„Gott ist Mitte und Ziel jeder gläubigen Existenz“ - Bischof Gerhard Ludwig Müller weiht acht Diakone zu Priestern
Als Höhepunkt der Wolfgangswoche spendete Bischof Gerhard Ludwig am heutigen Samstag im Hohen Dom St. Peter zu Regensburg acht Männern das Sakrament der Priesterweihe. Die Kathedrale war überfüllt mit Gläubigen, die aus dem ganzen Bistum gekommen waren, um mit den acht Diakonen die Weihe mitzufeiern.
Die Priesteramtskandidaten traten einzeln vor den Bischof und bekundeten ihre innere Bereitschaft zum Dienst an der Kirche in Einheit mit dem Bischof. Der Regens des Priesterseminars, Martin Priller, erklärte gegenüber dem Bischof, dass das Volk und die Verantwortlichen befragt worden und die Kandidaten für würdig befunden worden seien, die Weihe zu empfangen.
Auf die Weihe durch die Handauflegung des Regensburger Oberhirten folgten Riten, die das Geschehen und den Auftrag der Priester ausdeuten. Die jungen Männer wurden mit Stola und Messgewand bekleidet, die Hände wurden ihnen gesalbt. Aus der Hand des Bischofs erhielten sie Hostienschale und Kelch zur Feier der Eucharistie. Mit dem Friedensgruß, der Umarmung durch den Bischof und die anwesenden Priester, endete die Weihehandlung.
Die Neupriester und ihre Heimatpfarreien sind:
Klaus Beck (Unterlaichling – Mariä Himmelfahrt),
Marius Frantescu (Dingolfing – St. Josef),
Stefan Haimerl (Viechtach – St. Augustinus),
Ronald Liesaus (Baar-Ebenhausen – Mariä Himmelfahrt),
Dominik Mitterer (Sulzbach-Rosenberg – St. Marien),
Oliver Pollinger (Altendorf – St. Andreas),
Stefan Prunhuber ( Brand – Herz Jesu),
Stefan Wagner (Bernhardswald – St. Bernhard).
Zudem wird Magnus Forster (Raubling – Heilig Kreuz) am 10. Oktober 2008 in Rom zum Priester geweiht.
In seiner Predigt warf Bischof Gerhard Ludwig Müller einen Blick auf die Entwicklung des Christentums in unserem Land. So wurden 1938 im Bistum Regensburg trotz des äußeren Drucks und der Beschneidung der Religionsfreiheit durch die Nationalsozialisten 58 junge Männer zu Priestern geweiht. Heute im Jahr 2008 lebten die Menschen in einem Staat mit äußerer religiöser Freiheit.
„Aber haben wir uns die innere Freiheit bewahrt gegenüber den herrschenden Meinungen, die ein besseres und freieres Leben ohne Gott und die christliche Überlieferung verheißen?“, fragte der Regensburger Oberhirte. In den vergangen 70 Jahren habe sich ein dramatischer Rückgang des christlichen Lebens vollzogen. Dabei seien nicht ein offener Abfall und eine Feindschaft gegen Gott die hervorstechenden Merkmale, sondern vielmehr eine schleichende Aushöhlung der Substanz.
„Das Wagnis einer vollkommenen Hingabe an den Partner in einer unauflöslichen Ehe oder der Verzicht auf Ehe und Familie, um sein Leben ganz dem kommenden Reich Gottes zu verschreiben, ist doch nur möglich, wenn Gott nicht als eine Hypothese am Rande steht, sondern die Mitte und das Ziel jeder gläubigen Existenz ist“, betonte Bischof Gerhard Ludwig Müller.
Jesus fordere uns auf: „Bittet den Herrn, Arbeiter für seine Ernte auszusenden“. Schon zu seiner Zeit habe es also das Missverständnis zwischen der großen Ernte und der zu geringen Zahl der Arbeiter in seiner Kirche gegeben. Diese Sorge bleibe uns, damit niemand meine, man könne das Reich Gottes organisieren wie ein Reich von der Art dieser Welt. Wenn Menschen für Gottes Reich gewonnen werden, verdankten sie dies dem Herrn und nicht den Arbeitern der Ernte.
„Nur der ist Priester nach dem Herzen Jesu, der wie Jesus bei dem Anblick der vielen Menschen „Mit-leid“ empfindet. Denn die Menschen sind müde und erschöpft von den Lasten des Alltags und den endlosen Diskussionen, die zu keinem Ergebnis führen“, hob der Bischof hervor. Die Priester seien nicht Hirten kraft eigener Einsicht, sondern, wenn sie treu die Herde Gottes durch das Wort und die Gnade Gottes leiteten, dem sie sich voll und ganz und ohne jeden Rückhalt zur Verfügung gestellt haben.
Sie seien Arbeiter, nicht Herren der Ernte. Sie sorgten für Gottes Herde, die ihnen anvertraut worden sei. Die Priester seien Mitarbeiter beim Aufbau des Reiches Gottes und im Leiden mit und für Christus Vorbilder für die Herde.
Abschließend stellte Bischof Gerhard Ludwig fest: „Auf welchen Weg Gott seine Kirche führen wird in der Zukunft, das kann niemand wissen und planen. Ob es der Weg der kleinen Zahl sein wird oder der mächtige Baum der Volkskirche der großen Zahlen, das wollen wir getrost ihm überlassen.
An jedem von uns liegt es aber, ob wir seine Stimme hören, und uns von ihm an den Platz in der Kirche stellen lassen, wo er uns braucht“.
Nach dem feierlichen Auszug aus dem Westportal der Kathedrale zogen der Bischof, Priester, Neupriester und Ministranten über Domplatz und Kornmarkt zum Bischöflichen Ordinariat. Hier begrüßten rund 250 Priester die neuen acht Mitbrüder mit einem Spalier.
Die Predigt des Bischofs im Wortlaut