Fragt uns! Hinhören, was Kinder und Jugendliche wollen - Möglichkeiten der Beteiligung von Kindern und Jugendlichen beim Hilfeplangespräch
Kinderrechte stärken und schützen, das ist ein zentrales Anliegen innerhalb der Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Regensburg e.V. Deshalb unterstützte der Fachverband und kirchliche Träger der Kinder- und Jugendhilfe das Forschungsvorhaben der Studentin Dominique Hitz zu den Partizipationsmöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen im Hilfeplangespräch intensiv. Die Ergebnisse ihrer Bachelorarbeit geben wichtige Impulse für die Praxis, sind sich KJF-Direktor Michael Eibl und Professorin Dr. Irmgard Schroll-Decker von der Hochschule Regensburg, Fachbereich Sozialwesen einig.
„Die Kooperation mit der Hochschule Regensburg ermöglicht es uns Theorie und Praxis eng miteinander zu verzahnen“, erklärte KJF-Direktor Michael Eibl. Er bedankte sich bei allen Projektbeteiligten für die wertvolle Arbeit. „Es ist uns innerhalb der KJF und mir persönlich ein großes Anliegen Kinderrechte zu stärken“, so Eibl. Dominique Hitz, betreut von Prof. Dr. Irmgard Schroll-Decker, arbeitete über ein Jahr eng mit der Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung St. Elisabeth in Windischeschenbach unter der Leitung von Hannelore Haberzeit sowie mit Anita Kellermeier, Diplom Pädagogin und in der KJF verantwortliche Projektleiterin des diözesanweiten Projekts „Rechte stärken und schützen“, zusammen. Sie hatte sich bereits seit Jahren gemeinsam mit Abteilungsleiter Robert Gruber intensiv mit der Thematik beschäftigt und diese im vergangenen Jahr auf alle Einrichtungen der KJF ausgeweitet und im QM-System des Trägers verankert. Bei einem gemeinsamen Treffen stellte Dominique Hitz die zentralen Ergebnisse ihrer Arbeit vor.
Was ist ein Hilfeplangespräch? Wie erleben es die Kinder und Jugendlichen?
Kinder und Jugendliche, die in einer Jugendhilfeeinrichtung leben, erhalten im Rahmen der Hilfen zur Erziehung nach § 36 Sozialgesetzbuch VIII (Kinder- und Jugendhilfe) eine entsprechende Unterstützung und Begleitung. Ein sogenannter Hilfeplan schreibt alle Maßnahmen und Ziele fest, die für das Kind aufgrund seiner oft hochproblematischen und belastenden Situationen in der Herkunftsfamilie wichtig sind.
Damit der Hilfeplan fortgeschrieben werden kann, dient das Hilfeplangespräch dazu, bisherige Maßnahmen zu bewerten, Aufgaben der Beteiligten und künftige erzieherische Ziele zu vereinbaren. Bei diesem Gespräch treffen sich in der Regel das Kind, die Pädagogen aus der Einrichtung und des Jugendamtes sowie die Eltern bzw. Sorgeberechtigten. Führt man sich dieses Szenario bildlich und inhaltlich vor Augen: - Es geht um das Kind! - wird schnell deutlich, dass das Kind allen anderen voran gefragt werden sollte, was in dieser Situation hilfreich wäre. Erfahrene Fachkräfte wissen, wie wichtig es ist, den Kindern die Angst und Anspannung zu nehmen. Gelingt dies nicht, verweigern sich die Kinder oder lassen das Gespräch passiv über sich ergehen und können daher die Chance an der eigenen Lebensplanung mitzuwirken nur unzureichend nutzen.
Von der Belastung hin zur Beteiligung
Übergeordnetes, fachliches Ziel der KJF ist es, die Rechte von Kindern und Jugendlichen aber auch ihrer Eltern und Angehörigen, die in Einrichtungen und von Diensten der KJF Hilfe erfahren, zu schützen und zu stärken. Die Bachelorarbeit "Beteiligung von Jugendlichen im Hilfeplangespräch" fokussierte zunächst das Erleben der Kinder und Jugendlichen im Hilfeplangespräch. Anschließend sammelte Dominque Hitz in Workshops Anregungen der Kinder und Jugendlichen, die sie den Fachkräften des örtlichen Jugendamtes und der Heimleitung vorstellte. Die Reaktionen der Beteiligten, die der Kinder und Jugendlichen, der Heimleitung und der Fachkräfte und Leitung im Jugendamt waren allesamt positiv. Die durch Dominique Hitz angeregten Verbesserungen sollen nun in der Praxis umgesetzt werden. So hat die junge Studentin nicht nur über die Beteiligungsmöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen geforscht und geschrieben, sondern hat einen wertvollen Anteil an deren Umsetzung. Für ihren Einsatz erhielt die Studentin eine besondere Anerkennung seitens KJF-Direktor Michael Eibl und der Fachkollegen, die sie unterstützten.
Anita Kellermeier wies deutlich darauf hin, dass manche der stark formalisierten Vorgehensweisen im Rahmen der Kinder- und Jugendhilfe „wieder lebendig werden müssen“. „Kinder eine echte Chance zu geben, ihre Wünsche äußern zu können“, sei der erste wichtige Schritt hin zu mehr Beteiligung. Hannelore Haberzett ist für die gewonnenen Erkenntnisse sehr dankbar: „Wir haben an Transparenz und Wertschätzung gewonnen. Die konstruktive Arbeit hat einen Prozess ausgelöst, an dem wir dranbleiben.“