Kasel verabschiedet den künftigen Bischof von Regensburg
(pdr) Sternsingerkinder eilen durch den kalten Sonntagmorgen, in Sankt Nikolaus singt sich der Kirchenchor warm. Südwestrundfunk und Bayerischer Rundfunk bauen ihre Kameras auf. Ein Zeitungsjournalist fragt fröstelnd nach einem Kaffee. Die Januarsonne denkt darüber nach, ob sie die Weinberge rund um Kasel vom winterlichen Frühdunst befreien soll. Es dauert noch mehr als eine Stunde, bis der Abschiedsgottesdienst für Professor Rudolf Voderholzer beginnen wird.
Um 10.00 Uhr platzt die kleine Dorfkirche dann aus allen Nähten. Rund 300 Menschen drängen sich in den Bänken. Was dieser Abschied bedeutet, das macht Pastor Erwin Recktenwald, Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Waldrach, in seiner Begrüßung klar. Rudolf Voderholzer war für die Kaseler nicht der Professor, sondern Pastor im wahrsten Sinne des Wortes: der Hirte. Da verlässt einer die Pfarrgemeinde, dem die Menschen vertrauen, dem sie begegnen, der Zeit hat, die Alten zu besuchen, der den Kindern und Jugendlichen den Herrgott nahebringt und der Brücken baut zwischen Gruppen, Nachbardörfern und Vereinen und ihnen allen Wege öffnet zu Christus. „Wenn der so bleiben kann, wie er ist, dann wird er ein guter Bischof“, fasst eine junge Frau zusammen.
Die Regensburger Bistumsleitung, die ihren neuen Bischof beim Abschiednehmen begleitet, wird trotz des Abschiedsschmerzes mit freundlichem Applaus begrüßt. Diözesanadministrator Dr. Wilhelm Gegenfurtner und sein Stellvertreter, Prälat Michael Fuchs, waren schon am Abend zuvor angereist und konzelebrieren. Sie erleben in Professor Voderholzer einen Seelsorger, der nicht nur über Christus redet, sondern ihn spürbar, ja sinnlich erfahrbar werden lässt. Das Jesuskind in der Krippe hatte der Professor gleich zu seinem ersten Weihnachtsfest den Kaselern mitgebracht. „Es ist ja das eigentliche Geschenk zu Weihnachten“, sagt er in seiner Abschiedspredigt. „Gott schenkt sich selbst, nicht eigewickelt in Geschenkpapier, sondern in Windeln. Und wir wissen alle, wozu die da sind. So sehr ist Gott uns Menschen nahegekommen.“
Die Messdiener und vielleicht auch andere Kaseler hatten sich bereits gefragt, was denn nun aus dem Christkind vor dem Altar werde, wenn der Professor als neuer Bischof nach Regensburg ans andere Ende Deutschlands gehe. Rudolf Voderholzer nimmt die Kinderfigur aus der Kippe und legt sie der Küsterin von Sankt Nikolaus in den Arm: „Das Jesuskind bleibt hier.“ Das Abschiedsgeschenk verbindet der Kaseler Seelsorger mit eindringlichen Bitten an die Gemeinde: „Halten Sie das Christkind in Ehren. Bewahren Sie den Glauben an Christus und halten Sie ihn lebendig. Lassen Sie ihn immer weiter in sich brennen. Bleiben Sie unruhig und geben Sie sich mit nichts weniger zufrieden als mit der Wahrheit.“ Wenn ein Priester bei den Menschen seiner Pfarrgemeinde zu Hause ist, dann kann er wohl so fordernd bitten, denn man weiß, wie er es meint: „Wir gehören zusammen durch Jesus Christus, unseren Bruder und Herrn.“
Bis in den Nachmittag dauert der anschließende Empfang im Kaseler Gemeindehaus. Denn Rudolf Voderholzer bedankt sich sehr persönlich bei den Menschen, die ihm diese geistige und geistliche Heimat geschenkt haben. Zum Ende der Heiligen Messe aber verabschiedet sich der künftige Bischof von Regensburg mit einem bayerischen Pfiat Gott, was er den Moselanern gleich übersetzt: „Es behüte Sie Gott, die Kinder, die Jugendlichen, die Erwachsenen und die Alten, die ich noch vor Weihnachten besuchen durfte.“