Heilende Glaubenskraft zwischen Stier und Pinselstrich: Der heilige Evangelist Lukas überlieferte uns das unvergessliche Bild vom Barmherzigen Vater
Der heilige Lukas begegnet vor allem durch seine Schrift des Evangeliums. In der Antike stand ein Autor aber weniger im Zentrum des Interesses als vielmehr seine Schrift. Deshalb ist nicht übermäßig viel bekannt über seine Person – das Evangelium soll ohnehin nicht zuletzt für sich selbst bzw. für und über das Reich Gottes sprechen und Zeugnis dafür ablegen.
Die alte Kirche überliefert, dass Lukas als der Verfasser des Evangeliums auch der Verfasser der Apostelgeschichte ist. Demnach war er ein Heidenchrist – ein Christ, der nicht aus dem Judentum hervorgegangen ist – und stand mit dem Apostel Paulus in Verbindung. Er benutzt das Markusevangelium, wovon er Bestände übernimmt; außerdem schöpft er aus einer Sammlung von Jesusworten, die er mit dem Evangelisten Matthäus gemeinsam hat. Ob er sein Evangelium zwischen den Jahren 60 und 70 (Frühdatierung) oder doch erst zwischen 80 und 90 nach Christus abgefasst hat, ist nicht gewiss. Auch ist nicht mehr sicher zu sagen, ob es in Kleinasien, der heutigen Türkei, oder in Griechenland geschrieben wurde. Lukas wollte damit einen Text für gebildete Heiden und Heidenchristen schaffen.
Nur hier: der Barmherzige Samariter
Jedenfalls überliefert er nicht wenige eindrucksvolle und wertvolle Aussagen, die sich in den anderen Evangelien nicht finden; so zum Beispiel die Gleichnisse vom Barmherzigen Samariter und vom Barmherzigen Vater, bekannt auch als das Gleichnis vom Verlorenen Sohn. Auch Gesänge wie den Lobgesang Mariens („Magnificat“: Meine Seele preist die Größe des Herrn …) sind bei ihm zu finden. Schließlich hebt er das besondere Verhalten Jesu gegenüber Frauen, Zöllnern und Sündern hervor. Er sagt damit, alle Christen müssten wie Jesus selbst handeln. Durch Jesus ist seiner theologischen Aussage gemäß die besondere Wende in der Geschichte des Heils eingetreten. Christus, wie er ihn zeigt, ist maßgeblich für die christliche Vorstellung vom Menschen überhaupt.
Die innere Glut des Glaubens
Wir dürfen davon ausgehen, dass er, der heilige Lukas, auch ein besonderer Mensch war. Zwar ist es spekulativ zu denken, dass Lukas gerne hinter seinem Bericht über das, was vorgefallen ist, zurückgetreten ist. Aber dass der Heilige für die Botschaft Jesu Christi und seine Erhebung des Menschen zu dem, was er ist, brannte, das zu denken ist auch nicht abwegig. Heiligkeit ist nicht hauptsächlich in moralischer Hinsicht, sondern in wesentlicher, das Sein betreffender Hinsicht zu verstehen. Außerdem wird Lukas zugeschrieben, Maler gewesen zu sein: auch eine Art, die Wirklichkeit abzubilden und zu bilden. Seine innere Glut für den Glauben wird im „Stier“, dem dritten Evangelistensymbol, das ihm gilt, ausgedrückt. Heute gedenken wir als Kirche dieses Heiligen der Vermittlung des Evangeliums. Er soll auch ein Arzt gewesen sein. Auch das passt gut ins Bild. Vielleicht rührt daher seine Betonung der heilenden Kraft der Barmherzigkeit?