News Bild Halsbacher Passion: Das Evangelium auf der Bühne ist etwas anderes

Halsbacher Passion: Das Evangelium auf der Bühne ist etwas anderes

Die phantastische Botschaft weitergeben

Home / News

Halsbach, 28. März 2023

Die „Halsbacher Passion“ in der Halsbacher Pfarrkirche ist am vergangenen Sonntag wieder gegeben worden. Der veranstaltende Verein ist das Landvolktheater Halsbach. Halsbach ist eine Gemeinde im Landkreis Altötting. Weitere Termine der Passion sind am kommenden Samstag, 1. April, um 19.00 Uhr und am Sonntag, 2. April, um 14.00 Uhr. Der Eintritt ist frei. Spenden sind willkommen.

Seit dem Jahr 2000 immer wieder gespielt

Durch eine textliche Neufassung von Martin Winklbauer war das szenische Oratorium „Die Halsbacher Passion“ entstanden, die im Jahr 2000 zum ersten Mal in der Halsbacher Pfarrkirche „aufgeführt“ und seitdem immer wieder gespielt wurde. Aufgrund des großen „Erfolgs“ der Aufführungen im vergangenen Jahr 2022 beschloss das Landvolktheater Halsbach, das einzigartige Musikwerk 2023 einmal mehr auf den Spielplan zu setzen.

Zu Lebzeiten einer der berühmtesten Opernkomponisten

Der Komponist Joseph Myslivecek (1737-1781), „il divino boemo“, wie er von seinen Zeitgenossen genannt wurde, war zu Lebzeiten einer der berühmtesten Opernkomponisten in ganz Europa. 1777 schrieb er sein Passionsoratorium „La passion“, das in Bologna uraufgeführt wurde. Alois Rottenaicher fand ein Faksimile der Handschrift in der Bayerischen Staatsbibliothek. Er ließ das Werk aus dem Italienischen übersetzen und erstellte eine musikalische Fassung für eine praktische Aufführung. Das ist die Halsbacher Passion.

Von starken Gewissensbissen gequält

Im Mittelpunkt der Handlung steht Petrus, der wegen seiner Verleugnung Jesu von starken Gewissensbissen gequält wird. Die Musik des böhmischen Zeitgenossen Mozarts stellt die Gefühle der handelnden Personen eindrucksvoll dar. Zusätzlich kommen Chorsätze von Hans Berger zur Aufführung. „Wo bin ich, wohin laufe ich, wer trägt meine Schritte ...?“ Diese Fragen stellt Petrus zu Beginn der Halsbacher Passion. Die Hauptrollen werden von Heribert Haider (Petrus, Tenor), Ulrike Johanna Jöris (Magdalena, Sopran) und Marianne Traup (Maria aus Bethanien) ausgefüllt. Der Theaterchor Halsbach ist nicht nur musikalisch eine tragende Säule der Aufführung, sondern verkörpert auch viele Rollen der Passionsgeschichte. Solisten und Chor werden begleitet von einheimischen Musikern und Mitgliedern des AOV-Orchesters München. 14 Musiker sind ausführend tätig.

M. Winklbauer für Bühnenbild und Regie verantwortlich

Martin Winklbauer verfasste die Texte und zeichnet für Bühnenbild und Regie verantwortlich, Marianne Traup für die Kostüme. Die musikalische Leitung liegt in den Händen des gebürtigen Halsbachers Alois Rottenaicher, der 1981 die Tradition der Halsbacher Kirchenkonzerte begründet hat. Winklbauer hatte das Stück konzipiert.

Jetzt haben wir das Stück drauf

2000 war die Uraufführung, in den Jahren 2010 und 2022 kam es zu weiteren Aufführungen. Dass es in diesem Jahr wieder dazu kommt, begründet Martin Winklbauer so: „Jetzt haben wir das Stück drauf und machen es noch einmal. Es wird unser letztes Mal sein, dann werden Jüngere übernehmen.“ M. Winklbauer ist der Begründer des Halsbacher Theaters, er hat über 40 Stücke geschrieben, sagt er im ausführlichen Gespräch mit der Presse- und Medienabteilung. Die Passion wird immer wieder aufgeführt, „weil es uns wichtig ist, dass wir diese phantastische Botschaft weitergeben. In dieser Form ist es für manche Leute leichter, sie aufzufassen. Das Theater ist eine wunderbare Form. Man kann das Evangelium in der Bibel lesen und bekommt es in Predigten auch immer wieder beschrieben. Auf der Bühne ist es aber nochmal etwas anderes.“ Man versuche, das Evangelium „zwischen die Zeilen“ in die Gegenwart übersetzt weiterzugeben.

In Rückblenden bis zur Bergpredigt

Die Halsbacher Passion ist konzipiert wie folgt: Petrus lässt sich das schreckliche Geschehen von Menschen erzählen, die bei der Kreuzigung dabei waren. Das Stück beginnt somit mit der Kreuzigung, und die Botschaft wird in Rückblenden erzählt, bis hin zur Bergpredigt. „Petrus ist eine besondere Person: in all seiner Wankelmütigkeit bis hin zur Verleugnung. Für uns Menschen ist es gut zu sehen, dass bei uns nicht alles perfekt ist. Letztendlich kann jeder aus seinem Leben etwas Gutes machen.“ Wie die Kreuzigung dargestellt wird? Die schlimmen Bilder werden hinter einem Vorhang im Schatten erzeugt und erscheinen dadurch im Hintergrund. Jesus erscheint nie auf der Bühne und ist auch niemals zu sehen. Er ist ausschließlich mit der Stimme zu hören. Das heißt: Das Wort steht bei dieser Passion in der Mitte, nicht das Bild, „das wir uns von ihm machen“.

St. Martin als „Dom des Oberlandes“

Etwa 700 Zuschauer befinden sich bei den Aufführungen in der Kirche, St. Martin gilt als der „Dom des Oberlandes“. Weniger als 1000 Einwohner leben in Halsbach. Die neuromanische Kirche St. Martin wurde von 1885 bis 1887 erbaut und ist aus dieser Zeit nahezu unverändert überkommen. Herr Winklbauer ist nach eigener Aussage „in die Theaterkunst hineingewachsen“. Er ist gerne Bauer (im Nebenerwerb). In den 80er Jahren wurde Heimatgeschichtliches auf die Bühne gebracht. „Das schwarze Jahr“ (1983) spielt im Österreichischen Erbfolgekrieg und beschreibt, wie die Panduren in der Ortschaft eingefallen sind und mit rund 1000 Mann hier ihr Winterlager aufgeschlagen haben. „Das bedeutete eine große psychische und wirtschaftliche Not. 1743 sind mehr als 100 Leute verstorben, es gab Hunger und Cholera.“ Weitere Themen waren der Kriegsdienstverweigerer Franz Jagerstätter aus dem nahen Österreich und der Dominikaner Bartolomé de las Casas im fernen Lateinamerika. „Damals hat sich eine feste Struktur in unserem kleinen Ort ergeben, woraus Theater und Kultur entstanden sind.“

Spielleidenschaft nach wie vor da

Der Landvolktheater Halsbach e.V. führt in Zukunft die Veranstaltungen durch. „Wo sie mich brauchen, werde ich mitmachen, aber nicht mehr auf der Organisationsebene“, sagt Martin Winklbauer: „Die Spielleidenschaft ist nach wie vor da.“ Deshalb habe er alle seine Stücke zur Verfügung gestellt. Mit Blick auf die Passionsspiele in Oberammergau und Waal sei man „völlig autark“. Zwischenzeitlich habe er „Oberammergau“ und das berühmte Passionsspiel dort gesehen. „Das ist toll, gigantisch“, sagt Winklbauer: „Wir haben nicht diese Möglichkeiten, wir machen das Beste aus dem, was wir haben. Es sind unsere Schauspieler, es ist unsere Kirche, es ist unsere Glaubensüberzeugung. Wir machen Predigt mit Bildern. Wir besinnen uns auf unsere eigene Sprache.“ Halsbach gehört zur Diözese Passau, Besucher aus der nahen Diözese Regensburg sind zu den weiteren Aufführungen am 1. und 2. April in St. Martin willkommen.

Text: Prof. Dr. Veit Neumann, Fotos: Winklbauer



Nachrichten