Außenansicht der Kirche Maria Himmelfahrt in Niederleierndorf. Der Barockbau nach dem Plan von Johann Georg Hirschstötter entstand 1740 unter Verwendung des mittelalterlichen Turmes.

Kirchen aus dem Bistum: Maria Himmelfahrt in Niederleierndorf

Blühende Wallfahrt machte eine neue Kirche nötig

© H.Helmlechner, Wikimedia, CC-BY-SA-4.0


Regensburg, 10. April 2025

Die Wallfahrtskirche in Niederleierndorf ist ein besonderes Kleinod des Rokoko.  

Die Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt in Niederleierndorf ist ein beliebter Wallfahrtsort. Sogar in einer säkularen Radtouren-App wird die Kirche als ein lohnendes Ziel empfohlen. Niederleierndorf ist ein Gemeindeteil der Marktgemeinde Langquaid im niederbayerischen Landkreis Kelheim.  Die Kirche ist ein spätbarocker Bau mit vorwiegender Ausstattung im Stil des Rokoko. Sie wurde im Jahr 1740 an Stelle einer mittelalterlichen Vorgängerkirche errichtet. Der Unterbau des Turmes von dieser früheren Kirche ist erhalten. Die blühende Marienwallfahrt im 18. Jahrhundert gab den Ausschlag für den Neubau. Der äußere Bau der Kirche wird durch Pilaster und ein kräftiges Kranzgesims gegliedert. Im nördlichen Chorwinkel steht der quadratische Turm, dessen unterer Teil noch der des mittelalterlichen Turmes ist. Die drei oberen, von einer doppelten Zwiebelhaube bekrönten Geschosse entstanden mit dem Neubau der Kirche. Sie sind durch Gesimse voneinander abgesetzt und werden durch Eckpilaster verstärkt. Turmkugel und Doppelkreuz wurden im Jahr 1752 auf die Kuppel gesetzt und schlossen damit den Bau des Turmes ab. 

Das einschiffige Langhaus der Kirche wird von einer flachen Stichkappentonne gedeckt. Der eingezogene Chor ist halbrund geschlossen. Auch der Chor weist ein halbrundes, von Stichkappen durchbrochenes, Tonnengewölbe auf. Im Westen des Langhauses findet sich eine Doppelempore mit geschweiften Brüstungen. Die Brüstung der unteren Empore werden von Stuckdekor aus Laub- und Bandelwerk überzogen. Hier zeigt sich der Stil des noch frühen Rokoko. Die obere Empore, die Orgelempore, datiert etwa auf das Jahr 1790. Diese Empore ist mit Medaillons und Girlanden im Stil des Klassizismus verziert. Die erhaltene neoklassizistische Bemalung gehört zu den sehenswerten Besonderheiten der Kirche. In der Mitte der Empore ist König David, der auf der Harfe spielt, dargestellt.

Eine Erdteilallegorie über der Orgel

Die beeindruckenden Deckenmalereien wurden im Jahr 1791 von Matthias Schiffer aus der Steiermark ausgeführt. Die Rahmen sind gemalt und nicht aus Stuck. Sie sind mit kleinen Rundspiegeln besetzt. In der Kirche finden sich rund 900 kleine Rundspiegel. Auf dem Deckenbild über dem Chor ist das letzte Abendmahl dargestellt. In den Zwickeln finden sich die vier Evangelisten mit ihren Symbolen. Das große Deckenbild im Langhaus ist der Geschichte des in der Kirche verehrten Gnadenbildes gewidmet. Der Legende zufolge soll die Madonnenfigur während der Reformation in Regensburg als Spielzeug benutzt worden sein. Ein Kaufmann, so die Legende weiter, soll sie nach Niederleierndorf gebracht und dort an einem Baum zur Verehrung aufgestellt haben. Die Figur wurde dann in die Niederleierndorfer Kirche überführt. Im Deckengemälde ist das Gnadenbild zum einen in einer Prozession zur Niederleierndorfer Kirche dargestellt und zum anderem im Himmel, wo es von Engeln und Putten verehrt wird. Östlich und westlich des großen Deckenbildes schließen sich zwei Rundbilder an. Auf dem Rundbild vor dem Chorbogen ist die Verkündigung dargestellt. 

Das Rundbild über der Empore ist eine kunsthistorische Besonderheit, eine sogenannte Erdteilallegorie. Es zeigt die Verherrlichung des Marienmonogramms durch vier Erdteile. Am Himmel ist das Monogramm Mariens der Sonne gleich dargestellt. Seine Strahlen richten sich wärmend auf die auf der Erde versammelten Repräsentanten der vier Erdteile. Drei der Erdteile, Amerika, Europa und Afrika knien und verehren das Marienmonogramm. Asia verhält sich ablehnend, indem es stehen bleibt und sich die Hand vor die Augen hält. Über die Erdteilallegorien auf dem Gebiet des früheren Fürstbistums Augsburg, also auch über die Erdteilallegorie in Niederleierndorf, hat die Kunsthistorikerin Marion Romberg in ihrer Dissertation geschrieben. Dort beschreibt sie ebenfalls sehr ausführlich das Motiv der Asia, die sich dem Glauben entgegenstellt, wie man es auch in Mariä Himmelfahrt sieht.
 

 

Marienleben in den Stichkappen

Auf den Zwickeln zwischen den Stichkappen rund um das Hauptgemälde sind Szenen aus dem Marienleben dargestellt. Auf der rechten Seite finden sich die Geburt und der Tempelgang Mariens sowie die Vermählung Mariens mit Josef. Auf der linken Seite ist die Heimsuchung, die Präsentation Jesu im Tempel und die Himmelfahrt Mariens zu sehen. Im Chor der Kirche sind zwei neubarocke Bleiglasfenster eingebaut. Auf den Scheiben sind – von Medaillons gerahmt – links der heilige Josef und rechts Maria zu sehen. Auf zwei Fenstern im Langhaus ist links die Verkündigung und rechts die Krönung Mariens dargestellt. Über den Apostelleuchtern an den Seitenwänden der Kirche sind die Büsten der Apostel gemalt. Diese Bilder sind in Grisailletechnik ausgeführt. Bei dieser wird nur schwarz, weiß und grau verwendet. Der Effekt der Technik ist seine Schattenwirkung, die die Gemälde plastisch wirken lässt.  

Die Altäre 

Der Hochaltar im Stil des frühen Rokoko stammt aus der Zeit um 1745. Er wird von vier Säulen und zwei Pilastern mit Halbsäulen gerahmt. Das Altarblatt wird Matthias Schiffer zugeschrieben. Es zeigt das Patrozinium der Kirche, die Himmelfahrt Mariens. Auf dem Auszugsbild der Erzengel Michael dargestellt, der Luzifer stürzt. Die Seiten des Tabernakels sind drehbar. Sie stellen Szenen der Verkündigung, der Geißelung und der Dornenkrönung dar. Die beiden in Weiß und Gold gefassten Assistenzfiguren auf dem Hochaltar stellen den heiligen Wolfgang von Regensburg und den heiligen Blasius dar. Die Seitenaltäre der Wallfahrtskirche stammen aus der Zeit um 1750/60. Auf dem nördlichen Altar ist der Heilige Sebastian dargestellt. Der Auszug zeigt den Heiligen Leonhard. Am südlichen Seitenaltar steht in einem Rokokoschrein das Gnadenbild. Die aus dem 16./17. Jahrhundert stammende Madonna mit Kind wurde neu gefasst. Die verlorene Jesusfigur wurde ersetzt. Das Auszugsbild am Gnadenaltar zeigt Gottvater. Die Auszugsbilder der Seitenaltäre werden Matthias Schiffer zugeschrieben. An den Seitenwänden finden sich spätgotische Schnitzfiguren der heiligen Barbara und der heiligen Katharina. Eine Figur der Madonna mit Kind an der südlichen Langhauswand datiert auf die Zeit um 1500. Zahlreiche Votivtafeln erinnern an die Bittgesuche der Wallfahrer. Das älteste Votivbild ist mit der Jahreszahl 1690 bezeichnet. Seither besucht ein nicht abreißender Strom von Pilgern das Gnadenbild von Niederleierndorf.
 

Text: Peter Winnemöller

Fotos: H.Helmlechner, Wikimedia, CC-BY-SA-4.0; Elcom.stadler, Wikimedia, CC-BY-SA-4.0; Helmlechner, Wikimedia, CC0

(lg)

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In der Reihe Kirchen aus dem Bistum Regensburg stellen wir Kirchen, Klöster und Kapellen vor, die sich im weiten Einzugsgebiet der Diözese befinden.



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