Ermunterung für die Entscheidung zugunsten der Liebe Christi - Mallersdorfer Schwestern feiern den Todestag des seligen Paul Josef Nardini
Es gibt eine große Zahl Seliger und Heiliger, die mit dem Bistum Regensburg in enger Verbindung stehen, sei es, dass sie in der Diözese aufgewachsen sind und hier gewirkt haben, sei es, dass sie hier die Stätte ihres segensreichen Wirkens gefunden haben. Zu der zweiten Gruppe gehört der selige Paul Josef Nardini, der vor 150 Jahren gestorben ist. In den vergangenen Tagen wurde dieser Todestag vor allem im Mutterkloster der Mallersdorfer Schwestern in Mallersdorf gefeiert. Als festlichen Abschluss zur Erinnerung an den 150. Todestag des Seligen zelebrierte Bischof Gerhard Ludwig Müller, Bischof von Regensburg, am Sonntagnachmittag im Kloster Mallersdorf ein Pontifikalamt. Paul Josef Nardini, der 1821 im pfälzischen Germersheim geboren wurde, starb am 27. Januar 1862 in Pirmasens. Der Priester war Gründer der traditionsreichen Ordensgemeinschaft der Armen Franziskanerinnen von der Heiligen Familie zu Mallersdorf. Er wirkte außerdem als Sozialreformer und wurde am 22. Oktober 2006 im Dom zu Speyer selig gesprochen.
Der Oberhirte der Diözese Regensburg sprach den Schwestern Mut zu, nach dem Vorbild des Gründers Dienerinnen Christi zu sein und so die Liebe Gottes in die Welt zu tragen. 450 Schwestern aus allen Niederlassungen waren dazu ins Mutterhaus gekommen. Zu den Mallersdorfer Franziskanerinnen gehören derzeit rund 900 Schwestern. Superior Prälat Dr. Wilhelm Gegenfurtner berichtete in seiner Begrüßung während des Pontifikalamts, dass die Ordensleitung nach Pirmasens gereist war, um den Sterbetag am Freitag, 27. Januar, am Ort des ersten Wirkens von Nardini zu begehen. Samstag und Sonntag standen dann ganz im Zeichen der Einkehr im Mutterhaus, um die eigene Berufung zu überdenken. „Dass Sie als unser Bischof heute gekommen sind, freut uns sehr“, sagte Superior Dr. Gegenfurtner zu Bischof Gerhard Ludwig gewandt, und sicherte ihm weiterhin das Gebet der Schwestern zu.
Der 150. Todestag von Nardini sei ein guter Grund, sich mit ihm und dem Glauben zu beschäftigen, erklärte der Bischof: „Bei der Eucharistiefeier stellen wir uns ganz bewusst in die Gnade Gottes und in die Berufung der Nachfolge Jesu Christi.“ In seiner Predigt erinnerte Bischof Gerhard Ludwig daran, dass jeder Mensch ein Kind seiner Zeit sei. Selbstverständlich sei auch das Umfeld wie Eltern, Geschwister oder Lehrer prägend. „Wenn man den frühen Lebenslauf von Nardini betrachtet, dann hätte man etwas anderes erwarten können als das, was aus ihm geworden ist“, resümierte der Bischof. Die Umstände, in die er hineingeboren wurde, standen unter keinem guten Stern. Aber Paul Josef Nardini habe die tiefe Erfahrung gemacht, dass die Liebe Gottes größer ist als das, was man im Leben erleiden muss und was Menschen einander antun. „Die Liebe Christi ist die Sonne, die unser Leben hell macht. Die Liebe Christi drängt uns, das Brot mit den anderen zu teilen. Sie drängt uns zum Dienst am Nächsten“, stellte der Bischof fest und brachte dadurch den paulinischen Leitspruch der Mallersdorfer Schwestern „Die Liebe Christi drängt uns“ zum Ausdruck.
Nardini habe auf das Geschenk einer eigenen Familie verzichtet. Christen haben den Weg der Freiheit, ob sie im Stand der Ehe dem Herrn nachfolgen oder als Diener und Dienerinnen Jesus Christi durch das Charisma der keuschen Liebe auf andere Weise die Liebe Christi in der Welt verkünden. „Auch heute und zu jeder Zeit ruft Christus Menschen, sich freiwillig in den Dienst Gottes zu stellen“, so der Bischof. Die Schwestern ermunterte Bischof Gerhard Ludwig, sich über die Lebensentscheidung zu freuen, die sie einmal getroffen haben.
Gemeinsam mit Superior Prälat Dr. Wilhelm Gegenfurtner und Prälat Johann Staufer am Altar und der versammelten Schwesterngemeinschaft im Gotteshaus, feierte Bischof Gerhard Ludwig die heilige Eucharistie. Den musikalischen Bestandteil der Feier hatte der Schwesternchor unter der Leitung von Sr. Petra Deinhofer mit der Kleinen Festmesse von P. Bonifaz Stöckl OSB, einem Mallersdorfer Benediktiner (1745-1784), übernommen. Generaloberin Sr. Hiltrud Baumer dankte abschließend für das Mitfeiern, die mutmachenden Worte des Bischofs an die ganze Schwesternschaft und allen Mitschwestern für ihr Kommen. Bereits am Vortag hatten die Mallersdorfer Schwestern einen hohen Gast: Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann aus Speyer hatte ebenfalls mit ihnen ein Pontifikalamt in der Klosterkirche gefeiert.
Predigt des Bischofs im Wortlaut