Fronleichnamsprozession durch die Regensburger Innenstadt
Nach dem Pontifikalgottesdienst im Dom St. Peter am Morgen des Fronleichnamstages zog eine "farben- und glaubensfrohe Prozession", wie Bischof Dr. Rudolf Voderholzer das lebendige Glaubenszeugnis nannte, durch die sonnige Regensburger Innenstadt. Die kirchlichen Einrichtungen, Vereine und Verbände, Studentenverbindungen und Ritterorden, Kommunion- und Firmkinder, Vertreter des öffentlichen Lebens, Priester und Ordensleute, Seminaristen und die Mitglieder von Dom- bzw. Stiftskapitel gaben ein lebendiges Bild vom "pilgernden Gottesvolk" in unserer Zeit. In allen Anliegen unserer Tage wurde an den vier Segensaltären in der Innenstadt gebetet, die traditionell an der Karmelitenkirche St. Joseph am Alten Kornmarkt, an der Stiftspfarrkirche St. Kassian und vor der Basilika St. Emmeram ihren Platz hatten. Der vierte und letzte Altar hatte heuer seinen Platz wieder einmal am Südportal des Domes, sodass sich König Ludwig I. von Bayern mit seinem Reiterstandbild in die betende und singende Schar gleichsam einreihte.
"Demo für Liebe und Barmherzigkeit"
"Liebe Besucher der Stadt Regensburg, die sie vielleicht eher zufällig auf unsere Prozession gestoßen sind", so der Bischof in seiner Predigt, "sie sind in eine Demo geraten, aber nicht gegen etwas, sondern in eine Demo für Liebe, Barmherzigkeit und das göttliche Entgegenkommen, das wir in jeder Eucharistie feiern dürfen". Bereits bei der Begrüßung im Dom zum Pontifikalgottesdienst drückte der Bischof seine Freude darüber aus, dass wir in Bayern mit Fronleichnam auch als staatlichem Feiertag die Gelegenheit hätten, diesen kirchlichen Feiertag angemessen zu begehen. Sein Blick ging auch freudig nach Leipzig, wo an diesem Tag der 100. Katholikentag feierlich mit einer Messe eröffnet wurde und dankbar zurück ins Jahr 2014, als Regensburg der Austragungsort des 99. Katholikentages war.
"Gott setzt sich uns aus, setzen wir uns für ihn ein"
Auf den liturgischen Begriff der Aussetzung des Allerheiligsten, wie er bei der Fronleichnamsprozession oder einer Eucharistischen Anbetung der Fall ist, richtete Bischof Rudolf dann seinen Blick in der Predigt. "Gott hat sich in seinem Sohn Jesus Christus dem menschlichen Leben ausgesetzt, in Freud und Leid, Trauer und Schmerz, Krankheit und Schwäche, in allen Nöten der Welt, bis zum Tod am Kreuz". Dieser Aussetzung, so der Bischof, antworteten wir gerade heute in aller Farbenpracht, mit Fahnen, Altären und Blumenteppichen. Dies geschehe aber auch mit dem wunderbaren Gesang der Domspatzen und dem eigenen und den Hymnen des großen Theologen Thomas von Aquin (†1274), der ein Schüler des Regensburger Bischofs Albertus Magnus (†1280) war. In den heute, an diesem Tag weltweit gesungenen Hymnen wie "Adoro te devote", "Pange lingua" und "Tantum ergo", so der Bischof, sei vielleicht auch die Glaubenserfahrung Regensburgs des 13. Jahrhunderts mit eingeflossen. Eine Antwort auf Gottes Selbstaussetzung heute müsse aber auch unser Einsatz für die Menschen unserer Tage sein, es sei wichtig, sensibel für die Nöte der Welt zu sein, sie zu sehen und zu lindern.
Mit dem "Te Deum" endete der kirchliche Teil des Fronleichnamsfestes, zwei Strophen der Bayernhymne, die in den blauen Himmel stiegen, waren dann noch ein gesungenen Bekenntnis zur irdischen Heimat.
Stichwort: Fronleichnam in Regensburg
Genau zehn Tage nach Pfingsten feiert die katholische Kirche das „Hochfest des Leibes und Blutes Christi“, das im deutschen Sprachraum Fronleichnam genannt wird, vom Mittelhochdeutschen „vrône lîcham“ = „des Herren Leib“. In Bayern hat dieses Fest unterschiedliche Namen, so ist z.B. vom Prangertag die Rede, wobei dieser Name sich auf die Prachtentfaltung - das Prangen - zur Ehre des Eucharistischen Herrn bezieht. Erstmals gefeiert wurde das Fest im Jahre 1246 im Bistum Lüttich, das auf die Vision der Heiligen Ordensfrau Juliana von Lüttich zurückgeht. Ein dunkler Fleck auf dem Mond, so deren Vision, habe auf das Fehlen eines Festes zu Ehren des Altarssakraments hingewiesen. Papst Urban IV. hat Fronleichnam dann 1264 zum Fest der Gesamtkirche erhoben.
Christus ist „leibhaftig gegenwärtig“ in der Eucharistie, das ist das Festgeheimnis, das an diesem Tag mit einer großen Prozession durch Dörfer und Städte gefeiert wird. In Deutschland ist dieser Tag nur in den überwiegend katholischen Bundesländern ein gesetzlicher Feiertag, wie z.B. in Bayern, Baden-Württemberg oder im Saarland und Nordrhein-Westfalen. Bereits 1273 gab es die erste Fronleichnamsprozession in Bayern, nämlich in Benediktbeuern. Für die freie Reichs- und Bischofsstadt Regensburg ist erst um 1408 eine Prozession bezeugt, an der die 23 Zünfte der Stadt teilnahmen.