Ein philosophischer Abend im Akademischen Forum: Prof. Dr. Arbogast Schmitt bereitet den Weg zu einem Wissen von Gott
Gibt es ein Wissen von Gott? Über dieses wahrhaft unendliche Thema hat Prof. Dr. Arbogast Schmitt am vergangenen Montagabend im Regensburger Kaisersaal am Haidplatz referiert. Und siehe da, so wenig von Gott wissen wir gar nicht! Aber dazu später. Zunächst wurde der Referent von Prof. Dr. Sigmund Bonk, dem Direktor des Akademischen Forum Albertus Magnus, herzlich begrüßt. „Schon zum zweiten Male dürfen wir uns im Forum Albertus Magnus einen Vortrag von Professor Schmitt freuen!“, sagte Dr. Bonk, und ja, das Thema sei ein schwieriges und weites Feld. Umso mehr freue er sich, dass neben Bischof Rudolf Voderholzer auch zahlreiche junge Leute dem Vortrag lauschen wollten. Tatsächlich war der Kaisersaal bis auf den letzten Platz besetzt. Alle in freudiger Erwartung, ob es nun ein Wissen von Gott gebe oder nicht …
Über Gott und die Welt
Dazu holte der Gast aus Berlin weit aus. Denn „man kann mehr von Gott wissen, als nur seine Existenz“, verriet Schmitt gleich zu Beginn. Und dann entführte er sein Publikum in das antike Griechenland, zu Platon und Aristoteles. Wo das Wissen von Gott noch das „sicherste Wissen“ war, beruhte es doch auf einer gemeinsamen Vernunft. Später, u.a. auch mit dem Aufkommen der Naturwissenschaften, wurde im sogenannten Nominalismus das Wissen von Gott abgelehnt. Der Glaube an Gott liege außerhalb der Vernunft, teilten die Vertreter dieser Denkschule mit.
Vom Denken, Meinen und Sein
Wenn wir von den Dingen der Welt und letztlich von Gott wissen möchten, müssen wir aber erst einmal begreifen: Was ist Wissen und Erkenntnis? Der Weg dahin führt von der bloßen Sinneswahrnehmung einer Sache zum Denken über die Sache. Fragt man sich dann, was das Ding kann, welche Fähigkeit es hat oder welche Aufgabe es erfüllt, so gelangt man über das Meinen zum Sein, das die Vernunft erkennt. Sind Denken und Sache eines, so ist das Erkenntnis. Das Sein ist also nicht das äußere Sein, es ist das innere Kriterium des Denkens selbst. Schmitt veranschaulichte mit zahlreichen Beispielen, wie das mit der Wahrnehmung, dem Denken, Meinen, Sein und der Erkenntnis und der Vernunft genau funktioniere. Dazu fragte er nach den Eigenschaften eines Weberschiffchens, das erst zu einem solchen wird, wenn es bestimmte Fähigkeiten besitzt. Auch ein Haus ist erst dann ein Haus, wenn es bestimmte Eigenschaften erfüllt. Ansonsten nehme man vielleicht nur einen Schneehaufen, einen Steinhügel oder einen Klotz aus Beton wahr.
Der Weg, der zu einem Wissen von Gott führt, geht also letztlich aus von der Frage: Was nimmt man wahr? Dann folgt der komplizierte Prozess des Denkens, Meinens und Seins, bis der Mensch zur Erkenntnis gelangt: Von Gott kann man wissen. Damit ist auch Schluss mit der Annahme, dass Gott etwas Geistiges sein muss. Das Wissen von Gott sei, in philosophischer Hinsicht, die Summe der Möglichkeitsbedingungen, die ihn zu dem machen, was er ist. Wie das Weberschiffchen oder das Haus oder eben Gott.
Wer sich intensiver in diese spannende Materie einlesen möchte, dem sei die neueste Publikation von Prof. Dr. Arbogast Schmitt ans Herz gelegt. Sie ist Prof. Sigmund Bonk gewidmet und wurde ihm an diesem Abend überreicht.
Arbogast Schmitt studierte Philosophie, Gräzistik, Latinistik und Germanistik in Würzburg und Berlin, Promotion 1974, Habilitation 1980, 1981 bis 1991 Professor in Mainz, 1991 bis 2011 Professor in Marburg, seit 2011 Honorarprofessor an der FU Berlin. Mitglied mehrerer wissenschaftlicher Gesellschaften, u. a. der Göttinger Akademie der Wissenschaften, der Wissenschaftlichen Gesellschaft an der Universität Frankfurt. Wichtige Publikationen: Die Moderne und Platon, Stuttgart 2008. Wie aufgeklärt ist die Vernunft der Aufklärung? Eine Kritik aus aristotelischer Sicht, Heidelberg 2016. Die Moderne und die Antike. Gründe und Folgen des größten Kulturbruchs in Europa, Heidelberg 2019.