Gedenkgottesdienst für den bayerischen Minister Hermann Höcherl in Brennberg - Bischof Gerhard Ludwig Müller: „Handeln muss an Menschenwürde gemessen werden“
„Hermann Höcherl ist immer einer von uns geblieben“, erklärt die 81-jährige Anna W. auf dem Weg zur Pfarrkirche St. Rupert in Brennberg. Selbstverständlich besucht sie den Gedenkgottesdienst anlässlich des 100. Geburtstages des ehemaligen Landwirtschaftsministers, der 1989 verstorben war und seine letzte Ruhestätte auf dem Friedhof seines Heimatortes gefunden hat. Zahlreiche Gläubige, darunter auch Dr. Theo Waigel, der Kreisvorsitzende MdB Peter Aumer und MdL Philip Graf von und zu Lerchenfeld, waren in den kleinen Ort gekommen, um mit Bischof Gerhard Ludwig Müller die Heilige Messe zu feiern. Im Anschluss an die Gottesdienstfeiert zog die gesamte Kirchengemeinde mit den Angehörigen des verstorbenen Politikers und Bischof Gerhard Ludwig Müller zum Gebet an das Grab von Hermann Höcherl.
In seiner Predigt gedachte der Regensburger Oberhirte an den Politiker, den er als „humorvoll aber auch schlagfertig“ in Erinnerung habe. Höcherl sei in eine Zeit hinein geboren worden, die alle Menschen gefordert und geprägt habe. Vom Ausbruch des 1. Weltkrieges über die Machtergreifung der Nationalsozialisten bis hin zur Teilung Deutschlands habe es der tüchtige Mann aus Bayern verstanden nicht zu resignieren, sondern ganz im Gegenteil seinen Horizont zu erweitern, zu studieren, um dabei aber trotzdem bodenständig zu bleiben. Menschen wie Höcherl, die in ihrem Leben das Aufkeimen von zwei Diktaturen mitverfolgen mussten, hätten am eigenen Leib erlebt, was es heiße, wenn Menschen nicht die Verantwortung für ihre Nächsten übernähmen. Doch im politischen Leben ginge es nicht nur darum, die Wirtschaft zu organisieren, sondern auch um den Aufbau eines ethischen Fundaments. Die Kirche habe dabei die Aufgabe, in Kultur, Kunst, Wirtschaft und Politik Verantwortung für das Ganze zu übernehmen. Christen orientierten sich stets an einer sozialen Gerechtigkeit und der Liebe am Nächsten. Jedes Handeln müsse an der Würde für den Menschen gemessen werden, denn es ginge immer um den Auftrag, für das Gemeinwohl tätig zu sein. Nur dies sei förderlich für den Menschen, erklärte Bischof Gerhard Ludwig Müller und hob hervor, dass Hermann Höcherl aus dieser ureigenen christlichen Grundeinstellung tätig gewesen sei. Höcherl sei aber nicht nur Politiker, sondern auch ein Familienmensch gewesen. Ein Christ, der wusste, dass jeder am Ende seines Lebens Rechenschaft ablegen müsse, für das was er getan habe. Die Gnade Gottes sei auch die Gnade der Vergebung sagte der Regensburger Bischof und verwies abschließend auf einen Satz aus der Offenbarung des Johannes (14,13): „Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben von nun an. Ja, der Geist spricht, dass sie ruhen von ihrer Arbeit; denn ihre Werke folgen ihnen nach“.
Nach dem Gottesdienst und der Grabsegnung durch Bischof Gerhard Ludwig Müller zogen zahlreiche Gläubige auf Einladung der Spital eG in den „Burgstadl“ auf der Ruine der Burg Brennberg. Hier eröffnete die Ausstellung zu Ehren von Minister Hermann Höcherl: „Erinnerungen an das Schlitzohr von Brennberg“. Neben dem Festredner Dr. Theo Waigel, begrüßte MdB Peter Aumer sowie die Bürgermeisterin von Brennberg, Irmgard Sauerer.