"Klosterleben zwischen Entfremdung und Prophetie" - Junge Ordensleute treffen sich in Schloß Spindelhof zu Gebet und Austausch
Bereits zum zweiten Mal lud die Hauptabteilung Orden - Geistliche Gemeinschaften im Bistum Regensburg zu einer mehrtägigen Tagung in das Bildungshaus Schloss Spindlhof nach Regenstauf ein. Organisatorin María Luisa Öfele, die verantwortliche Ordinariatsrätin für die Orden und Geistlichen Gemeinschaften, konnte 18 Ordensleute zu Gebet, Vorträgen und Gedankenaustausch willkommen heißen, die aus Gemeinschaften in fünf bayerischen Diözesen kommen und neben Deutschland auch in Polen, dem Kosovo, Madagaskar, Vietnam und der Ukraine beheimatet sind. Geistlicher Höhepunkt bildete am Sonntag das Pontifikalamt mit Weihbischof Dr. Josef Graf, der bereits im vergangenen Jahr gerne nach Spindlhof gekommen war.
"Der Mönch in der Wissenschaft - nicht der Professor im Habit"
Gleich mit drei Vorträgen vertreten war Prof. Dr. Thomas Quartier OSB, Liturgie- und Ritualwissenschaftler an der Universität Nijmegen in den Niederlanden. Der Mönch aus der Abtei St. Willibrord Dötinchem (NL), Jahrgang 1972, fand erst nach mehreren Jahren der Lehrtätigkeit an der Universität den Weg ins Kloster. Mit Mitte dreißig hätte er gespürt, so wie es läuft, läuft es zwar gut, das ist aber nicht das, was Gott von mir will. "Der Mönch soll ein Suchender sein", so fasst er die Regel des Mönchsvater Benedikt zusammen. Er suchte und fand und wurde Benediktiner, "die einen meinten ich hätte die Midlifecrisis, ich nenne es Berufung". Universitätsprofessoren im Habit sind nicht alltäglich, vor allem, wenn die Hochschule keine ordenseigene ist. Neben der Universität Nijmwegen (NL) lehrt er auch an der Katholischen Universität Leuven (B) und hat eine Gastprofessur an der Benediktinischen Universität San Anselmo in Rom.
In seinen zahlreichen Vorträgen außerhalb der Universität und in seinen beiden Büchern "Heilige Wut: Mönch sein heißt radikal sein" (Herder 2018) und "Das Kloster im Leben: Monastische Spiritualität als Provokation" (Butzon & Bercker 2016) lädt der geborene Niederrheiner zur Begegnung der Welt mit dem Mönchtum ein. Ein Dreifaches hat das Klosterleben dem Weltleben zu geben: Stille - Struktur - Stil - Stille, um zu Gott zu finden - Struktur im Tag und in seinem Handeln und Stil im Umgang miteinander, Grenzen kennend, vielleicht auch damit spielend, aber nie überschreiten. Im Blick auf rückgängige Eintrittszahlen verweist Bruder Thomas auf das Gottvertrauen. Vor 10 Jahren sei sein Konvent fünf Mönche klein und fortgeschrittensten Alters und kurz vor der Klosterauflösung gewesen, heute seien es wieder zwölf Mönche. "Da ist mir um die Zukunft der Kirche und der Klöster nicht bange!"
Vier Orden, vier Charismen, vier Gründer/innen
Am Rande der Tagung hatte sich eine kleine Gesprächsrunde zusammengefunden, vier Ordenschristen unterschiedlichen Alters, Herkunft und Ordensgemeinschaft. Da war Schwester Maximiliana OSC, Äbtissin der Klarissen in Dingolfing, eine oberbayerische Ordensfrau mit einem herzerfrischenden Lachen, die kontemplatives Leben ganz gut auf den Punkt brachte "Wir sind weg von der Welt, aber für die Welt", für die Welt mit all ihren Herausforderungen im ständigen Gebet verbunden. Die Ordensgründerin, die hl. Klara von Assisi (†1253 in San Damiano, Assisi), war die erste Frau in der Kirche, die eine Ordensregel verfasste, die auch offiziell angenommen wurde, das erfüllt die Schwestern mit Stolz. Schwester Edit OSU, Ursuline aus dem Kosovo in Straubing, stellte die Ordensgründerin, die hl. Angela Merici (†1540 in Brescia, Italien) vor. "Die Alten müssen auf die Jungen hören und die Jungen auf die Alten", so Schwester Edit, getreu dem Grundsatz der Ordensgründerin, "bleib auf dem alten Weg aber lebe Dein neues Leben".
Schwäbisch klang es dann bei Schwester Johanna Maria OSF vom Creszenziakloster Kaufbeuren im Bistum Augsburg. Die franziskanische Gemeinschaft, die von der hl. Maria Crescentia Höss (†1744 Kaufbeuren) gegründet wurde, widmet sich ganz unterschiedlichen Aufgaben. Neben der klassischen Pastoral gibt es auch ein Mädcheninternat und die Wallfahrt zum Grab der Ordensgründerin, "nah am Herzschlag Gottes und nah an den Menschen". Der einzige Mann in der Runde war Bruder Pio CO von den Oratorianern aus Aufhausen im Bistum Regensburg. Ihr Gründer, der hl. Philipp Neri (†1595 in Rom) brachte das Evangelium zu den Menschen auf die Straße, genau so sei der Auftrag der Oratorianer heute, das Wort Gottes zu den Menschen zu bringen, unbeirrbar. Nach der Gesprächsrunde machten sich die Ordensleute auf einen Spaziergang auf, eine der Schwestern zückte ihren Selfiestick zur Verwunderung des einen oder anderen: "Wir Ordensleute sind doch nicht von gestern, wir sind im heute für das morgen!"