Heil und Barmherzigkeit trotz widriger Umstände – Segnung der Neubauten der JVA Regensburg
So ganz wohl ist einem bei der Sache ja nicht: man betritt den Raum, die Tür hinter einem fällt ins Schloss und dann steht man da. Eingesperrt. Für die Gäste, die am Freitag an der Einweihungsfeier der Neubauten der Justizvollzugsanstalt Regensburg teilnahmen, gab es zumindest etwas Beruhigendes: sie konnten sich am Nachmittag wieder auf Freiheit freuen. Für die Insassen der JVA gilt das nicht. Für sie ist das Leben hinter verschlossenen Türen zum Alltag geworden.
Auch wenn eine Vollzugsanstalt vor allem eine Institution der Strafjustiz ist, dürfen die Menschen, die darin leben, nicht vergessen werden. Um den Segen Gottes für die Einrichtung mit ihren Insassen und Mitarbeitern zu erbitten, hat Bischof Rudolf Voderholzer gemeinsam mit Regionalbischof Hans-Martin Weiss die Neubauten am Freitagvormittag gesegnet. Zusammen mit den bestehenden Räumlichkeiten bieten sie Platz für insgesamt 188 Frauen und Männer.
Gefängnis – ein Ort des Heils?
Allein die Neubauten werden von einer fast sechs Meter hohen und 300 Meter langen Stahlbetonmauer umgeben – nicht gerade ein Ort, an dem man zuallererst nach Heil und Segen suchen würde. Dennoch: die Umbaumaßnahmen wollen merkliche Verbesserungen garantieren, vor allem für die weiblichen Gefangenen, für Neuankömmlinge, aber auch für die Bediensteten. Gerade hier ist es wichtig, auf Gottes Beistand zu vertrauen. Die Mitarbeiter sind täglich mit herausfordernden seelsorglichen Aufgaben konfrontiert: Einsamkeit, Schuldgefühle und Hoffnungslosigkeit nagen an den Straftätern. Deshalb soll die JVA für die Insassen nicht einfach Ort der Vergeltung sein, sondern eine Chance, den Frieden mit sich selbst, in der Welt und letztlich mit Gott wiederzufinden. Dass es dabei vor allem auch auf die Einstellung der Gefangenen ankommt, ist klar: denn bewusst „Ja“ zu einer Strafe zu sagen, fordert einiges an Einsicht, Gewissenserforschung und Reue. Mit Gottes Segen erbat Regionalbischof Weiss für die Insassen auch „die Fähigkeit, mit ihrer Schuld umzugehen.“
Ein Brennpunkt der Barmherzigkeit
Sünder zurechtweisen, Gefangene besuchen, Lästige geduldig ertragen – das sind drei der Werke der Barmherzigkeit und für den Umgang mit Gefangenen essentiell. Natürlich kann das Prinzip „Gnade vor Recht“ nicht immer gelten, so Regionalbischof Weiss. Gerade weil die menschliche Natur schwach ist und Menschen faktisch immer wieder Straftaten begehen, sind solche Gebäude nötig, betonte Bischof Voderholzer. Moderne und in gewisser Weise „schöne“ Ausstattung ist hilfreich. Doch wichtiger in so einem „Brennpunkt der Barmherzigkeit“, wie es Bischof Voderholzer nannte, ist das eigentlich Menschliche: ein gutes Arbeitsklima und ein barmherziger, menschlicher Umgang untereinander.
Freiheit finden
Auch in den neuen Räumen der Justizvollzugsanstalt gibt es vor allem ein Ziel: die Straftäter auf ein Leben danach vorzubereiten, sie befähigen, sich erneut in die Gesellschaft einzufinden, um sie vor weiteren Straftaten zu schützen. Vielleicht träumt davon der ein oder andere beim Blick aus dem Fenster im Speisesaal: durch die weißen Gittervorrichtungen sieht man Richtung Süden auf die Bahngleise. In der Ferne die Wolfgangskirche, die Turmspitze von St. Theresia, irgendwo daneben der Fernsehsender. Da draußen wartet die Freiheit.
Für alle Interessierten gibt es am morgigen Samstag, dem 20. Februar, die Möglichkeit, einen „Blick über die Mauern“ der JVA Regensburg in der Friedrich-Niedermayer-Straße zu werfen. Einlass ist ab 10 Uhr.