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Die Regensburger Bahnhofsmission hilft

Kirche am Gleis

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Die Bahnhofsmission kennen die meisten nur vom Logo her. Man findet es neben den Gleisnummern und weiteren Symbolen, die etwa auf die Schließfächer hindeuten. Andere wissen von der Bahnhofsmission wegen der „Blauen Engel“, die beim Ein-, Aus- und Umsteigen helfen. Unbekannt für die einen, ist die Bahnhofsmission für andere fester Bestandteil im Gewirr des Lebens. Zwischen 50 und 70 Personen treibt es täglich an das Fenster der Bahnhofsmission am Regensburger Hauptbahnhof. Seit dem ersten Lockdown im März 2020 ist die Nachfrage sogar nochmals gestiegen.

Die Leute haben trotzdem Bedarf

Während beispielsweise die Tafel oder die fürstliche Notstandsküche zeitweise geschlossen hatte, gab es in der Bahnhofmission weiterhin Kaffee, Brotzeit und einen menschlichen Blick. „Die Leute hatten natürlich trotzdem Bedarf und kamen deshalb vermehrt zu uns“, erklärt Anton Stadler, Leiter der Bahnhofsmission. Das Fenster wurde umgebaut und mit einem Spukschutz versehen. Der beliebte Begegnungsraum dagegen – für manch einen auch Wohnzimmer – kann leider nicht genutzt werden. Die Haupttätigkeit besteht momentan darin, Essen und Getränke auszugeben, erklärt Susanne Mai. Als Sozialpädagogin arbeitet sie bei der Kirchlichen Allgemeinen Sozialarbeit der Diakonie und ist gemeinsam mit Anton Stadler vom Katholischen Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit der Caritas in der Leitung der Bahnhofsmission aktiv.

Über einen Kaffee ins Gespräch kommen

Oft entwickelt sich aus einem Kaffee mit Milch und Zucker ein längeres Gespräch: „Manchmal brauchen die Leute eine kurze Anwärmzeit, bis sie ihre Probleme schildern können, oder sie kommen eben gleich und reden sich die Probleme von der Seele.“ Dann geht es darum herauszufinden, was ein nächster Schritt sein könnte. Manche Gäste können sie auch an andere Einrichtungen weitervermitteln. Die Pandemie macht es aber schwer, ungezwungen mit den Leuten zu reden: „In Einzelfällen kann man auch mal raus gehen und vor der Tür ein Gespräch führen. Dort ist man aber auf dem Präsentierteller, steht am zugigen Bahnsteig. Das ist nicht die Atmosphäre, die für ein Gespräch wichtig ist“, erklärt Anton Stadler. Dem Team fehlen auch die gemeinsamen Dienstbesprechungen vor Ort. Die rund 25 Ehrenamtlichen, von Studenten über Berufstätige bis hin zu Rentnern, sorgen dafür, dass die Bahnhofsmission bis in die Nacht hinein geöffnet haben kann.

Oft fehlen gute Freunde und die Unterstützung durch die Familie

Spannend ist die Frage, warum gerade der Bahnhof Menschen in existenziellen Nöten anzieht. Susanne Mai sieht im Bahnhof einen Ort, der in einem das Gefühl erweckt, „nicht alleine zu sein und mitten im Leben zu stehen“. Gleichzeitig bliebe man anonym und falle im ständigen Kommen und Gehen kaum auf. In der Bahnhofsmission lerne man, so Anton Stadler, einen Ausschnitt aus der Gesellschaft kennen, mit dem man sonst eigentlich kaum Kontakt habe. „In der Regel geht man her und sagt, der wird schon irgendwie selber schuld sein, dass er jetzt in Alkohol, Drogen, Geldnot oder sozialer Isolierung gelandet ist. Hier lernt man, dass es nicht immer so ist.“ Oft würden den Menschen gute Freunde und die Unterstützung durch die Familie fehlen. Auch gerate man schneller in Obdachlosigkeit, als man meinen könnte. Die Negativspirale beginne meistens mit dem Verlust des Arbeitsplatzes. Susanne Mai möchte gerade solchen Menschen sagen: „Du bist wertvoll und du bist geliebt.“ Keine leichte Aufgabe, wenn sich beim Gegenüber bereits die Lüge eingenistet habe, zu nichts mehr zu taugen. „Wir versuchen zu vermitteln: Das Leben ist lebenswert und es gibt immer wieder doch Möglichkeiten, manche Lasten leichter zu machen.“ Einer Frau Mitte 40 beispielsweise, die völlig verzweifelt bei der Bahnhofsmission Zuflucht suchte, konnten sie therapeutische Hilfe vermitteln. Nach knapp einem Monat kam sie wieder. Diesmal, um sich für die erfahrene Hilfe zu bedanken. In der Bahnhofsmission bekomme Kirche ein Gesicht. Finanziell getragen wird sie von der Caritas und der Diakonie. Auch die Stadt und der Landkreis Regensburg leisten einen Beitrag. Dazu kommen private Spenden. Lebensmittel bekommen sie beispielsweise von den Rengschburger Herzen, der Tafel, Bäckereien am Bahnhof, dem Edeka oder auch vom Ibis Hotel. „Wir können immer Kaffee, Milch und Zucker gebrauchen“, erklärt Susanne Mai mit einem Schmunzeln.

Gesehen- und Erkanntwerden

Ein großer Vorteil der Bahnhofsmission ist es, dass man einfach mal vorbei kommen könne. Andere Einrichtungen verlangen einen Termin und ein bestimmtes Anliegen. „Das filtert schon mal einen Schwung an Leuten raus“, erklärt Anton Stadler. Bei der Bahnhofsmission dagegen, gibt es all diese Schwellen nicht. Susanne Mai weiß aus eigener Erfahrung: „Wir leben alle auch vom Gesehen- und Erkanntwerden.“ Den Gästen fällt es auf, wenn sie länger nicht mehr da war, was im Übrigen auch umgekehrt gilt. „Dann ist es ein freudiges Wiedersehen, man führt ein bisschen Smalltalk und nimmt Anteil am jeweils anderen Leben.“

Die Bahnhofsmission kann übrigens stets Verstärkung im Team oder Spenden gebrauchen. Bei Interesse heißt es: einfach melden unter <link mail internal link in current>info@bahnhofsmission-regensburg.de oder über Telefon 0941 / 579 61.



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