Gottheit tief verborgen: Gesungener Eucharistieglaube
„Gottheit tief verborgen“ gehört zu den beliebtesten Kirchenliedern. Von Thomas von Aquin gedichtet, thematisiert es den katholischen Glauben an die Eucharistie.
Kaum ein Lied dürfte beliebter für Feiern der Anbetung sein als dieses: „Gottheit tief verborgen“ (Gotteslob Nummer 497) thematisiert den Glauben an die Gegenwart Jesu Christi unter den Zeichen von Brot und Wein. Der Überlieferung nach stammt das lateinische Original „Adoro te devote“ vom großen Theologen und Kirchenlehrer Thomas von Aquin. Teilweise wurde das kritisch hinterfragt: Während Thomas das Gebet 1264 zur Einführung des Fronleichnamsfestes geschrieben haben soll, tauchen erste handschriftliche Zeugnisse erst im 14. Jahrhundert auf. Trotzdem spricht vieles für die Autorenschaft des großen Theologen, noch auf dem Sterbebett soll Thomas von Aquin die lateinischen Anfangsworte des großartigen Hymnus gebetet haben: „Adoro te devote, latens veritas“.
Ursprünglich: Ein Kommuniongebet
Gedacht war das Gebet wohl als stilles Gebet zur Elevation, der Erhebung der gewandelten Hostie nach den Einsetzungsworten durch den Priester. Gerade im früheren Ritus war das persönliche Gebet der Gläubigen während des lateinisch und still gebetenen Hochgebets von großer Bedeutung. Erst später wurde aus dem Gebet ein vertonter Hymnus. Daraus erklärt sich auch die Sprechrichtung des gesungenen Gebetes: Der Beter und Singer wendet sich an den gegenwärtigen Herrn, den er in der erhobenen Hostie und im Kelch erblicken kann.
Gott bleibt verborgen
Dabei thematisiert Thomas von Aquin gleich zu Beginn die große Spannung des katholischen Eucharistieglaubens: Gott bleibt verborgen. Der Gläubige kann den Herrn weder sehen, noch schmecken oder berühren. Die Sinne täuschen sich: Was äußerlich Brot und Wein bleibt, ist seinem Wesen nach zu Leib und Blut Jesu Christi geworden. Das entspricht auch der theologischen Lehre des Thomas. Im Anschluss an den antiken Philosophen Aristoteles begriff er alle Dinge im Zusammenspiel von Substanz und Akzidenz. Einerseits bestehen die Dinge aus ihrer Substanz, ihrem eigentlichen Wesen. Äußerlich kommen diesen Substanzen dann bestimmte Akzidenzen zu: Zufällige, äußere Erscheinungsformen – etwa Größe, Aussehen oder Geschmack.
Eucharistie: Wandlung der Substanz
Das Geschehen der Eucharistie erklärte Thomas ebenfalls mit diesem Modell, das man als „Transsubstantiationslehre“ bezeichnet: Während die äußerlichen Erscheinungsformen von Brot und Wein gleich bleiben, ändert sich doch ihr inneres Wesen; aus Brot und Wein werden Leib und Blut Christi. Deshalb täuschen sich Augen, Mund und Hände in der Eucharistie: Was immer noch als Brot und Wein erscheint, ist nicht mehr bloßes Nahrungsmittel. Vor dieser verborgenen Wahrheit muss der Mensch staunend stehen, er muss begreifen, dass „vor solchem Wunder ich nur Armut bin.“ (Strophe 1)
Wie Thomas und der Schächer
Während das Lied als das Gebet des einzelnen Gläubigen, als geradezu privates Gespräch mit dem Erlöser begriffen werden kann, baute Thomas doch auch kollektive Bezüge ein. Die Eucharistie ist immer ein Gemeinschaftsgeschehen, in dem sich die Kirche als von Gott gerufene Gemeinschaft der Gläubigen verstehen darf. Und so kann Thomas auch parallele Linien zwischen dem Gläubigen und anderen Glaubenden ziehen: Wie der Apostel Thomas wolle er Jesus als Herrn und Gott bekennen, wie mit dem Schächer am Kreuz um Gnade rufen.
Jesus – unverhüllt
Bis zum Ende trägt die Spannung zwischen dem Gesehenen und Geglaubten den eucharistischen Hymnus. Am Ende wagt Thomas von Aquin den Ausblick: Wie wird es sein, wenn unsere Augen den Herrn nicht mehr verhüllt unter den Zeichen von Brot und Wein sehen, sondern unverhüllt? Die deutsche Übersetzung singt: „Lass die Schleier fallen einst in deinem Licht, dass ich selig schaue, Herr dein Angesicht.“ Das lateinische Original stellt hier indes eine Frage: „Jesus, den verhüllt ich sehe jetzt: Wann wird es geschehen, was so sehr ich will, dass ich unverhüllt dich sehe, selig bin durch deine Herrlichkeit?“ (Strophe 7)
Es ist die Frage aller Glaubenden: Wie wird es sein, den Herrn von Angesicht zu Angesicht zu sehen? Gleichzeitig spannt Thomas von Aquin hier einen Bogen zum Beginn des Liedes: Was der Gläubige jetzt noch als verborgenen Gott sehen muss, dem er sich nur betend nahen kann, erhofft er am Ende unverhüllt sehen zu können. Von ihm kann der Glaubende das Heil erwarten.
Fronleichnam im Dom St. Peter
Sie sind herzlich eingeladen, Fronleichnam in Ihrer Pfarrei oder auch im Regensburger Dom St. Peter mitzufeiern. Um 10:00 Uhr wird dort das Pontifikalamt mit Bischof Rudolf stattfinden. Um 15:00 Uhr folgt die Pontifikalvesper mit eucharistischem Segen. Die Platzzahl ist begrenzt. Eine Anmeldung erfolgt über das Infozentrum DOMPLATZ 5. Dieses ist telefonisch montags bis freitags zwischen 9:00 und 12:00 Uhr unter 0941/597-1662 und per E-Mail unter info@domplatz-5.de erreichbar.