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Ein Haus der Zuwendung und Spitzenmedizin

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(pdr/cn) Nach fast sechs Jahren Bauzeit ist jetzt der zweite Bauabschnitt der universitären Ergänzungsmaßnahme am Caritas-Krankenhaus St. Josef fertig gestellt. Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller segnete nach der Feier der heiligen Messe die neuen Räume. An der Feier nahmen geladene Gäste aus Politik, Universität, Wirtschaft und Gesundheitswesen teil. Bayerns Europaministerin hielt die Festrede. Für den musikalischen Rahmen sorgte Tritonus Brass Regensburg und ein Vokalquartett ehemaliger Domspatzen.

„Die Kirche und ihre caritativen Einrichtungen stehen in der Mitte unserer Gesellschaft“, sagte Bischof Gerhard Ludwig Müller in der Predigt. Die Sorge um den Nächsten müsse wesentliches Merkmal eines jeden Christen sein. Es gehe darum, die Gesellschaft im Geiste Jesu Christi und seiner Kirche mit zu gestalten. Dazu gehöre auch die klare christliche Wertorientierung, die ihren Ursprung in der Begegnung von Gott und Mensch habe, so der Bischof.
„Der heutige Tag ist ein großer in der Geschichte unseres Krankenhauses“, sagte Prälat Dr. Wilhelm Gegenfurtner, Vorsitzender des Diözesan-Caritasverbandes, in seiner Begrüßung. Zur medizinischen und menschlichen Qualität müsse der christliche Geist eines kirchlichen Krankenhauses kommen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in St. Josef stellten sich jeden Tag diesem hohen Anspruch, so Gegenfurtner.

„Das Krankenhaus St. Josef ist ein Haus der Caritas, ein Haus der Zuwendung und ein Haus der Spitzenmedizin“, lobte Europaministerin Emilia Müller. St. Josef war eines der ersten Krankenhäuser überhaupt, das sich für eine solch beispielhafte Kooperation mit der Universität entschieden habe. Das Caritas-Krankenhaus in Regensburg habe Pionierarbeit geleistet. Der Staatsregierung sei bewusst, dass Krankenhäuser einen größtmöglichen Handlungsspielraum bräuchten. Der Staat werde deshalb nicht in die Strukturen eines solchen Hauses eingreifen. Die Ministerin dankte für die großartige Arbeit und Leistung am Caritas-Krankenhaus.

Oberbürgermeister Hans Schaidinger schloss sich diesen Worten an. „Wir schätzen es sehr, dass wir in der Caritas einen großen und zuverlässigen Partner nicht nur im Gesundheitswesen haben“, sagte er. Der Standort Regensburg sie dadurch weiter aufgewertet.
Vor zehn Jahren wurde die Grundsatzentscheidung getroffen, die Kliniken und Polikliniken für Frauenheilkunde und Geburtshilfe sowie für Urologie des Universitätsklinikums Regensburg am Caritas-Krankenhaus St. Josef unter Nutzung der bestehenden Ressourcen zu realisieren. Die notwendigen Ergänzungsbaumaßnahmen wurden in Angriff genommen. „Derartige Kooperationsmodelle helfen langfristig Kosten zu sparen und sichern höchste Kompetenz und Qualität in Medizin und Pflege“, sagte Dr. Andreas Hartung, Geschäftsführer am Caritas-Krankenhaus. Hinzu kam die rapide Steigerung der Patientenzahlen und die zunehmende Schwere der Erkrankungen; insbesondere bei Tumorerkrankungen, die mittlerweile im Onkologischen Zentrum am Krankenhaus St. Josef behandelt werden.

Im ersten Bauabschnitt wurde die „Drehscheibe OP“ von vier auf sieben Operationssäle erweitert, der Aufwachraum auf zwölf Behandlungsplätze aufgestockt und die Kapazität der Zentralsterilisation erweitert. Die Klinik für Urologie erhielt einen neuen OP für Transurethale Resektion. Die Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe hat einen neuen modernen Entbindungsbereich mit dem „schönsten Kreissaal der Welt“ bekommen. Die Polikliniken der Kliniken für Urologie und Frauenheilkunde und Geburtshilfe erhielten spezielle Funktionsräume. Für die Medizinstudenten gibt es Küche und Cafeteria. Diese sowie die Errichtung eines neuen Parkplatzes wurden allerdings allein vom Krankenhaus finanziert.

Aus förderrechtlichen Gründen konnte der zweite Bauabschnitt nicht sofort nach dem ersten beginnen. Das Gute daran: Es blieben für die intensive Planung mehr Monate als üblich. Der zweite Bauabschnitt wurde nun im Sommer abgeschlossen. Vorausgegangen war der Umzug der kompletten EDV-Abteilung des Krankenhauses. Beide Universitätskliniken konnten moderne Büro-, Untersuchungs- und Schulungsräume beziehen. Drei Seminarräume und der große Hörsaal mit 120 Plätzen für den Hochschulbetrieb wurden fertig gestellt. Der bedeutendste Umzug war der der neuen Intensivstation. Die auf 1150 Quadratmetern errichtete Station verfügt über 14 Intensivbehandlungsplätze und fünf operative Intermediate-Care-Plätze.

Aufgabe von universitären Kliniken sind neben der Patientenbehandlung auch Forschung und Lehre. Das Krankenhaus St. Josef ist seit vielen Jahren in der Ausbildung von Medizinstudenten tätig. Die Kliniken Urologie und Frauenheilkunde haben sich in der Lehre auf höchstem Niveau etabliert. Die Studenten der Urologie schneiden unter allen deutschen Universitäten im Staatsexamen am besten ab. „Trotz Forschung und Lehre einer Universitätsklinik hat die Patientenversorgung höchste Bedeutung“, so Professor Dr. Wolf F. Wieland, Ärztlicher Direktor des gesamten Hauses und Direktor der Klinik für Urologie. Dieser Anspruch müsse täglich aufrechterhalten bleiben. Das Caritas-Krankenhaus St. Josef verbinde in beispielhafter Weise Hochleistungsmedizin mit Menschlichkeit und Werten eines konfessionellen Trägers.

„Wir blicken weiter positiv in die Zukunft. Trotz hoher finanzieller Belastungen gibt der wirtschaftliche Erfolg unserer Entscheidung für die Kooperation mit der Universität Regensburg recht“, sagte Diözesan-Caritasdirektor Bernhard Piendl. Nicht unerwähnt ließ er, dass das Krankenhaus dadurch in den letzten fünf Jahren viele neue Arbeitsplätze geschaffen habe.


Predigt von Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller
anlässlich der Segnung des neuen Erweiterungsbaus am Caritas-Krankenhaus St. Josef in Regensburg:

"Liebe Schwestern und Brüder in unserem gemeinsamen christlichen Glauben!

Wir alle kennen das böse Wort „Religion ist Opium des Volkes“ oder „Opium für das Volk“. Mit diesem Slogan hat man unter sowjetischer Gewaltherrschaft das Recht abgeleitet, Millionen von Christen zu unterdrücken, gesellschaftlich auszugrenzen oder gar zu ermorden. Ähnliches geschah auch unter den beiden Diktaturen des 20. Jahrhunderts auf deutschem Boden. Wie viel Unrecht ist doch unter diesem atheistischen Vorzeichen im Namen des Volkes geschehen!


DIE STELLUNG UND BEDEUTUNG DER KIRCHE IN EINEM DEMOKRATISCH VERFASSTEN STAAT

Eine abgeschwächte Version, die aber in dieselbe Zielrichtung stößt, wird uns heute angeboten: „Religion ist Privatsache“. Man könne doch zuhause erbauliche Literatur studieren und sich in sonntäglicher Stimmung an poetisch-religiösen Gedanken und Gefühlen berauschen. In der Öffentlichkeit aber habe die religiöse Überzeugung als Grundlage für die Gestaltung des gesellschaftlichen Lebens nichts verloren. Oftmals wird die Trennung von Kirche und Staat als Parole ausgegeben, so als ob das in unserem Land nicht schon eine Selbstverständlichkeit wäre.

Unter Trennung von Kirche und Staat verstehen wir in unserem Land aber den Ausschluss von gegenseitiger Instrumentalisierung. Auf der Grundlage der Verfassung der Bundesrepublik Deutschland, die aus den Erfahrungen der Diktatur heraus formuliert wurde, geht es – anders als in totalitären Staaten – nicht um ein feindliches Gegeneinander von Staat und Kirche, sondern um eine Kooperation unter Berücksichtung der jeweiligen Verantwortung im öffentlichen Raum.

Für unsere Verfassung ist ein Verständnis grundlegend, in dem der Staat nicht alles obrigkeitsmäßig an sich zieht, sondern vielmehr vom Bürger her aufgebaut ist und daher all jene gesellschaftlichen Initiativen ideell aber auch finanziell fördert, die dem Gemeinwohl, dem bonum com-mune dienen. Dieses Verständnis unterscheidet unseren Verfassungsstaat von einem totalitären Staat, der sich zu Unrecht als Volksdemokratie bezeichnet. Daher müssen wir uns als Kirche in unserem Staat das Recht auf eine Mitgestaltung der Öffentlichkeit nicht erst erkämpfen.

Die rund 50 Millionen katholischen, evangelischen und orthodoxen Christen leben nicht am Rande, sondern in der Mitte unserer Gesellschaft. Sinnbildlich kommt diese zum Ausdruck in unse-rer Regensburger Kathedrale, die den Mittelpunkt dieser Stadt bildet, aber auch im katholischen Caritas-Krankenhaus St. Josef im Kreis der anderen katholischen und evangelischen Krankenhäuser dieser Stadt, die den caritativen, den sozialen Gehalt christlichen Glaubens in der Mitte unserer Gesellschaft zum Ausdruck bringen.

Den Auftrag, der uns von Christus her aus der Mitte unseres Glaubens heraus zukommt, in unserer Demokratie, in unserem Staat für das Gemeinwohl tätig zu sein, lassen wir uns von niemandem beschneiden oder gar nehmen.

Darum ist Religion keine Privatsache, sondern hat eine gesellschaftliche, öffentliche Bedeutung. In der katholischen Soziallehre reicht die Verantwortung für den Mitmenschen bis hinein in das politische Wirken. Politik, Wirtschaft, Wissenschaft sind – wie das II. Vatikanische Konzil sagt – zwar autonome Bereiche, die sich nach ihrer eigenen Sachgesetzlichkeiten entwickeln müssen. Gleichzeitig sind Wissenschaft, Politik und Wirtschaft keine ethik- oder moralfreien Räume.

Aufgabe des Staates ist es, den lebendigen gesellschaftlichen Prozess zu regulieren und seine Grundlagen zu schützen. Die moralischen, geistlichen und sittlichen Grundlagen und Orientierungen kann ein weltanschaulich neutraler Staat aber nicht aus sich selbst heraus formulieren. Letztlich kann das nur die Religion.

Die gesamte deutsche und europäische Gesellschaftsordung und Kultur wird aus den Wurzeln des Christentums gespeist, das eine lebendige Quelle ist, die nicht versiegt. Eine Entchristlichung unserer Gesellschaft bedeutet daher nichts anderes, als dass wir uns unserer tragenden Wurzeln berauben und letztlich unsere Kultur zerstören.

All das gilt es zu bedenken, wenn wir heute den Erweitungsbau des Caritas-Krankenhauses St. Josef feierlich einweihen und seiner Bestimmung, der Förderung von Gesundheit und Gemeinwohl, übergeben.


DER BEITRAG DER KIRCHE ZUM GEMEINWOHL

Von einer militant atheistischen Richtung wird in letzter Zeit lautstark der bissige Vorwurf erhoben, die Kirche sei ein Schmarotzer, ein Kostgänger des Staates. Was ist dazu zu sagen?

Es ist nicht das Geld des Staates, das in Sozial-einrichtungen (auch in kirchliche Schuleinrichtungen) fließt; es ist vielmehr das Geld der Bürger, die Steuern zahlen für das Gemeinwohl. Aufgabe des Staates ist es, die Gemeinschaften und Organisationen, die für das Gemeinwohl tätig sind, zu unterstützen. Jeder, der auch nur bisschen denken und rechnen kann, weiß genau, dass alles, was Christen an Steuern zahlen, durch Spenden in den großen Hilfswerken leisten, nur den einen Sinn hat: für das bonum commune, das Gemeinwohl tätig zu sein. Auf diese communio, auf diese Gemeinschaft kommt es an.
Kleine militant atheistische Grüppchen dürfen den Staat nicht zum Werkzeug einer ideologischen Entchristlichung instrumentalisieren.

Dazu ein tragisch-komisches Beispiel aus jüngster Zeit: Manche meinen, der Papst hätte nicht das Recht, von einem säkularen Staat eingeladen zu werden und im Bundestag eine Rede zu halten. Hinter dieser Kritik verbirgt sich letztlich ein Staatsverständnis, das an die DDR erinnert, mit unserer Bundesrepublik aber nichts zu tun hat. Volksvertreter sind keine Lobbyisten bestimmter Interessensgruppen, sondern tragen Verantwortung für das ganze Volk!

Als Christen sind wir in Deutschland keine Min-derheit, die man an den Rand drängen könnte. Vielmehr sind die Christen staats- und gesellschaftstragend. Daher nehmen wir Christen unsere Verantwortung in der Öffentlichkeit für das Gemeinwohl ernst und lassen uns von nichts und niemand in diesem Recht einschränken.


CARITAS ALS WESENSVOLLZUG VON KIRCHE

Die Caritas als Verband von vielen verschiedenen sozialen Einrichtungen, aber auch das caritative Engagement der Christen in Pfarreien, kirchlichen Vereinen, Verbänden und Institutionen stehen nicht neben der Kirche, die sich diesen Bereich etwa angeeignet hätte. Caritas ist vielmehr die Kirche und die Kirche ist Caritas!

Die drei wesentlichen Grundvollzüge der Kirche – so lehrt es das II. Vatikanische Konzil – sind martyria, leiturgia und diakonia. In der (1) martyria verkündet und bezeugt die Kirche die Frohe Botschaft Christi, indem sie den Menschen in der Seelsorge helfend zur Seite steht, dem Menschen geistige und geistliche Orientierung gibt, und ihn durch die sittlichen Maßstäbe, die Gott uns vorgegeben hat, persönlichkeitsbildend aufbaut. In der (2) leiturgia feiert die Kirche Christus, ihr Haupt im Gottesdienst, erhebt den Menschen zu seinem Schöpfer, spendet die Sakramente und heiligt ihn mit der göttlichen Gnade. Unter (3) diakonia verstehen wir die caritative, beratende, helfende Tätigkeit der Kirche, durch die die Liebe Gottes zum Menschen konkret erfahrbar wird. Dies ist also nichts künstlich Aufgesetztes oder Nebensächliches, sondern gehört zum innersten Wesen der Kirche.


DER BARMHERZIGE SAMARITER ALS LEITBILD FÜR DAS CARITATIVE HANDELN DER KIRCHE

Anschaulich wird dies im großen Gleichnis vom barmherzigen Samariter. Ein Gesetzeslehrer kommt zu Jesus und will ihn mit einer Fangfrage auf die Probe stellen, indem er Gottes- und Nächstenliebe gegeneinander ausspielt. Jesus aber fügt beides untrennbar zusammen: Gott aus ganzem Herzen, über alles zu lieben und den Nächsten wie sich selber! Niemand kann sagen, er liebe Gott, wenn er gleichzeitig seinen Nächsten übersieht. Der Nächste ist wie ich selbst ein Geschöpf Gottes, nach seinem Bild und Gleichnis geschaffen (vgl. Gen 1,26), also nichts anderes als mein Bruder und meine Schwester in der einen Familie Gottes. Gott ist für uns alle der Vater, der sich uns zuwendet und uns aufruft, so mit unse-rem Nächsten umzugehen, wie er es tut.

Auf die Frage des Gesetzeslehrers „Und wer ist mein Nächster?“ (Lk 10,23) antwortet Jesus nicht mit einer theoretischen Diskussion sondern mit seinem berühmten Gleichnis vom barmherzigen Samariter: „Ein Mann ging von Jerusalem nach Jericho hinab und wurde von Räubern überfallen. Sie plünderten ihn aus und schlugen ihn nieder; dann gingen sie weg und ließen ihn halbtot liegen Zufällig kam ein Priester denselben Weg herab; er sah ihn und ging weiter. Auch ein Levit kam zu der Stelle; er sah ihn und ging weiter. Dann kam ein Mann aus Samarien, der auf der Reise war. Als er ihn sah, hatte er Mitleid, ging zu ihm hin, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie. Dann hob er ihn auf sein Reittier, brachte ihn zu einer Herberge und sorgte für ihn. Am andern Morgen holte er zwei Denare hervor, gab sie dem Wirt und sagte: Sorge für ihn, und wenn du mehr für ihn brauchst, werde ich es dir bezahlen, wenn ich wiederkomme“ (Lk 10,30-35).
Dieses Gleichnis ist uns Christen Leitbild und Richtschnur für unser caritatives Handeln in der spontanen Form der Ersten Hilfe und Nachbarschaftshilfe genauso wie in den institutionellen Formen.


UNVERFÜGBARKEIT MENSCHLICHEN LEBENS UND PERSONALITÄT ALS PROPRIUM CHRISTLI-CHER CARITAS UND KRICHLICHEN HANDELNS

Im Unterschied zu den Lebensverhältnissen zu Zeiten Jesu haben sich die medizinischen und pflegerischen Möglichkeiten durch die Erkenntnisse der modernen Technik und Wissenschaft hervorragend weiterentwickelt. Wer heute im Krankenhaus – also in einer Herberge für kranke und leidende Menschen – tätig ist, braucht na-türlich eine professionelle Ausbildung in den ver-schiedenen Bereichen, die nötig sind: als Arzt, Pflegekraft, in der Verwaltung und Gesamtorganisation.

Ebenso wichtig ist aber die innere Gesinnung, die sich an der Haltung des barmherzigen Samariters auszurichten hat. Wir heilen die Wunden der Menschen mit derselben Einstellung, Gesinnung: nämlich der Liebe zum Nächsten. So ist für uns neben den technischen Apparaten – wie oft ist heute von „Apparate-Medizin“ die Rede – der menschliche Faktor von größter Bedeutung. Technik allein genügt nicht! Es kommt vielmehr auf den an, der die technischen Mittel gebraucht! Von der inneren Einstellung und Gesinnung kann und darf ich mich nicht dispensieren! Das ist das Proprium, das wir Christen einzubringen haben, wenn wir dem Gemeinwohl dienen.

Gemeinwohl ist nicht einfach nur technokratisch herzustellen, so als ob wir fähig wären, aus uns heraus, „den neuen Menschen“ zu erschaffen oder „die neue Zeit“ anbrechen zu lassen, wie so oft besungen – oder besser – gebrüllt worden ist. Das waren verführerische, falsche Schalmeien! Der Mensch kann nicht aus eigener Kraft eine neue Gesellschaft, einen neuen Menschen konstruieren. Bei diesem Versuch würde er seine Seele verlieren.
Wohl aber gilt es die Möglichkeiten, die wir haben, zu gebrauchen und uns auch technisch gesehen an die Spitze des Fortschritts zu setzen. Das ist kein Luxus, sondern folgt aus dem ver-nünftigen Gebrauch der Fähigkeiten, die Gott uns geschenkt hat. Diese gilt es aber in menschlicher Weise, in persönlicher Begegnung, in liebender Zuwendung zu gebrauchen. So kann und muss auch in unserer Zeit ein Krankenhaus oder ein sozialer Dienst menschlich sein: in der Begeg-nung von Mensch zu Mensch.

Der barmherzige Samariter hat sich nicht gescheut, herabzusteigen von seinem hohen Ross: Er hat keinen Vortrag gehalten, sondern hat Hand angelegt, den Verletzten berührt. Er hat sich nicht in eine schöne heile Welt ohne Krankheit geflüchtet, sondern sich vom konkreten Leid des Nächsten berühren lassen. So konnte er Ekel und Scheu überwinden, dem Verwundeten menschlich begegnen und alle Sinne in den Prozess des Helfens, des Trostes, der Neuorientierung einbezie-hen.
Als Christen wissen aber auch, dass unsere menschlichen Möglichkeiten an ein Grenzen stoßen, weil der Mensch endlich ist. Gerade unsere Seelsorger sind hier besonders gefordert, wenn es gilt, auf dem Weg des Sterbens einen Blick auf die Herrlichkeit Gottes zu eröffnen, die für uns alle bereitgehalten ist. Die pastorale Begleitung, medizinische Betreuung und Pflege von Sterben-den, etwa auf einer Palliativstation, sind die äußerste Zuspitzung der Nächstenliebe. Der Dienst der dort geleistet wird, ist wahrhaft ein Dienst der Barmherzigkeit!

So wird erfahrbar, dass wir als Brüder und Schwestern einen gemeinsamen Weg gehen, Gott unser Vater ist, der uns in Christus brüderlich entgegengekommen ist und im Heiligen Geist freundschaftlich in unserer Mitte gegenwärtig ist.


EIN WORT DES DANKES UND DER ANERKENNUNG

So gilt es in dieser Stunde auch ein Wort des Dankes, der Anerkennung, aber auch der Ermuti-gung zu sagen für alle, die bei diesen Erweiterungsbau – in welcher Art und Weise auch immer – mitgewirkt haben. Dieser Dank gilt aber auch allen, die hier im Krankenhaus St. Josef tätig sind: als Arzt, in der Pflege oder in der Verwaltung.
Gestern konnte ich bei einer Rundfunkaufzeichnung für den kommenden Caritassonntag jene rund 90.000 Männer und Frauen in Blick nehmen, die in Bayern hauptamtlich für die verbandlich verfasste Caritas tätig sind.

Darüber hinaus gilt es aber auch die vielen neben- und ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer nicht zu vergessen, deren Namen nur Gott allein kennt. Er wird der Lohn sein für all die guten Werke, die oft im Verborgenen getan werden. Ihnen allen gilt in dieser Stunde mein Dank und meine Anerkennung.

Vergelt’s Gott für dieses Zeugnis christlichen Glaubens! Amen."



Zusatzinformationen

Gesamtkosten: 33,4 Millionen Euro
Gesamtförderung durch den Freistaat Bayern: 27,26 Millionen Euro

Eigenanteil des Caritas-Krankenhauses: 6,14 Millionen Euro

Das Projektmanagement der Baumaßnahme übernahm die Firma BPM Bau- und Projektmanagement Hartl GmbH aus Eggenfelden.

Als Generalplaner war das Architekturbüro Leinhäupl aus Landshut beauftragt.



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