Glaubensfreude von der anderen Seite der Welt – Kardinal Quevedo berichtete mit dem Hilfswerk „Missio“ von den Philippinen
Es lag wirklich so etwas wie gespannte Stimmung in der Luft. Vor allem war der Saal im Diözesanzentrum Obermünster Regensburg gefüllt. Natürlich ist ein geistlich geprägtes Zusammensein und Lauschen auf die Berichte aus einem katholischen Land auf der anderen Seite der Weltkugel nicht von einer möglichst großen Zahl an Zuhörern abhängig. Und doch: Es ist schön, dabei zu bemerken, dass weitere Stühle herbeigebracht werden mussten. Kardinal Orlando Beltran Quevedo, Erzbischof von Cotabato, war nach Regensburg gekommen, um von der Kirche auf den Philippinen zu sprechen. Er selbst, Mitglied der Oblatenmissionare, ist ganz im Norden der 7106 Inseln zählenden Inselgruppe Philippinen geboren; eingesetzt ist er als katholischer Erzbischof so ziemlich im Süden, auf der Insel Mindanao. Mindanao ist obendrein Sitz der Autonomen Region der Muslime von Mindanao – laut Kardinal gehören 47 Prozent der Menschen, die im Gebiet des Erzbistums leben, dem Islam in seiner philippinischen Variante an, 48 Prozent dem katholischen Glauben.
„Behind the curtains“ - hinter den Kulissen ...
Die sehr zahlreich gekommenen Förderer von „Missio München“ (es war ein Abend dieses päpstlichen Hilfswerks mit Sitz in München) sowie Förderer des weltweiten Missionsanliegens überhaupt hörten sehr genau zu, als der Kardinal über seine vermittelnde Stellung Punkto Islam berichtete. Durchaus nicht die Mehrheit der Katholiken auf den Philippinen sei dem Gesetzentwurf gewogen, der den Muslimen erweiterte Rechte einräumen soll. Er allerdings schon. Der Kardinal wirkt „behind the curtains“, wie er auf Englisch ausführte. Und „hinter den Kulissen“ also agiert er, wenn Parteien ihn um Ratschlag bitten. Derzeit scheint weitestgehend Ruhe in die Auseinandersetzungen eingekehrt, die über Jahrzehnte regional begrenzt blutig geführt worden waren. Erzbischof Quevedo, 2014 von Papst Franziskus ins Kardinalskollegium aufgenommen, sprach von den diversen Ebenen des Dialogs mit den Muslimen, die sich in einem respektvollen Umgang im alltäglichen Leben miteinander äußern. Vor allem in Notsituationen hält man demnach an der sogenannten Basis zusammen: wenn das Haus eines Nachbarn angezündet wurde oder ein Wirbelsturm verwüstend gewirkt hat.
Basisgemeinschaften statt Klerikalismus
Den Klerikalismus allerdings, einen Rest der „alten“ Kirche auf den Philippinen, wie ihn Quevedo nannte, wies er zurück. Darunter versteht er, dass der Priester bzw. Pfarrer jeweils das letzte Wort haben müsse und in jeder Hinsicht bestimmend sei. Demgegenüber hob er die Bedeutung der kirchlichen Basisgemeinschaften hervor, etwa in dem Sinne, dass 15 bis 20 Familien in kleinen Sozialräumen ihr Leben mit geistlichem Anspruch gestalteten.
Freude, auch wenn das Leben oft schwierig ist
Monsignore Wolfgang Huber, Präsident des Internationalen Katholischen Missionswerks missio in München, hatte zuvor eine überzeugend-engagierte Rede zugunsten des missionarischen Prinzips überhaupt gehalten. „Als Christen müssen wir uns bewusst sein, dass unsere Existenz wesentlich missionarisch ist.“ Durch seine Anwesenheit während des gesamten Abends habe Bischof Dr. Rudolf Voderholzer gezeigt, wie wichtig es ihm ist, dass die Katholizität bei allen Unterschieden weltweit gelebt werden kann. Huber: „Nicht alles spielt sich in München ab.“ Das trifft zu, denn Kardinal Quevedo besucht alle bayerischen Diözesen. Sein sympathisches Werben, missionarisch zu sein, ist ein Ausfluss der Lebensfreude der Philippinos. Auch wenn das Leben dort oft sehr schwierig ist, pflegen sie doch stets die Freude. Nicht wenig davon war an diesem Missio-Abend zu verspüren.