News Bild Griechisch-katholisch-melkitischer Patriarch Gregorios III. besuchte Regensburg und feierte Göttliche Liturgie mit seinen syrischen Landsleuten und bayerischen Gläubigen

Griechisch-katholisch-melkitischer Patriarch Gregorios III. besuchte Regensburg und feierte Göttliche Liturgie mit seinen syrischen Landsleuten und bayerischen Gläubigen

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Am vergangenen Wochenende war Gregorios III. Laham, Patriarch von Antiochien und dem ganzen Orient, von Alexandrien und von Jerusalem, zu Gast in Regensburg. Das 82-jährige Oberhaupt von rund 1,6 Millionen Gläubigen der Melkitischen Griechisch-Katholischen Kirche, die mit dem Papst in Rom und damit mit der gesamten Katholischen Weltkirche in Glaubenseinheit lebt, traf sich am Samstagabend mit Bischof Dr. Rudolf Voderholzer zu einem persönlichen Gespräch.  Am Sonntagmittag feierte er mit syrischen Christen in der Karmelitenkirche St. Theresia in Regensburg-Kumpfmühl eine byzantinische Patriarchal-Liturgie in arabischer und deutscher Sprache, die auch zahlreiche Gemeindemitglieder aus der Pfarrei St. Wolfgang mitfeierten.

 

Wie in der syrischen Heimat

Syrische Landsleute waren aus Regensburg, Landshut und Augsburg gekommen, um mit ihrem Patriarchen die Heilige Messe in ihrer Muttersprache zu feiern. Der Besuch des Patriarchen war für die syrischen Flüchtlinge ein ganz besonderes Ereignis. Vor allem die jungen Leute waren ganz begeistert davon. Für den 20-jährigen Naßief war es ein sehr bedeutsamer Tag: "Er hat mich an die Tage in meiner syrischen Heimat erinnert, wie wir dort gelebt, gebetet und gefeiert haben. Wir waren immer zusammen in der Kirche mit den Menschen, die wir lieben. Heute war es so wie damals". Bei Cousine Hanadi und Cousin Shade war die Freude gleich doppelt, da sie an diesem Tag auch ihren 17. Geburtstag feierten. Beim anschließenden Mittagessen im Pfarrsaal St. Wolfgang gab es dann nicht nur syrische Speisen sondern auch Musik und Gesang, der für europäische Ohren ungewohnt, dessen Festtagsfreude aber ansteckend war. Die 25-jährige Marcel freute sich nicht nur darüber, wieder einmal eine Heilige Messe in Arabisch feiern zu können, sondern auch, dies mit ihren bayerischen Freunden erleben zu dürfen.

Patriarch Gregorios III., der seit 1959 gute Kontakte zur Katholischen Kirche in Deutschland pflegt und auch das Bistum Regensburg seit dieser Zeit sehr gut kennt, hat in den bald 60 Jahren seines priesterlichen und 35 Jahren seines bischöflichen Wirkens vielfach und vielfältig gewirkt. Neben seinem umfangreichen theologischen Werk mit zahlreichen Buchveröffentlichungen und der Herausgabe von Fachzeitschriften ist sein immenses soziales Engagement zu nennen: Er ließ Waisenhäuser, Berufsschulen, Lernwerkstätten und Kindergärten, Altenheime, Krankenhäuser, ein Priesterseminar und Gästehäuser im Libanon und Syrien erbauen und scheute sich nie, dafür auch in der westlichen Welt Spenden sammeln zu gehen. Der sprachgewandte Mönch der Basilianer vom Heiligsten Erlöser spricht neben seiner Muttersprache Arabisch auch Englisch, Spanisch, Französisch und Italienisch sowie sehr gut Deutsch.

In einem Gespräch mit ihm während seines Besuches in Regensburg, bediente er sich auch immer wieder des Bayerischen.


Interview mit Patriarch Gregorios III. über Ökumene, Flüchtlinge, Christenverfolgung und Hoffnungszeichen

Sowohl in Ihrer Zeit als Patriarchalvikar in Jerusalem (seit 1975) als auch als Patriarch der Melkitischen Griechisch-Katholischen Kirche in Damaskus (seit 2000) standen und stehen Sie im Kontakt mit vielen christlichen Konfessionen. Welche Tipps für den ökumenischen Dialog in Deutschland und Europa können Sie uns aus dieser Erfahrung heraus geben?

Wichtig ist die Freundschaft, eine Tasse Kaffee kann ein guter Anfang und eine Begleitung sein. Ich habe das im Heiligen Land erlebt als ich Beauftragter für die Beziehungen zwischen den verschiedenen christlichen Kirchen war. In Jerusalem trafen wir uns einmal im Monat, jeweils an einem anderen Ort, zuerst zu einem kleinen Gebet in der Kapelle, jeder in seiner Sprache und seinem Ritus. Dann wurde das Evangelium gemeinsam gelesen und erklärt und danach kam die Tasse Kaffee und eine Süßigkeit. Im Anschluss haben wir die anstehenden Themen und Problem besprochen aber keine Berichte darüber verfasst.

Wir haben heilige Stätten besucht, Pilgerfahrten gemacht und die verschiedenen Pfarreien, evangelisch, katholisch, orthodox, syrisch, armenisch, äthiopisch - die Freundschaft miteinander ist sehr wichtig. Diese monatlichen oder sogar wöchentlichen Treffen gibt es auch heute in Damaskus oder Aleppo. Gemeinsames Feiern ist auch sehr wichtig, so. z.B. die Woche der Einheit der Christen. Als der neue syrisch-orthodoxe Erzbischof nach Jerusalem kam, habe ich damals als griechisch-katholischer Erzbischof den Empfang für ihn vorbereitet. Wir sind heute in Damaskus drei Patriarchen, der griechisch-orthodoxe, der syrisch-orthodoxe und ich als griechisch-katholischer Patriarch. Wir besuchen einander ganz unkompliziert und machen Besuche bei den Pfarreien, Freundschaft untereinander ist sehr wichtig!

Die Ökumene ist ein Thema, das in erster Linie die Menschen bewegt, die gläubig sind. Das Flüchtlings-Thema aber, bewegt viele Menschen in unserem Land, die Beweggründe sind oft sehr unterschiedlich. Wie bewerten Sie diese Situation für die Flüchtlinge und die deutsche Gesellschaft?

Das ist eine große Tragödie, ich würde persönlich sagen, schlimmer als der Zweite Weltkrieg. Es ist eine Sünde gegen die Menschlichkeit. In unserem Land, Mitte des Jahres 2014 und auch 2015 flüchteten fast täglich Menschen aus ihrer syrischen Heimat, in den Libanon und nach Europa, besonders nach Deutschland und Schweden. Die Tragödie ist auch, dass es für unsere syrischen Landsleute sehr schwer ist, sich hier zu integrieren, da das System in Deutschland ganz anders ist als bei uns, egal ob in der Arbeitswelt oder in der Schule. Die deutsche Genauigkeit ist für uns Orientalen sehr ungewohnt. Ein großes Problem hier in Deutschland stellt für viele Flüchtlinge auch die Gesellschaft dar, die sehr laisiert ist. Wir alle sind tief religiös, Christen wie Muslime. Europa war nicht vorbereitet auf diese Situation, es ist eine Tragödie für Euch und für uns, für Euch vielleicht noch mehr als für uns.

 Was soll aus all den Menschen werden die hierhergekommen sind? Die deutsche Sprache zu lernen ist zwar sehr wichtig, es ist ein Instrument zur Integration, aber Integration passiert innen im Menschen. Ich sehe eine große Gefahr für unsere Leute, sie kommen freudig nach hier und treffen eine Welt an, die sie nicht kennen. Ich sehe auch die Gefahr für die Familien, die dadurch getrennt werden, der Vater in Deutschland, die Mutter und die Kinder in Syrien, die Familien werden zerstört. Es ist wie eine Epidemie, die Menschen verlassen das Land und gehen ins Ungewisse, aber sie gehen. Es ist bei uns im Land ein großes Chaos, menschlich und moralisch, wirtschaftlich und gesetzlich. Papst Benedikt, Euer Papst, mein Freund, ich kenne ihn seit seiner Zeit als Professor in Regensburg, hat einmal gesagt: "Eine Welt ohne Gott ist eine Katastrophe" und das ist das aktuelle Thema. Wo ist der Glaube heute in Europa? Das ist eine große Gefahr für unsere Leute, die alle sehr religiös sind. Entschuldigen Sie bitte, wenn ich das sage, aber bei uns ist mehr Respekt für Glaube und Religion als bei Euch. Die Religiosität ist unser Schatz und der ist hier in Deutschland in Gefahr.

Wie ist die Situation für die Christen in Ihrer syrischen Heimat, was können Sie darüber berichten?

Wir  müssen die Zerstörung von Städten und Orten in Homs und Umgebung, in Aleppo und in Nordsyrien beklagen. Der Bürgerkrieg hat niemanden verschont, weder Christen noch Muslime. Und uns Christen trifft es noch schlimmer, weil wir eine kleine Gruppe sind, die nicht in der Lage ist, sich zu verteidigen. Ich rechne mit rund 450.000 christlichen Flüchtlingen, die unterwegs sind, in Syrien, im Libanon, einige in Jordanien und Ägypten und dann sehr viele nach Deutschland, Schweden und Kanada. Wir müssen viele Tote beklagen beim Militär und den Zivilpersonen. Rund 150 Kirchen wurden zerstört, in Damaskus, Homs und Aleppo, 35 Dörfer in denen assyrische Christen lebten wurden vernichtet, auch zahlreiche Moscheen wurden dem Erdboden gleich gemacht. Meine Heimatstadt Darayya wurde schwer getroffen, viele Menschen haben dort alles verloren. Die Hälfte unserer Ärzte, Christen wie Muslime, sind weg, 20.000 Schulen wurden zerstört und 3 Millionen Kinder sind damit ohne Schule. Von einer meiner neu erbauten Schulen stehen nur noch die Wände. Kriminalität macht sich breit und es wird in diesem Chaos viel gestohlen. Aber nicht nur wir in Syrien sind betroffen, auch die Christen im Irak, z.B. in Mossul oder die Kopten in Ägypten, man denke nur an die 21 Märtyrer des Jahres 2015. All diese Ereignisse haben die Moral ganz zu Boden gebracht und die Menschen zur Flucht bewogen.

Gibt es in dieser schrecklichen Zeit auch Zeichen der Hoffnung für die Menschen in Ihrem Land?

Ich muss aber auch sagen, dass die Gläubigen sehr stark sind, nie war das Volk näher an der Kirche und die Kirche näher am Volk als jetzt. Viele Wohlfahrtskomitees engagieren sich, um die Not zu lindern. Alleine im Patriarchat in Damaskus müssen wir monatlich 40.000 - 50.000 US-Dollar aufbringen, um Medikamente und Nahrungsmittel zu besorgen. Die Hilfsorganisation UNICEF unterstützt gerade ein Projekt für Kinder, damit diese nach der Schule eine Ausbildung bekommen. Wir werden bis zu 9.000 Kinder mit diesem Projekt erreichen. "Ein Zimmer für eine Familie" ist auch ein aktuelles Projekt, das syrischen Landsleuten wieder eine Heimat geben soll. Wir sind sehr engagiert und dankbar für die große finanzielle Hilfe, die wir bekommen, sei es von Caritas International oder auch von der Initiative "Kirche in Not" oder den verschiedenen Bischofskonferenzen. Leider ist es immer zu wenig, weil die Katastrophe so groß ist. Wir sind auch sehr dankbar für die Bischöfe, die uns besuchen. Dabei geht es nicht um Politik, sondern um das gemeinsame Gebet für den Frieden, sie sollen kommen und unsere Leute im Gebet unterstützen und im Glauben stärken. Ich bewundere unsere Leute um ihren tiefen Glauben, unsere Kirchen sind voller als früher, je grösser die Krise wird umso größer und tiefer wird der Glaube. Die jungen Menschen kommen in die Kirchen und Jugendgruppen. Ich sage immer, wir sind als Patriarchen und Bischöfe Schüler in der Schule des Glaubens unseres Volkes! Und das ist ein starker Impuls, uns noch mehr zu engagieren.



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