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Misereor: Gewalt in Haiti

Nicht tatenlos zusehen

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Regensburg, 25. August 2023

Die Gewalt krimineller Banden gegen die Bevölkerung in Haiti wird immer brutaler. Deshalb appelliert das katholische Werk für Entwicklungszusammenarbeit Misereor an die Bundesregierung, sich international entschlossener dafür einzusetzen, dass die Verantwortlichen vor dem Internationalen Strafgerichtshof angeklagt werden. "Ohne Hilfe der internationalen Gemeinschaft können sich die Einwohnerinnen und Einwohner Haitis nicht mehr aus ihrer aussichtlosen Lage befreien", mahnt Barbara Albrecht, Länderreferentin für Haiti bei Misereor. "Die für die maßlose Gewalt verantwortlichen Personen müssen zur Rechenschaft gezogen werden, damit die Zivilbevölkerung an der Schaffung eines demokratischen Rechtsstaates teilhaben kann." 

Schon seit Jahren unterdrücken und terrorisieren die genannten Banden Teile des krisengeschüttelten Karibikstaates, insbesondere in der Hauptstadt Port-au Prince. Misereor erreichte eine alarmierende Nachricht von Colette Lespinasse, Vertreterin der Lobbyplattform "Coordination Europe Haiti". Sie schreibt: "Die Lage in Haiti verschlechtert sich zunehmend. In der vergangenen Woche wurden in Carrefour Feuilles, dem Südostsektor von Port-au-Prince, mehr als 15 Menschen ermordet, über 10.000 Menschen wurden vertrieben, mehrere Häuser niedergebrannt. Gleichzeitig gingen die Tötungen durch bewaffnete Gruppen in der Region Artibonite weiter. Die dortigen Bauern können ihr Land nicht mehr bewirtschaften. Auch in der nördlichen Zone der Hauptstadt spielte sich das gleiche Szenario ab. So wurde die Gegend von Lilavois, in der ich lebe, angegriffen. Ich musste mein Haus verlassen und habe vorerst bei einer Freundin Zuflucht gesucht."

Präsident lässt Täter gewähren

Nach Angaben von Albrecht lässt der nach dem Mord an Präsident Jovenel Moise im Jahr 2021 kommissarisch als Staatsoberhaupt fungierende Ariel Henry die Banden tatenlos gewähren. Täter und Bandenführer seien allgemein bekannt und träten öffentlich in Medien auf, ohne haftbar gemacht zu werden. Gleichzeitig geschehe nichts, um die Bevölkerung vor den Kriminellen zu schützen. 

"Ebenso unverständlich ist die Toleranz der internationalen Gemeinschaft gegenüber der Regierung in Port-au-Prince", kritisiert Lespinasse, die nachdrücklich warnt: "Wir befürchten einen Völkermord in Haiti. Es ist dringend notwendig, die Regierung Haitis als Verantwortliche für Verbrechen gegen die Menschlichkeit anzuklagen."

Lokale Märkte zusammengebrochen

Zahlen der Vereinten Nationen zufolge sind allein in der vergangenen Woche mehr als 5.000 Menschen vor den Gewaltaktionen in Port-au-Prince geflüchtet. Seit Anfang des Jahres sind insgesamt 130.000 Personen aus der Hauptstadt vertrieben worden, mehr als 2.400 Menschen wurden in diesem Zeitraum durch Bandenmitglieder getötet. In Port-au-Prince leben circa eine Million, im gesamten Ballungsraum der Hauptstadt mehr als 2,6 Millionen Menschen. Viele der Vertriebenen sind laut Albrecht in großer Not, da sie mittellos zu ihren Verwandten und Freunden fliehen. Lokale Märkte sind zusammengebrochen; insbesondere in ländlichen Regionen ist es notwendig, Menschen stärker bei der Produktion von Nahrungsmitteln zu unterstützen, da sich die Bevölkerung aktuell überwiegend aus eigenem Anbau ernähren muss. 

Misereor bittet um Spenden für die akute Versorgung vor Ort und die Unterstützung derjenigen Menschen, die wegen der Bandenkriminalität aus ihren Stadtvierteln fliehen mussten.

Spendenkonto
IBAN: DE75 3706 0193 0000 1010 10
BIC GENODED1PAX
bei der Pax-Bank Aachen
Stichwort: "Hilfe für Haiti 2023"

Text: Misereor (to)



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