieht sich Gott!“ Künstler Edorh gestaltete sein Hungertuchbild in Anlehnung an die Verse vom Weltgericht Mt 25,31-46.