“Maria, meine Lebensbegleiterin!“ - Marienandachten im Deggendorfer Land
Der Monat Mai ist der Marienmonat. Vielerorts gibt es in dieser Zeit Marien- oder Maiandachten. Mal gehört eine Wanderung dazu, mal treffen sich die Menschen hinterher noch zum Ausklang. Die Tradition ist vielfältig und wird gelebt.
Die Maiandacht zum Muttertag
"Die Maiandacht gehört für uns dazu", erzählt Theres, "so beschließen wir unseren gemeinsamen Tag fast jedes Mal - wenn es meiner Mutter gut geht!". Die beiden Osterhoferinnen besuchten dieses Jahr am Muttertag die kleine Wallfahrtskirche "Maria in der Rose" am Deggendorfer Geiersberg - ein idyllisches Fleckchen umrahmt von hohen Bäumen und fernab von Trubel an Donaustrand und Fußgängerzone. Und eine der ältesten Wallfahrten in Bayern. Das Votivbild am Altar ist eine Pietà aus dem 15. Jahrhundert. Unter den rund 50 Besuchern der Maiandacht waren am späten Sonntagnachmittag auch viele Omas mit ihren Enkeln und Kindern. Nicht nur ein würdiger Abschluss für Floristen an diesem eher profanen Feiertag, sondern auch eine Möglichkeit des Innehaltens.
Hier konnten sich die Besucher über die Heilige Gedanken machen, die vor allem den Frauen in der katholischen Kirche so nahe ist wie keine andere: Maria. Als ledige Mutter musste sie mit ihrem Neugeborenen fliehen. Maria hatte Angst um ihren Sohn, der als Zwöfljähriger im Tempel mit den Gelehrten diskutierte. Und der irgendwann beschloss, in die Welt hinauszugehen und zu predigen und sich seiner Mutter entfremdete. Maria sah in tiefem Schmerz den eigenen Sohn hingerichtet am Kreuz. Sie trauerte um Jesus.
Kaplan Thomas Kraus stellte bei der Maiandacht die Frage: "Hilft es denn wirklich, wenn man vom Leid erfährt, das so groß ist?" Ja, denn es relativiert so einiges - etwa die wiederholt verhauene Englischarbeit der Tochter und so vieles mehr.
Maiandacht des KDFBs St. Martin nach Uttobrunn
"Ich bin jetzt 23 Jahre in St. Martin Pfarrer", so Wolfgang Riedl, der Pfarrer von St. Martin in Deggendorf. "Diese Maiwanderungen gibt es aber bestimmt schon seit 30 Jahren." Gestartet wurde auch dieses Mal wieder vor den Kirchentoren am frühen Abend, in festem Schuhwerk und mit spürbarer Vorfreude aller Beteiligten. Während Pfarrer Riedl noch einen schwarzen Parapluie bei sich trug, vertraute die Gruppe doch eher auf "Schutz und Schirm" der heiligen Gottesmutter. In schnellen Schritten überwanden die Teilnehmer die teils steilen drei Kilometer entlang der Wohngebiete der Ortsteile "Himmelreich" und "Kohlberg". Ohne Begleitung von Bittgesängen oder Gebeten: Stattdessen wurden auf dem Weg ganz triviale Themen besprochen - vom Rockkonzert in München bis hin zu horrenden Fußballerablösen. Auch das ist ein Teil von Maiandachten: Der Winter ist vorbei, man kann wieder raus und trifft sich abends zum Austausch mit den Nachbarn.
Nach einer kurzen, eher moderaten Wegstrecke durch den Wald kamen die Wanderer dann zu der kleinen Kapelle, in der die Maiandacht zelebriert werden sollte. Dieses kleine Kirchlein ist dem Heiligen Utto geweiht. Von hier soll der Überlieferung nach der Heilige das Kloster Metten erbaut haben. Das Votivbild zeigt ihn und die Axt, die an einem Sonnenstrahl hängt.
Im Zentrum der Andacht stand das diesjährige KDFB-Motto "Maria, die Lebensbegleiterin". Wir wenden uns in allen Lebenslagen an Maria: Bei Kummer und Sorgen, in Trauer und Not, aber auch in Freude und Dankbarkeit. Neben schönen Marienliedern, meditativer Musik und Gebeten trugen die Vertreterinnen des Frauenbundes St. Martin passende Texte vor. Sie sprachen das Thema Vertrauen an und die Bereicherung, die das eigene Leben damit erfährt. Gott, so hieß es in der Andacht, ließe uns sein Vertrauen spüren: Eine Verbindung, die immer da sei - auch in Zeiten, in denen sie vielleicht kaum wahrgenommen wird. Dieses Band schenke die Freiheit, den eigenen Weg zu gehen. Mit Paul Weismantels "Mein Magnifikat" wurde die sehr stimmungsvolle Maiandacht beschlossen.
Die Padlinger Maiandacht
Nicht nur von der Kirchengemeinde organisierte Feiern sind gelebter Glauben im Monat Mai. In vielen kleinen Orten im Bistum wird fast täglich Maria gedacht. Die Padlinger Maiandacht an der östlichen Bistumsgrenze steht stellvertretend für eine intakte Pflege unseres Brauchtums.
Mit Liedern und Gebeten wird hier Gott jeden Tag für seine Liebe gedankt, auf Maria als Fürsprecherin für unsere Anliegen vertrauend. Die Maiandacht in Padling hat eine langjährige Tradition: Johann Weiß hatte vor 15 Jahren seinen Stadel zu einer kleinen Dorfkapelle in Padling umgebaut. Er folgte damit einem Gelöbnis, das sein Großvater für eine glückliche Heimkehr aus dem Krieg geleistet hatte. Weder der Opa noch der Vater konnten aber dieses Versprechen noch Zeit ihres Lebens einlösen, da beide sehr jung verstarben.
Seit dieser Zeit werden im Mai jeden Tag 15-minütige Andachten abgehalten. Die Kapellentür in Padling ist nie versperrt. Johann Weiß hat 32 Andachten vorbereitet, die auch von anderen gehalten werden können, sollte er mal verhindert sein: Es werden Lieder gesungen und der Verstorbenen und den eigenen Sorgen mit einem "Vater unser" und einem "Gegrüßet seist du Maria" gedacht.
"Es geht mir darum, den Glauben in unser Leben, in unseren Alltag hineinzutragen", so Weiß. Und was ihm noch sehr wichtig ist: Die anwesenden Kinder und Jugendlichen erhalten in diese Andachten immer eine tragende Rolle - sie lesen aus dem Evangelium oder sprechen geistliche Texte. "Ich nehme mich da bewusst zurück, um den Jungen ihren Platz zu geben!" Dieser Ansatz der kurzen Andachten in der Dorfmitte scheint richtig zu sein: die Besuchertendenz ist stetig wachsend. Immer um die 20 Personen kommen zur Andacht und der anschließende Ratsch tut dem Zusammenhalt mehr als gut.