Regensburg, 10. April 2025
Die Wallfahrtskirche in Niederleierndorf ist ein besonderes Kleinod des Rokoko.
Die Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt in Niederleierndorf ist ein beliebter Wallfahrtsort. Sogar in einer säkularen Radtouren-App wird die Kirche als ein lohnendes Ziel empfohlen. Niederleierndorf ist ein Gemeindeteil der Marktgemeinde Langquaid im niederbayerischen Landkreis Kelheim. Die Kirche ist ein spätbarocker Bau mit vorwiegender Ausstattung im Stil des Rokoko. Sie wurde im Jahr 1740 an Stelle einer mittelalterlichen Vorgängerkirche errichtet. Der Unterbau des Turmes von dieser früheren Kirche ist erhalten. Die blühende Marienwallfahrt im 18. Jahrhundert gab den Ausschlag für den Neubau. Der äußere Bau der Kirche wird durch Pilaster und ein kräftiges Kranzgesims gegliedert. Im nördlichen Chorwinkel steht der quadratische Turm, dessen unterer Teil noch der des mittelalterlichen Turmes ist. Die drei oberen, von einer doppelten Zwiebelhaube bekrönten Geschosse entstanden mit dem Neubau der Kirche. Sie sind durch Gesimse voneinander abgesetzt und werden durch Eckpilaster verstärkt. Turmkugel und Doppelkreuz wurden im Jahr 1752 auf die Kuppel gesetzt und schlossen damit den Bau des Turmes ab.
Das einschiffige Langhaus der Kirche wird von einer flachen Stichkappentonne gedeckt. Der eingezogene Chor ist halbrund geschlossen. Auch der Chor weist ein halbrundes, von Stichkappen durchbrochenes, Tonnengewölbe auf. Im Westen des Langhauses findet sich eine Doppelempore mit geschweiften Brüstungen. Die Brüstung der unteren Empore werden von Stuckdekor aus Laub- und Bandelwerk überzogen. Hier zeigt sich der Stil des noch frühen Rokoko. Die obere Empore, die Orgelempore, datiert etwa auf das Jahr 1790. Diese Empore ist mit Medaillons und Girlanden im Stil des Klassizismus verziert. Die erhaltene neoklassizistische Bemalung gehört zu den sehenswerten Besonderheiten der Kirche. In der Mitte der Empore ist König David, der auf der Harfe spielt, dargestellt.
Eine Erdteilallegorie über der Orgel
Die beeindruckenden Deckenmalereien wurden im Jahr 1791 von Matthias Schiffer aus der Steiermark ausgeführt. Die Rahmen sind gemalt und nicht aus Stuck. Sie sind mit kleinen Rundspiegeln besetzt. In der Kirche finden sich rund 900 kleine Rundspiegel. Auf dem Deckenbild über dem Chor ist das letzte Abendmahl dargestellt. In den Zwickeln finden sich die vier Evangelisten mit ihren Symbolen. Das große Deckenbild im Langhaus ist der Geschichte des in der Kirche verehrten Gnadenbildes gewidmet. Der Legende zufolge soll die Madonnenfigur während der Reformation in Regensburg als Spielzeug benutzt worden sein. Ein Kaufmann, so die Legende weiter, soll sie nach Niederleierndorf gebracht und dort an einem Baum zur Verehrung aufgestellt haben. Die Figur wurde dann in die Niederleierndorfer Kirche überführt. Im Deckengemälde ist das Gnadenbild zum einen in einer Prozession zur Niederleierndorfer Kirche dargestellt und zum anderem im Himmel, wo es von Engeln und Putten verehrt wird. Östlich und westlich des großen Deckenbildes schließen sich zwei Rundbilder an. Auf dem Rundbild vor dem Chorbogen ist die Verkündigung dargestellt.
Das Rundbild über der Empore ist eine kunsthistorische Besonderheit, eine sogenannte Erdteilallegorie. Es zeigt die Verherrlichung des Marienmonogramms durch vier Erdteile. Am Himmel ist das Monogramm Mariens der Sonne gleich dargestellt. Seine Strahlen richten sich wärmend auf die auf der Erde versammelten Repräsentanten der vier Erdteile. Drei der Erdteile, Amerika, Europa und Afrika knien und verehren das Marienmonogramm. Asia verhält sich ablehnend, indem es stehen bleibt und sich die Hand vor die Augen hält. Über die Erdteilallegorien auf dem Gebiet des früheren Fürstbistums Augsburg, also auch über die Erdteilallegorie in Niederleierndorf, hat die Kunsthistorikerin Marion Romberg in ihrer Dissertation geschrieben. Dort beschreibt sie ebenfalls sehr ausführlich das Motiv der Asia, die sich dem Glauben entgegenstellt, wie man es auch in Mariä Himmelfahrt sieht.