Hilfe und Beratung zum Leben - 3.300 Frauen und Männer suchten im letzten Jahr Rat und Hilfe bei katholischer Schwangerenberatung / Jährlich 8.500 Beratungskontakte
Im vergangenen Jahr suchten in den katholischen Schwangerenberatungsstellen der Diözese Regensburg 3.300 Frauen und Männer Rat und Hilfe. Mehr als 8.500 Mal hatten die Beraterinnen im letzten Jahr Kontakt zu Hilfe suchenden Frauen und Männern. „Die Kirche hat nie aufgehört, Frauen und Familien zu beraten, auch nicht in Konfliktsituationen“, zog Bischof Gerhard Ludwig Müller kürzlich beim Pressegespräch in Landshut Bilanz. Papst Johannes Paul II. forderte im Jahr 2001 die katholische Kirche in Deutschland auf, die wertvolle Schwangerenberatung noch zu verstärken. Um das klare Zeugnis der Kirche für das Leben nicht zu verdunkeln, stellen die katholischen Beratungsstellen seit dieser Zeit jedoch keine Beratungsscheine mehr aus. Dies führte zum Entzug ihrer staatlichen Anerkennung. Neun Jahre danach stellt die Caritas fest: Die Zahl der Beratungen ist ungebrochen hoch. Die Beraterinnen sind nah an den Menschen und unmittelbar mit den Nöten der Frauen und Familien konfrontiert. Sie spiegeln die soziale Wirklichkeit in unserer Region und Gesellschaft.
Ehe und Familie brauchen besonderen Schutz
„Mir ist es ein großes Anliegen, immer wieder direkt von unseren Beraterinnen zu erfahren, welche Nöte die Frauen und Familien haben“, sagte der Bischof. Den werdenden Eltern müsse man die Hilfe angedeihen lassen, die sie ‚Ja‘ zum Leben sagen lasse, so der Bischof. Jedes Kind sei ein Geschenk Gottes. Die Urzelle einer Gesellschaft sei nun einmal die Familie. In unserer Gesellschaft stünden Ehe und Familie unter besonderem Schutz. Da Ideal und Wirklichkeit in der heutigen Zeit mehr und mehr auseinander klaffen, "braucht es kompetente und professionelle Hilfe, die unsere Beratungsstellen leisten", so Bischof Gerhard Ludwig. Schwangerschaftsberatung könne nicht auf die Beratung in Konfliktsituationen reduziert werden. Die Arbeit der katholischen Beratungsstellen sei umfassende Hilfe und wertvoll, sie könne nicht hoch genug eingeschätzt werden. Bischof Gerhard Ludwig dankte den Beraterinnen ganz persönlich, dass sie ihre Arbeit als Auftrag verstehen und demnach „aus der Liebe Christi zu uns Menschen heraus den Frauen und Familien helfen.“
Hilfe während und nach der Schwangerschaft
Etwa ein Drittel der Klienten sind im Alter von 15 bis 25 Jahren. Die Beratungs- und Hilfeleistungen reichen von der präventiven Arbeit mit Jugendlichen und der Familienplanung über die allgemeine Schwangeren- und Partnerberatung bis hin zur Begleitung nach der Geburt sowie Vermittlung und Vergabe von finanziellen Mitteln. Im letzten Jahr konnten die Beraterinnen allein aus dem
Bischöflichen Sozialfond 43.890 Euro vermitteln. Insgesamt vermittelten die katholischen Beratungsstellen über 1,1 Millionen Euro finanzielle Hilfen. „Wir versuchen den Frauen täglich neue Lebensperspektiven für sich und ihr Kind zu eröffnen“, sagte Brigitte Ganslmeier, Leiterin der Landshuter Beratungsstelle. Gerade in der intensiven Nachbetreuung könne viel für die Frauen getan werden. Gespräche nach Schwangerschaftsabbrüchen oder Fehlgeburten sowie Hilfe bei Fragen zur Adoption würden regelmäßig angeboten. Außerdem laufen Gesprächskreise für allein Erziehende und Mutter-Kind-Kurse.
Hilfe vor der Geburt
Seit vielen Jahren gehört die psycho-soziale Beratung im Kontext von pränataler Diagnostik dazu. Die Aufklärung über Chancen und Risiken vorgeburtlicher Untersuchungen sowie die Erschließung eines Netzwerkes an Hilfsangeboten dazu runden die Leistungen ab. „Der Stellenwert unserer Beratungsstellen ist nach wie vor hoch. Durch die Vernetzung mit anderen Caritas-Fachdiensten wie zum Beispiel Sozialberatung, Schuldnerberatung, Erziehungsberatung, Ehe- und Familienberatung oder Behindertenhilfe werden die Wege für die Frauen kürzer.“ Die unbürokratische Weitervermittlung erhöhe die Beratungseffizienz, sagte Diözesan-Caritasdirektor Bernhard Piendl. Die Beratungsstellen der Caritas könnten bei Bedarf auf die Bestände in eigenen Kleiderkammern oder Lebensmittellagern zurückgreifen.
Jährlich 1 Million aus Kirchensteuermittel für Frauen und Familien
Die katholischen Beratungsstellen für Schwangerschaftsfragen werden zum größten Teil aus Kirchensteuermittel finanziert. Die Diözese wendet für diesen Dienst jedes Jahr über eine Million Euro auf. Jede Caritas-Beratungsstelle bekommt jährlich zwar 27.000 Euro vom Staat. Diese freiwillige Leistung deckt aber nur zehn Prozent der Kosten einer Beratungsstelle der Caritas. Die staatlich anerkannten Beratungsstellen dagegen würden zu 95 Prozent vom Staat mitfinanziert.
Diözesanweit aktiv
Vor 35 Jahren wurde die Beratungsstelle für Frauen in Konfliktsituationen in Regensburg errichtet. Sie war in Bayern die erste katholische Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen. Heute bietet die Caritas diözesanweit Schwangerschaftsberatung an mehreren Orten: in Amberg, Cham, Deggendorf, Dingolfing, Kelheim, Landshut, Mainburg, Regensburg, Schwandorf, Straubing, Tirschenreuth und Weiden.