Jesu Umkehrruf als das große Vorzeichen über der Fastenzeit – Der Aschermittwoch der Künstler zeigt die Nähe von Glaube und Kunst
Erstmals seit längeren Jahren hat in Regensburg wieder der Aschermittwoch der Künstler stattgefunden. Bischof Rudolf Voderholzer und Jens Neundorff von Enzberg, Intendant des Stadttheaters Regensburg, hatten dazu eingeladen. Die Künstlerseelsorge unter der Leitung von Dr. Werner Schrüfer hatte die Begegnung organisiert. Bruder Paulus Terwitte aus Frankfurt am Main sprach im Priesterseminar über Kunst und Glaube.
Zunächst wurde in der Seminarkirche St. Jakob ein Wortgottesdienst gefeiert. Dabei fand auch die Auflegung des Aschekreuzes als Zeichen der Vergänglichkeit des Menschen wie auch der Buße statt. Die musikalische Gestaltung durch das Streichquartett und der Kammerchor der Hochschule für katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik Regensburg ließen den Gottesdienst zu einem eigenen Kunstwerk werden.
Bischof Voderholzer verwies auf den passenden Zusammenfall des Tages in diesem Jahr mit dem Gedenktag des seligen Dominikaners und Künstlers Fra Angelico. In seiner Predigt nannte er den Umkehrruf Jesu „das große Vorzeichen über dieser Fastenzeit“. Während manche Menschen beim Fasten, das sich großer Beliebtheit erfreut, die Selbstvergewisserung, die Gesundheit oder das eigene Aussehen im Blick haben, führe die Fastenzeit vom eigenen Ego weg hin zu Gott und seiner Weisung. Hinter den 40 Tagen bis Ostern stehen die 40 Jahre Wüstenwanderung des Gottesvolkes Israel und die 40 Tage Wüstenerfahrung Jesu Christi zu Beginn seines öffentlichen Wirkens. Bischof Voderholzer beschrieb die romanische Kirche St. Jakob als Ort der Kunst. Auch wenn die Menschen zum Staub zurückkehren, wie dies die Ascheauflegung verdeutlicht, so sei dies doch nicht das letzte Wort Gottes.
Intendant Jens Neundorff von Enzberg sprach während seiner Begrüßung vom Beginn einer möglichen Tradition, die wächst, was die Kooperation beim Aschermittwoch der Künstler betrifft. Kapuzinerbruder Paulus Terwitte, bekannt aus zahlreichen Medien, erklärte in seinem charismatischen Vortrag, die Kirche und jeder denkende Mensch seien Freunde der Kunst. Auch hob er den heiligen Franziskus als Künstler hervor. Kritik übte Terwitte an Kunst, Kirche und Wissenschaft für den Fall, dass ihr Handeln ausschließlich gesteuert ist. Terwitte: „Die Kirche braucht die Kunst, weil die Künstler ganz nahe dran sind, den Anspruch zu hören, der von dem, was ist, an mich ergeht.“ Die Pointe die Kapuziners lautete kurz: „Und das Wort ist Kunst geworden.“ Im Übrigen bräuchten die Künstler nicht katholisch zu werden. „Das sind sie sowieso“, so Terwitte, und zwar katholisch in einem umfassenden Sinne. Künstlerseelsorger Dr. Werner Schrüfer sagte: „Bruder Paulus ist nicht nur dabei, sondern mittendrin.“ Anschließend wurde im Kreuzgang des ehemaligen Schottenklosters eine Agape begangen: bei Kartoffelsuppe und Semmeln.