Fußwallfahrt nach Altötting – Bischof Rudolf hat zweitausend Anliegen zur Gnadenmutter nach Altötting gebracht und die Tradition der Fußwallfahrt aufrechterhalten
Eigentlich hätten an diesem Samstag vor Pfingsten rund acht- bis neuntausend Pilgerinnen und Pilger aus dem Bistum Regensburg in Altötting sein sollen. Wie jedes Jahr wären sie auch 2020 in den oberbayerischen Wallfahrtsort gezogen, zum „Herzen Bayerns“, und das zum 191. Mal. Der Zug hätte sich eine ganze Stunde lang über den Kapellplatz rund um die Gnadenkapelle gezogen. Viele der Pilger beginnen den Weg normalerweise am Donnerstag in Regensburg. Bis zum Samstagmorgen legen sie 111 Kilometer zurück. In diesem Jahr konnte die Regensburger Fußwallfahrt aufgrund der Corona-Pandemie nicht in der gewohnten Weise stattfinden. Ausgefallen ist sie allerdings nicht: Bischof Dr. Rudolf Voderholzer ging gemeinsam mit dem Pilgerführer Bernhard Meiler zumindest die letzten Kilometer bis zum Gnadenort. Auf dem Rücken trug der Bischof dabei einen Rucksack, prall gefüllt mit Gebetsanliegen. Zweitausend Bitten trug der Bischof selbst in die Gnadenkapelle und legte sie vor der Schwarzen Madonna nieder. Im Anschluss an seine Pilgerstrecke feierte Bischof Rudolf die Heilige Messe in Anwesenheit von Pilgerpfarrer Hannes Lorenz und Pilgerführer Meiler. Der Gottesdienst wurde im Internet live übertragen.
Gebet für das Bistum, Erstkommunionkinder und Firmlinge
Der Bischof selbst hat auch im Gebet die Anliegen vieler Menschen nach Altötting getragen: „Ich denke an alle, die ein Gebetsanliegen mit auf dem Weg gegeben haben. Als Bischof ist es natürlich mein Hauptanliegen, dass der Glaube in unserem Bistum lebt und dass es geistliche Berufungen gibt. Ich habe alle Pfarrer in das Gebet eingeschlossen, viele von ihnen machen sich Sorgen um das Leben in ihrer Pfarrei. Ich habe die Erstkommunionkinder und die Firmlinge in mein Gebet eingeschlossen, die jetzt auf das lang erwartete Sakrament warten müssen. Das sind die Anliegen, die ich als Bischof mitgenommen habe.“ Bewusst wollte Bischof Dr. Voderholzer alle Pilgerinnen und Pilger in seine kleine Wallfahrt einbeziehen: „Wir sind eine Gebetsgemeinschaft. Ich vertrete die anderen nicht, sie sind selbst mit dabei.“
Trotzdem mit dabei: „Wallfahrt dahoam“
Und tatsächlich haben sich viele Pilger im Geiste auf den Weg nach Altötting gemacht. Für viele Gläubige gehört die Wallfahrt vor dem Pfingstfest zum Ablauf des Jahres. Auch wenn sie den Weg dieses Jahr nicht selbst gehen konnten, verbanden sie sich doch miteinander. „Wallfahrt dahoam“ lautete der Aufruf der Organisatoren. Zuhause sollten sich die Pilger auf den Weg machen, ein kleines Stück gehen, wie gewohnt beten und singen. Pilgerpfarrer Hannes Lorenz aus Nabburg stellte in seinem Grußwort am Ende der gemeinsamen Messfeier fest: „Viele haben mitgebetet. Das macht uns zu einer großen Pilgerschar.“
Wallfahrt noch nie ausgefallen – auch 2020 nicht
Pfarrer Lorenz selbst ist den Weg bis nach Altötting zu Fuß gegangen. Gemeinsam mit seiner Haushälterin war er vier Tage unterwegs. Nicht wenige Pilger haben es ihm gleichgetan und sind den ganzen Weg oder wenigstens einen Teil gegangen – alleine oder in der häuslichen Gemeinschaft, entsprechend den gesetzlichen Vorgaben während der Corona-Pandemie. Auch wenn die Wallfahrt für viele Pilger nicht in der gewohnten Form stattfinden konnte: „Für die Pilger hat sie trotzdem ganz persönlich stattgefunden“, sagt Pfarrer Lorenz. In ihrer beinahe zweihundertjährigen Geschichte musste die Regensburger Fußwallfahrt noch nie ausfallen. Während des Zweiten Weltkriegs und der nationalsozialistischen Terrordiktatur war das Pilgern untersagt. Allerdings waren doch einige wenige Gläubige auf dem Weg. Wären sie entdeckt worden, hätten sie sich schnell zerstreuen können – auf diese Weise aber konnte die Tradition der Wallfahrt ohne Unterbrechung weitergeführt werden.
„Maria ist Vorbild im Glauben“
In seiner Predigt während der Messfeier betonte Bischof Dr. Voderholzer zudem, der Gnadenort in Altötting habe schon vielfältige Katastrophen erlebt: Den Dreißigjährigen Krieg, die Säkularisation, den Ersten Weltkrieg mit der anschließenden Spanischen Grippe sowie den Zweiten Weltkrieg. Doch: „Keiner ist ungetröstet von diesem Ort weggegangen.“ Bei Maria suchen die Menschen seit mehr als fünfhundert Jahren Zuflucht in Altötting. Sie fliehen unter ihren Schirm, so Bischof Rudolf. „Maria zeigt uns, wie man sich mit seiner ganzen Existenz dem Wort Gottes anvertrauen kann. Sie ist Vorbild im Glauben. Deswegen ist sie auch unsere Mutter, der wir uns anvertrauen können.“ Sie war es, die bei der ersten Zeichenhandlung Jesu im Johannesevangelium – der Verwandlung von Wasser in Wein bei der Hochzeit von Kana – aufmerksam für die Sorgen der Menschen war und ihren Sohn um das Zeichen der Verwandlung bat. „Entscheidend ist nicht, dass sich hier etwas Wunderbares und nie Gehörtes ereignet. Entscheidend ist der Glaube, dass all diese Heilsereignisse für mich und für dich geschehen sind und Christus sich durch sie offenbart hat“, sagte Bischof Rudolf weiter.
Wer glaubt, ist nie allein
Dieser Glaube, diese Hoffnung trägt normalerweise die Pilgerinnen und Pilger auf ihrem mitunter auch beschwerlichen Weg nach Altötting. Auf dem Weg erfahren sie Gemeinschaft – untereinander und mit Gott. Gemeinsam stellt sich die Pilgerschar unter die mütterliche Fürsorge Mariens. Am Ende der Messfeier mit Bischof Rudolf ertönte daher als Danklied „Wer glaubt, ist nie allein“. Das dürfen die Pilger in jedem Jahr auf dem Weg erfahren. Doch auch in diesem Jahr wurde deutlich: Wer glaubt, ist nicht alleine unterwegs. Die Wallfahrt 2020 konnte stattfinden – durch den Weg von Bischof Rudolf Voderholzer und Pilgerführer Meiler, durch die vielen treuen Mitbeter und Pilger, durch die vielen Menschen, die die Wallfahrt auch „dahoam“ gelebt und gefeiert haben.