Ermutigung für Priester und Gläubige – Bischof Rudolf unterwegs in Niederbayern
Der Abschluss der großen Visitation führte Bischof Rudolf Voderholzer am Mittwoch in das Dekanat Eggenfelden. Regionaldekan Josef Thalhammer hatte zusammen mit Dekan Egon Dirscherl in den vergangenen Wochen die einzelnen Pfarreien, Exposituren und Einrichtungen besucht und intensive Gespräche mit den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern zur seelsorglichen Situation im Dekanat geführt. Nun konnte sich Bischof Rudolf selbst einen Eindruck machen und besuchte einen gesamten Tag den Süden der Diözese, um möglichst viele Menschen zu treffen, mit ihnen das Gespräch zu suchen und die Heilige Messe zu feiern.
Gutes Miteinander von Kirche und Staat
So feierte der Oberhirte aus Regensburg zusammen mit den Kindern der Kindergärten St. Franziskus und St. Raphael sowie der Grund- und Mittelschule bereits am Morgen eine Andacht im Gotteshaus St. Emmeram in Hebertsfelden und segnete jedes Mädchen und jeden Buben einzeln. Auch ein Treffen mit den politischen Vertretern der Region stand auf dem Tagesprogramm. Bischof Voderholzer lernte die Bürgermeister von Eggenfelden, Hebertsfelden und Falkenberg kennen. Dabei wurde deutlich, dass ein gutes Miteinander der kommunalen und kirchlichen Gemeinden das Leben in der niederbayerischen Region. kennzeichnet. In Eggenfelden stand der Besuchder Werkstätte für Behinderte St. Rupert auf dem Programm. Menschliche Arbeit ist viel mehr als nur ein Mittel zur Sicherung des Lebensunterhalts, weiß der Leiter der Einrichtung der Katholischen Jugendfürsorge, Alfred Miller: Aus Arbeit erwächst Selbstvertrauen. Sie hilft, anerkannter Teil der Gesellschaft zu sein. Bei einem Rundgang konnte sich Bischof Voderholzer davon ein Bild machen.
Kunst im Kirchenraum - Treffen mit Joseph Neustifter
Auch die Betriebsseelsorge ist ein wichtiger Punkt bei den Visitationen. Dieses Mal besuchte Bischof Rudolf Voderholzer die Firma Haas in Falkenberg, die seit den 70er Jahren in der Holzverarbeitung und im Fertighausbau tätig ist. Rund 1.000 Mitarbeiter beschäftigt das Familienunternehmen. Bei einem Rundgang lernte Bischof Rudolf die Systematik des Fertighausbaus kennen und kam mit der Geschäftsleitung und den Mitarbeitern ins Gespräch. Im Atelier von Joseph Neustifter lernte die Delegation um Bischof Voderholzer die Arbeit des bekannten Künstlers aus Eggenfelden näher kennen. Zuvor führte Neustifter den Bischof durch die Expositurkirche St. Michael in Kirchberg, die er 2015 unter anderem mit Altar, Ambo und Tabernakel gestaltet hatte.
Im Taufkirchener Pfarrhaus, zu Gast bei Pfarrer und Prodekan Thomas Richthammer, tagte am Vorabend die Dekanatskonferenz. Hier erläuterte Regionaldekan Thalhammer dem Bischof und den anwesenden Pfarrern und pastoralen Mitarbeitern die Ergebnisse seiner Visitation. Ein reger Austausch mit dem Bischof über die seelsorgliche Situation, den Erfolgen aber auch Nöten im Dekanat folgte. Den Höhepunkt des Abschlusses der großen Visitation bildete die Feier der Heiligen Messe in der benachbarten Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt. Danach hatten die Gläubigen aus dem Dekanat Eggenfelden Gelegenheit, ihren Diözesanbischof persönlich bei Bier und Brotzeit im örtlichen Wirtshaus kennen zu lernen.
Landschaft ist geprägt durch Leuchten der Kirchtürme
Durch den Bericht des Regionaldekans und den Begegnungen des Tages, so Bischof Rudolf in seiner Predigt, habe er von zahlreichen Ehrenamtlichen erfahren, die mit großem Stolz auf ihre Kirchen schauen. Es gebe kaum eine Erhebung von der man nicht mindestens fünf Türme oder Dächer von Kirchen oder Kapellen erblicken könne. Die niederbayerische Landschaft sei geprägt durch das Leuchten der Kirchtürme, erzählte der Bischof fasziniert. Aber er blickte auch auf die Sorgen der Gläubigen: Oft wehe einem ein gesellschaftlicher Wind entgegen, der es nicht einfach mache, Christ zu sein. Auch der Einsatz für die jungen Menschen sei nicht immer von dem Erfolg getragen, dem man sich erhoffe. "Ich teile Ihre Sorgen. Wir müssen realistisch sein und unsere Zeitsituation richtig einschätzen. Wir leben in einer Übergangszeit von einer Volkskirche zu einer Entscheidungskirche".
Jeder Christ muss auskunftsfähig sein
Vor 50 Jahren hätten sich Menschen rechtfertigen müssen, so der Bischof, wenn sie am Sonntag nicht in die Kirche gegangen seien. Die Zeiten haben sich geändert: Heute müsse sich derjenige rechtfertigen, für dem die Feier der Heiligen Messe am Sonntag etwas Selbstverständliches darstelle. "Einfach so Christ sein, weil man es immer so war, weil es dazu gehört? Diese Zeiten sind vorbei! Deswegen ist es ganz wichtig, dass jeder von uns auskunftsfähig ist vor sich selber und den anderen, was der Glaube mir bedeutet. Dass ich es begründen kann - für mich aber auch gegenüber Kindern und Jugendlichen. Und auf diese Weise ein Rückgrat entwickle", so das Appell von Bischof Rudolf Voderholzer an die Priester und Gläubigen.
Und was ist Euch wichtig im Leben?
Und weiter: "Ich möchte Sie alle ermutigen und alle Initiativen unterstützen, wo sie sich untereinander im Glauben stärken. Im gemeinsamen Glaubensgespräch zuhause, in den Pfarreien und Verbänden. Schaffen Sie zusammen mit den Priestern und pastoralen Mitarbeitern Räume, wo diese freundschaftliche Beziehung zu Jesus Christus gestärkt wird. Und fordern Sie das auch ein und stützen Sie sich gegenseitig im Glauben. Dann wird es gelingen, den Glauben weiterzugeben. Auch den Ministranten (28 gibt es in Taufkirchen. 14 Mädchen und 14 Buben) riet er, ihren Glauben gegenüber Gleichaltrigen zu verteidigen: "Ihr dürft Euch ruhig hinstellen und sagen 'Mir ist der Glaube wichtig'. Wenn andere dumm daher reden sagt ihnen 'Und was ist Euch wichtig im Leben? Wofür würdet ihr Euer Leben einsetzen?' Wir wissen was wir glauben. Danke Euch für Euren wertvollen Dienst!", so der Bischof abschließend.