„Es geht um die Wiederherstellung der vollen Einheit in der einen, heiligen katholischen und apostolischen Kirche“ - Hochkarätig besetztes Symposium des Instituts Papst Benedikt XVI. in München
(pdr) Im Kardinal-Wendel-Haus in München hat kürzlich das Symposium zur Ekklesiologie und Ökumene des Regensburger Instituts Papst Benedikt XVI. mit prominenter Besetzung stattgefunden. Prof. Dr. Rudolf Voderholzer, Direktor des Instituts, stellte bei dieser Gelegenheit den soeben erschienenen Band 8 der Gesammelten Schriften Joseph Ratzingers vor, der sämtliche Texte zur Ekklesiologie und Ökumene versammelt. Der ebenfalls anwesende Münchner Erzbischof Reinhard Marx hob die Arbeit des Regensburger Instituts hervor und drückte seine Freude aus, dass das Symposium in München stattfindet.
Vor gut 200 Teilnehmern hielt zunächst Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller das grundlegende Referat über das Thema „Kirche Jesu Christi – verwirklicht in der katholischen Kirche (LG 8)“. Es sei keineswegs so, führte der Bischof aus, dass man auf evangelisch-reformatorischer Seite die Kirche nur als unsichtbare Gnadengemeinschaft verstehen würde und auf katholischer Seite nur als die sichtbar hierarchische Gesellschaft. Beide Seiten der Kirche seien jeweils als konstitutiv angesehen. Nach dem Zweiten Vatikanum habe sich eine lebhafte Diskussion um die genaue Bedeutung des Schlüsselbegriffs „subsistit in“ entwickelt. Die Bandbreite der Deutungen reiche von einer völligen Kehre der katholischen Ekklesiologie bis zu einer Leugnung jeder Art von Neuansatz. Das kirchliche Lehramt habe mehrmals darauf reagiert, erklärte der Bischof. In Wirklichkeit handle es sich um eine authentische lehramtliche Interpretation der früheren Identifikation der Kirche Christi mit der sichtbar verfassten katholischen Kirche, die mit der Formel „est“ ausgedrückt wurde.
Es gelte sowohl die Kontinuität der Lehre der Kirche über ihr Wesen und ihre Sendung zu wahren, als auch zugleich die Einheit der Kirche zu beschreiben, die bis zu einem gewissen Grad trotz der sichtbaren Trennung der empirischen Kirchentümer, wie landläufig von der katholischen, evangelischen und orthodoxen Kirche gesprochen wird, schon gegeben ist. Bischof Gerhard Ludwig erklärte: „Das Ziel der Ökumene ist nicht die Herstellung der Einheit, die gänzlich abhanden gekommen wäre, wie eine ökonomisch bedingte Fusion von Konzernen oder die Koalition von Parteien, die eine Regierung tragen. Es geht vielmehr um die Wiederherstellung der vollen Einheit in der einen, heiligen katholischen und apostolischen Kirche, so wir sie gemeinsam im Glaubensbekenntnis aussagen.“
Nach katholischer Auffassung sei die Einheit jedoch bei aller Trennung auf der Ebene der sichtbaren Kirche sichtbar erhalten geblieben in der vom Papst und den Bischöfen in Einheit mit ihm geleiteten katholischen Kirche. Aus katholischer Sicht müsse die Einheit in der pilgernden Kirche sichtbar, als Zeichen für die Einheit mit Gott verwirklicht sein. Die Einheit der Christen könne sich nur als „communio ecclesiarum“ im Bekenntnis des einen Glaubens, der Sakramente und der kirchlichen Leitung und Gemeinschaft vollziehen.
Auf die Aussagen von Bischof Gerhard Ludwig hin bezogen Stellung Dr. Gunther Wenz, Professor für Systematische Theologie an der evangelisch-theologischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München, Dr. Thomas Söding, Professor für Biblische Theologie an der Universität Wuppertal, Dr. Wolfgang Thönissen, Professur für ökumenische Theologie an der Theologischen Fakultät Paderborn und Leitender Direktor des Johann-Adam-Möhler-Instituts für Ökumenik, Prof. Dr. Vincent Twomey SVD, und Dr. Achim Buckenmaier, Professor am Lehrstuhl der Theologie des Volkes Gottes an der Päpstlichen Lateranuniversität in Rom.