Fronleichnam 2019 in Regensburg: Die Domtürme und das Geheimnis vom Größten im Kleinsten
Das diesjährige Fronleichnamsfest in Regensburg mit Bischof Rudolf Voderholzer stand ganz im Zeichen der Regensburger Domtürme, die in diesem Jahr Jubiläum feiern. Vor 150 Jahren wurden sie vollendet.
Nach dem Pontifikalamt im Dom St. Peter setzte sich der große Fronleichnamszug in Bewegung. An vier Stationen machte er Halt: An der Karmelitenkirche, vor St. Kassian, St. Emmeram sowie an der Südseite des Domes. Die Zahl vier steht für die vier Himmelsrichtungen, in die der sakramentale Segen erteilt wird, aber auch für die vier Evangelien. An jeder Station wurde aus einem anderen Evangelium gelesen.
Der Prozession wohnten zahlreiche kirchliche Gemeinschaften, Ordensritter, Vertreter des öffentlichen Lebens, Erwachsene und Kinder bei. Ihnen allen galt der Dank des Bischofs für diese gelungene und friedliche Demonstration des Glaubens. Gewohnt professionell präsentierten sich auch die Domspatzen – dieses Jahr das letzte Mal unter der Leitung von Roland Büchner.
Fronleichnam – makaber?
Allein das Wort Leichnam klingt makaber. Dass dann auch noch ein Zug von singenden und betenden Gläubigen durch die Straßen zieht, ist für viele unverständlich. Doch fragende oder ablehnende Gesichter von Passanten und Touristen fehlten in diesem Jahr.
Denn während sich die Prozession der vielen hundert betenden und singenden Menschen durch die Gassen der Regensburger Altstadt schlängelte, versorgten drei engagierte „Vorboten“ des Zuges die Umstehenden mit einem Flyer mit allen wichtigen Informationen zum Fronleichnamsfest.
Anstatt sich also zu wundern oder vielleicht zu ärgern, schlossen sich viele Menschen der Prozession an, um auch „mit dem Himmel unterwegs“ zu sein und die lebendige Anwesenheit Christi zu demonstrieren.
Beim letzten Abendmahl hat Jesus seinen Jüngern den lebendigen Leib des Herrn in Form von Brot und Wein überreicht. Daran erinnern sich die Katholiken an Fronleichnam, dem Hochfest des Leibes und Blutes Christi, in besonderer Weise.
„Nicht umschlossen werden vom Größten und sich umschließen lassen vom Kleinsten, das ist göttlich“
Im thematischen Fokus standen in diesem Jahr auch die Regensburger Domtürme. Passend zum Jubiläum gestaltet war der Altar vor St. Emmeram. Ihn zierte ein Meer aus Blüten und Gräsern, das die Domtürme zeigte. Zahlreiche fleißige Hände hatten dort seit den frühen Morgenstunden aus gespendeten und gesammelten Blüten und Blättern diesen besonderen Blumenteppich gelegt.
An der Südseite des Domes, wo man auf das Wahrzeichen der Stadt blicken kann und wo auch König Ludwig I, der „Protektor des Domes“, in Gestalt eines ehernen Reiters präsent ist, endete die Prozession. „Ohne ihn sähe Regensburg heute anders aus“, betonte Bischof Rudolf mit einem Blick auf das Reiterstandbild. „Ihm, dem Schüler von Johann Michael Sailer, verdanken wir letztlich die Gestalt des Regensburger Domes, er schuf die Rahmenbedingungen für die Vollendung der Domtürme.“
Zuletzt gab Bischof Rudolf den Versammelten ein Zitat Hölderlins mit auf den Weg, das auf die göttliche Verbindung zwischen Himmel und Erde verweist: „Nicht umschlossen werden vom Größten und sich umschließen lassen vom Kleinsten, das ist göttlich“. Die majestätischen Domtürme ragen in den unendlichen Himmel hinein und verweisen auf die Großartigkeit Gottes. Dem großen Schöpfergott ist die kleine Welt nicht egal. Er wird ganz klein und demütig. Er wird eins mit einem kleinen Stück Brot. Er lässt sich von einem jeden von uns umschließen, wenn wir ihn in der Eucharistie empfangen dürfen.