München / Regensburg, 13. November 2024.
In der Kleinstadt Guapi im Südwesten Kolumbiens klafft ein großes Loch im Kirchenfenster, und gleich zwei große Lücken hat die Gemeinde: Ein Bombenanschlag hat zwei Menschen in den Tod gerissen. Neben der Kirche wurden auch das Bischofshaus und die Verwaltungsgebäude des Apostolischen Vikariats schwer beschädigt. Die Explosion galt der Polizeistation, die in Nachbarschaft der Vikariatsgebäude liegt. Der Anschlag dürfte auf das Konto einer lokalen Guerilla-Gruppe gehen.
Arnulfo Moreno Quiñonez, derzeitiger Leiter des Apostolischen Vikariats Guapi, erklärt, wie es auf dem Gelände der Kirche, die auch schwer beschädigt wurde, aussieht: „Die Detonation hat die kirchlichen Gebäude praktisch dem Erdboden gleichgemacht; sie zerstörte sämtliche Mauern, Türen, Fenster und das Dach. Nur noch Trümmer blieben übrig.“ Mehr als die materiellen Schäden schmerzten die Todesopfer: „Wir trauern und spüren den Schmerz der Verletzten, sehen die Tränen der Familien und die Verzweiflung einer Gesellschaft, die sich nach einem Leben in Frieden sehnt“, sagte Moreno.
Dass der Bombenanschlag nicht noch mehr Menschenleben gekostet habe, sei der frühen Uhrzeit zu verdanken, so Quiñonez. Ein Priester, der im dem kirchlichen Gebäude lebt, habe sich auf durch Zufall Reisen befunden, „sonst wäre auch er ein Opfer der Explosion geworden.“ Mit Blick auf das verwüstete Kirchengelände setzt er hinzu: „Materielle Verluste können ersetzt werden, menschliche Verluste nicht.“
Neuer Bürgerkrieg droht
Die kolumbianische Bischofskonferenz verurteilte in einer Erklärung den Anschlag und wies auf die Folgen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt hin: „Wir lehnen entschieden die verbrecherischen Handlungen jener ab, die versuchen, Angst und Zerstörung zu verbreiten und die soziale Ordnung zu untergraben“, schreiben die Bischöfe. Sie forderten die Täter auf, „den Weg des Terrors zu verlassen und sich dem Dialog zu öffnen – er ist der einzige Weg, der zum Frieden führt“. Nach Jahrzehnten des blutigen Bürgerkriegs ist Kolumbien seit 2016 auf dem Weg zum Frieden, der jedoch ist fragil. Beobachter befürchten, dass schon einzelne Bombenanschläge ganze Regionen zurück ins Chaos stürzen könnten.
Die Region Cauca, in der Guapi liegt, ist seit vier Jahrzehnten ein Brennpunkt zahlreicher Konflikte. Die Region ist wegen ihrem Zugang zum Pazifik ein Umschlagplatz für Drogen. Nach kurzer „Friedenspause“ ist sie seit kurzem Schauplatz einer neuen bewaffneten Auseinandersetzung zwischen Guerillagruppen. „Kirche in Not“ unterstützt im Apostolischen Vikariat Guapi Transportmittel für die Seelsorge, vor allem Boote, da weite Teile der Region für Autos kaum zugänglich sind. Außerdem fördert das Hilfswerk die Ausbildung von Katechisten, die in abgelegenen Orten die alleinigen kirchlichen Ansprechpartner sind.
Text: Kirche in Not
(sig)