„In Bayern handeln wir schon und unterstützen Modellprojekte wie ein Springerkonzept in Langzeitpflegeeinrichtungen mit 7,5 Millionen Euro“, sagte Gesundheitsministerin Judith Gerlach in ihrer über Großleinwand eingespielten Videobotschaft. Wir brauchen in der Zukunft mehr Pflegekräfte. Dafür müssen wir den Pflegeberuf noch attraktiver machen“, forderte sie. „Konkret brauchen wir verlässliche Arbeitszeiten, mehr steuerfreie Zulagen, weniger Bürokratie und digitale Lösungen, damit mehr Zeit für die Menschen bleibt“, fasste Gerlach das „Erfolgsrezept“ zusammen. Unter dem Titel „Gut gesagt. Gut gemacht?“ wurden die aktuellen Maßnahmen der Pflegepolitik in der von Harry Landauer, Leiter Verbandspolitik und Kommunikation der Caritas, moderierten Podiumsdiskussion auf den Prüfstand gestellt.
„Politik richtet sich nach Mehrheiten – und das Problem der Pflegenden ist, dass sie nicht ausreichend organisiert sind“, stellte Bernhard Krautz, Vertreter der „Vereinigung der Pflegenden Bayern (VdPB)“, fest. Caritas-Direktor Michael Weißmann plädierte in diesem Zusammenhang dafür, das berechtigte Selbstbewußtsein der Pflegenden nach außen zu tragen, gemeinsam für ein positives Bild der Pflegenden in der Gesellschaft zu trommeln. Von rund 200.000 in Bayern in der Pflege Beschäftigten sind nur 4.000 Mitglied in der von staatlicher Hand geschaffenen Interessenvertretung. „Wir mischen uns in die politischen Themen ein und werden gehört“, so Krautz.
„Die Politik hat erkannt, dass Pflege eine große Herausforderung ist und nun auch viele Maßnahmen ergriffen“, bestätigte Dr. Bernhard Opolony, Leiter der Abteilung Pflege im Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention. „Die Politik kann Gesetze machen, doch die Umsetzung dauert“, so Opolony. Beispiel sei die seit Juli 2023 geltende Neuregelung der Personalbemessung in Alten- und Pflegeheimen, die in den Einrichtungen angekommen ist, aber noch nicht ihre volle Wirkung entfalten konnte.
Positiv wurde das Pflegestudiumsstärkungsgesetz diskutiert, das zum einen regelt, dass Pflegekräfte, die einen hochschulischen Ausbildungsweg einschlagen, künftig wie klassische Auszubildende eine Vergütung erhalten, zum anderen, dass Anerkennungsverfahren für ausländische Pflegefachkräfte vereinheitlicht und vereinfacht werden.
Große Hoffnungen richten sich an das für 2024 angekündigte Pflegekompetenzgesetz. Dieses soll regeln, dass Pflegekräfte gemäß ihren Qualifikationen in der Versorgung mehr Kompetenzen erhalten sollen. „Pflege kann viel mehr als sie darf“, wurde Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach zitiert, der diese Gesetzesvorlage noch vor der Sommerpause vorlegen will.
„Hey, wir haben einen tollen Job. Das ist die Botschaft, die von Euch kommen muss“, wandte sich Angelika Schebelle, selbst Pflege-Profi und Vorständin im Caritas-Verband Straubing Bogen, zum Schluss der Podiumsdiskussion an die Kongressteilnehmer. Gleichzeitig forderte sie von den Trägervertretern: „Wir müssen mehr auf unser Personal achten und kluge Konzepte entwickeln.“ Wichtiger Bestandteil der Pflegearbeit sei auch, dafür zu sorgen, dass die Anerkennung in der Gesellschaft weiter steigt.