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Interview mit dem Abt der Benediktinerabtei Metten

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Was sind eigentlich Exerzitien, und warum empfiehlt es sich, sie in Metten zu machen? Was bieten die Benediktiner den Menschen?

Was wir anbieten, das ist der heilsame Rhythmus klösterlichen Lebens, der Wechsel von Gebet, Arbeit und Schweigen. Denn wenn wir nicht schweigen, können wir nicht hören. Gott spricht eigentlich immer, aber wir sind zu laut, wir machen ihn im Grunde mundtot. Er hat oft gar keine Chance bei uns. Ich denke an einen Gast, der mir im letzten Gespräch sagte: „Ich war das erste Mal in meinem Leben mit mir ganz allein, ich habe das zuvor noch nie erlebt.“ In dieser Stille kann einiges passieren.
Wer zu uns kommt ist Einzelgast. In Metten geht es wirklich um Mit-leben im Kloster. Die Gäste wohnen in der Klausur, im Wohnbereich der Mönche. Das heißt, sie teilen den ganzen Alltag mit uns, angefangen von früh um 5:00 mit dem Chorgebet bis abends um 19:30, der letzten Gebetszeit. Dazwischen ertragen sie die Stille des Klosters und sind ihr ausgesetzt.

Diese Stille kann bedrohlich sein, weil man ganz und gar auf sich selbst zurückgeworfen ist. So vieles verdrängen wir normalerweise im Alltag aus unterschiedlichen Gründen. Wir wollen es nicht anschauen. Aber wenn wir in die Stille gehen, dann steigt das in uns auf, man kann bei Bedarf mit jemandem darüber sprechen und allein schon das bringt Einiges in Ordnung.
Sich nicht abzulenken, sondern standzuhalten, kostet große Anstrengung, trägt aber reiche Früchte. Jeder, der sich auf unseren Rhythmus einlässt und auf die Stille, hat nach einer Woche wirklich einen Gewinn. Das kann ich versprechen.

Mit welchen Erwartungen oder in welchen Lebenssituationen bieten sich denn Exerzitien an?

Unsere Erfahrung ist, dass Leute kommen, die in einer Lebenskrise stecken, oder die etwas ändern möchten in ihrem Leben, die eine intensivere Beziehung zu Jesus Christus suchen, die bewusster leben wollen.

Und warum bereitet sich ein Bischof mit Exerzitien auf sein großes Amt vor?

Die Kirche sieht immer vor solchen großen Wendepunkten Exerzitien vor. Man soll noch einmal ganz in die Stille gehen. Der Bischof kommt jetzt aus einem Alltag voller Hektik: Abschied nehmen, umziehen, einräumen. Und jetzt steht dieser herausragende Tag seines Lebens bevor: die Bischofsweihe. Da ist es gut, dass er bei uns in die Stille geht und auf den Herrn hört. Dieses Hinhören öffnet den Menschen für den Geist Gottes, der ihn überströmen wird.
In diesem Geist kann der Bischof seiner Hauptaufgabe nachkommen, nämlich seine Brüder zu stärken. Die Priester in unseren Pfarrgemeinden sind wie Brunnen, die ständig sprudeln müssen. Aber welche Quelle nährt ihren Brunnen? „Stärke deine Brüder.“ Das ist die Aufgabe eines Bischofs.

Wohin muss man sich wenden, wenn man bei Ihnen Exerzitien machen will?

Schicken Sie mir bitte einfach eine E-Mail: abt.wolfgang(at)t-online.de.



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