Regensburg, 12. Mai 2023
Bischof Dr. Rudolf Voderholzer hat unter Würdigung des Votums der Dekanatskonferenz mit Wirkung zum 12.06.2022 Pfarrer Jürgen Josef Eckl zum Dekan des Dekanats Dingolfing-Eggenfelden ernannt. Wir besuchten Herrn Eckl vor Ort und haben ihn auch zum Thema Neuevangelisierung befragt.
Herr Dekan Eckl: Was hat Sie motiviert, katholischer Priester zu werden?
Ich wollte eigentlich tatsächlich schon immer Pfarrer werden. Als Kind habe ich mir dies so ausgemalt. Großeltern und Eltern haben mich schon früh in den Gottesdienst mitgenommen. Und die Liturgie hat immer etwas sehr Faszinierendes für mich gehabt. Da kann man sich natürlich nicht vorstellen, was das bedeutet, Priester zu sein. Aber das hat sich dann im Laufe der Jahre nur gefestigt, auch dadurch, dass ich lange Ministrant war und meine Heimatpfarrer gute Vorbilder und Begleiter waren bzw. sind. In der Absicht Priester zu werden bin ich auch aufs Gymnasium gegangen, habe dann nach dem Abitur Theologie studiert und bin ins Priesterseminar eingetreten.
Haben Sie es jemals bereut?
Nein, keinen einzigen Tag bisher. Es gibt Höhen und Tiefen, aber ich könnte mir nichts anderes vorstellen, was mich mehr erfüllen und ausfüllen würde.
Was unterscheidet einen Dekan von einem Pfarrer?
Der Dekan ist eine Zwischenstufe in der Verwaltung zwischen dem Ordinariat und den Pfarrern. Darüber hinaus hält er einen intensiven Kontakt mit seinen Mitbrüdern. Es geht letztendlich um einen guten Zusammenhalt im Dekanat, dass die Gemeinschaft der Priester, Diakone und pastoralen Mitarbeiter insgesamt funktioniert, auch wenn es einmal Probleme gibt. Dann ist der Dekan auch der Ansprechpartner. Darüber hinaus ist es im Verwaltungsbereich seine Aufgabe, die Themen umzusetzen, die vom Bistum angestoßen werden. Aber auch umgekehrt, Themen aus den Pfarreien an die Verantwortlichen im Ordinariat weiterzugeben.
Können sie uns ein paar Fakten und Zahlen zum neuen Dekanat Dingolfing – Eggenfelden erzählen? Wie viele Pfarreien und Gläubige gibt es?
Katholiken haben wir etwa 70.000 im Dekanat. Es sind 41 Pfarreien, die aktuell in 21 Pfarreiengemeinschaften zusammengefasst sind. Das Gebiet streckt sich größtenteils über die Landkreise Dingolfing-Landau und Rottal/Inn.
Wie erleben Sie jetzt die Zeit nach der Pandemie? Kehren die Menschen nach der Zeit der Isolation wieder zurück?
Unmittelbar nach Aufhebung der Lockdowns waren wir schon unsicher; man hat sich überlegt, wie es weitergeht mit den Chören, kirchlichen Vereinen, Gruppen und Ministranten. Da gab es schon Befürchtungen, dass weniger Menschen kommen werden. Dennoch: Die großen Befürchtungen haben sich nicht bestätigt. Bei den Kirchenbesuchern stelle ich angenehm fest, dass es bei uns fast wieder wie vor der Pandemie ist. Aber natürlich vermisst man einige.
Gehen sie auch aktiv auf diese Menschen zu?
Wenn ich jemanden treffe, der jetzt nicht mehr im Gottesdienst ist, spreche ich diesen mitunter auch behutsam auf dieses Thema an.
Sie sind von der bayerischen Bischofskonferenz zum Landespräses der katholischen Männer in Bayern gewählt worden. Warum ausgerechnet jetzt die Männer?
Bischof Rudolf hat mich gefragt, ob ich das übernehmen könnte. Männer haben – entgegen der Wahrnehmung vieler - einen schwierigen Stand in der Gesellschaft. Viele fühlen sich angesichts der ganzen Diskussionen um Rollenbilder, Gender etc. vernachlässigt. Hinzu kommt, dass sich der gesellschaftliche Status der Männer in den letzten Jahrzenten sehr verändert hat und auch die Männer auf der Suche nach ihrer Identität sind. Wir als Kirche möchten bei dieser Suche auch ein Sinnangebot geben und sie in allen Lebenslagen, in allen Lebenssituationen, auch in allen Lebensgemeinschaften, begleiten. Ich persönlich denke, dass die Männerseele doch ein bisschen anders tickt als die der Frauen. Der Landesverband, den ich pastoral begleiten darf, unterstützt die Männergemeinschaften und bringt die katholischen Werte auch in Politik und Gesellschaft ein.
Wie gestaltet sich bei Ihnen das Thema Neuevangelisierung?
Hier versuchen wir sowohl auf Dekanatsebene als auch in der Pfarrei immer wieder Akzente zu setzen. Im Dekanat haben wir uns da zum Beispiel für die Schiene des christlichen Brauchtums entschieden. Es soll gepflegt werden und Anknüpfungspunkt sein für weiteres. Aber generell geht es darum, Menschen wieder abzuholen, sie in Gesprächen wieder mit den Fragen des Glaubens zu konfrontieren. Es geht zu zeigen, was Kirche eigentlich ist und was sie von anderen Institutionen in der Gesellschaft unterscheidet. Zum einen ist das Bild von Kirche ziemlich verrissen. Da geht es auch um so etwas wie „Image“-Pflege. Zum anderen sind wir aber weit mehr als eine Institution, ein Betrieb oder ein Verein. Die Kirche ist das Volk Gottes; sie ist die Gemeinschaft der Erlösten. Diese Heilsdimension der Kirche aufzuzeigen und wieder neu ins Bewusstsein zu rufen, ist in einer säkular geprägten Gesellschaft, in der das fremd klingt, schwierig, aber in meinen Augen unbedingt notwendig. Und das geht nur, wenn man die Menschen wieder mit den fundamentalen Fragen des Lebens konfrontiert. Nur wer fragt, sucht nach Antworten. Und die gibt uns das Evangelium.
Das sehe ich auch als eine meiner Aufgaben als Dekan: Mitzuhelfen, dass vor allem Priester, aber auch Diakone und pastorale Mitarbeiter nicht vor einer in weiten Teilen glaubensfremden Welt kapitulieren. Da müssen wir uns auch selber immer wieder stärken und „evangelisieren“.
Interview und Foto: Stefan Groß
(kw)