Regensburg, 28.Oktober 2024
Wie können Kirchen angesichts der Energiekrise ihre Gebäude effizient und nachhaltig mit Energie versorgen? Mit dieser zentralen Frage beschäftigten sich kürzlich Vertreterinnen und Vertreter der bayerischen Diözesen und der evangelischen Landeskirche während einer Fachtagung in Regensburg, um nachhaltige und wirtschaftliche Lösungen für die Energieversorgung kirchlicher Gebäude zu diskutieren. Im Fokus standen die Anpassungen an gesetzliche Vorgaben und die gemeinsame Suche nach zukunftsfähigen Strategien.
Bei der Veranstaltung wurden sowohl aktuelle Entwicklungen des Marktes als auch rechtliche Neuerungen beleuchtet. Der Vormittag begann mit einem Vortrag über das Gebäudeenergiegesetz (GEG) und mögliche Optionen für den Einsatz neuer Wärmeerzeuger. Auch die „Bundesförderung für effiziente Gebäude“ (BEG), die finanzielle Unterstützung für den Austausch älterer Heizsysteme bietet, wurde detailliert vorgestellt. Katharina Schuster, Leiterin des Fachbereichs Zentrale Beschaffung im Bistum Regensburg, erklärte dazu: „Wir haben uns eingehend damit beschäftigt, inwieweit das Gebäude-Energie-Gesetz uns betrifft und welche Gebäude in unseren Zuständigkeitsbereich fallen.“ Besonders für größere kirchliche Liegenschaften gibt es strenge Vorgaben: „Alle Gebäude ab einem Energieverbrauch von 290 Kilowattstunden müssen Energiemanagement betreiben“, stellte Schuster klar. Um im Bereich Energiemanagement im Bistum Regensburg weiterzukommen, wurde nun auch ein Pilotprojekt vorgestellt. Norbert Hecht, Leiter der Fachstelle Klimaschutzmanagement, erklärte: „Wir starten mit den größten kirchlichen Gebäuden, die Heizungen mit über 290 Kilowatt haben. Mithilfe von QR-Codes und einer speziellen App erfassen wir die Energiedaten, die dann zentral ausgewertet werden können.“ Das Projekt sei einmalig für kirchliche Einrichtungen in Bayern und solle im kommenden Monat starten.
Günstige und nachhaltige Beschaffung trotz geopolitischer Schwierigkeiten
Der Nachmittag war den aktuellen Herausforderungen des Gasmarktes gewidmet. Vor allem die Preisschwankungen, die durch geopolitische Spannungen ausgelöst wurden, standen zur Debatte. Beschaffungsmechanismen sowie die Auswahl der besten Vertragskonditionen für Gaslieferungen waren zentrale Themen des Austauschs. Die Experten gaben den Teilnehmern wertvolle Hinweise zu Ausschreibungen und zu den Kriterien, die bei Vertragsverhandlungen eine Rolle spielen. Jürgen Blöcher, Hauptabteilungsleiter für Beschaffung beim Bistum München, erläuterte: „Unsere größte Herausforderung besteht darin, die Energie, die wir benötigen, zu möglichst günstigen Konditionen zu beschaffen und dabei verantwortungsvoll mit den Ressourcen umzugehen.“ Er verwies auf die besondere Rolle der Kirchen als Immobilieneigentümer: „Wir gehören zu den größten Eigentümern in Bayern und sind daher mit vielen gesetzlichen Auflagen konfrontiert – auch wenn unsere Sakralgebäude oft davon ausgenommen sind. Trotzdem haben wir den Anspruch, nachhaltig zu handeln.“
Eine zukunftsweisende Zusammenarbeit
In den Diskussionsrunden wurde deutlich, dass beide Kirchen, katholisch wie evangelisch, sich ihrer Verantwortung bewusst sind. Thomas Scherz, Kirchenverwaltungsrat der evangelischen Landeskirche, betonte: „Wir sehen es als unsere Aufgabe, nicht nur den Vorgaben des Staates zu folgen, sondern auch eigene Standards zu setzen. Bei unseren Stromverträgen gehen wir über die gesetzlichen Anforderungen hinaus und setzen auf höchste ökologische Qualität.“ Die Fachtagung bot den Teilnehmern nicht nur informative Vorträge, sondern vor allem auch eine Plattform für den Austausch. Die Kooperation zwischen den bayerischen Diözesen und der Evangelischen Landeskirche wurde von allen Beteiligten als besonders erfolgreich hervorgehoben. „Das ist eine wirklich gut funktionierende Kooperation zwischen unseren Kirchen“, so Blöcher. „Wir arbeiten hier sehr pragmatisch und lösungsorientiert zusammen.“ Diese Zusammenarbeit soll auch in Zukunft fortgeführt werden, um gemeinsam die Herausforderungen der Energieversorgung zu meistern.
Text und Fotos: Simon Döring