Die Katholische Kirchenstiftung St. Martin Amberg hat die Jubiläumschronik und Festschrift „600 JAHRE BASILIKA ST. MARTIN 1421-2021“ herausgegeben. Die Festschrift beleuchtet wesentliche Aspekte der Geschichte des imposanten und maßgeblichen sakralen Bauwerks. Stadtpfarrer Thomas Helm spricht über das vorliegende Werk im Interview.
Ein gelungenes Werk
Festschrift würdigt 600 Jahre Basilika St. Martin Amberg
Verehrter Herr Stadtpfarrer Helm, es gibt eine interessante rege Nachfrage nach der Jubiläumschronik der Pfarrei St. Martin Amberg, auch von weit außerhalb Ambergs. Woran mag dies liegen?
Das große Interesse freut mich zunächst einmal natürlich sehr. Zum einen liegt das an ehemaligen Ambergern, die mittlerweile andernorts leben, aber immer noch eine Verbindung zu ihrer Heimatstadt und Heimatpfarrei haben und das Geschehen vor Ort mit regem Interesse verfolgen. Das haben wir auch bei anderen Publikationen, z.B. bei dem Buch mit den Liedtexten meines Vorgängers, erlebt, wo es auch viele auswärtige Anfragen gab. Zum anderen ist die Basilika St. Martin von überregionaler Bedeutung weit über die Stadt hinaus. Wir erleben es v.a. an den hohen kirchlichen Festen, wenn die Gläubigen oft von weiter auswärts kommen. Viele tun das schon sehr lange und haben deshalb eine besondere Verbindung zu St. Martin aufgebaut, auch wenn ihre Heimatgemeinde eigentlich anderswo ist.
Welche besonderen Merkmale hat St. Martin Amberg, was ist die Identität der Pfarrei?
St. Martin ist nach dem Regensburger Dom die größte gotische Kirche der Oberpfalz. Der mächtige Turm an der Vils, den man schon von weither sieht, ist eines der Wahrzeichen unserer Stadt. Die Ausmaße der Kirche, allein die Größe des Dachstuhls, die wunderbare Architektur, die Buntglasfenster, die Ausstattung, all das sorgt dafür, dass die Kirche eine ganz besondere Atmosphäre ausstrahlt. Die vielen Besucher und natürlich die Gläubigen, die sich zur Feier des Gottesdienstes hier versammeln, spüren das, auch ich selbst. Ein wichtiger Schwerpunkt bei uns ist die Kirchenmusik, die seit jeher einen großen Stellenwert in der Pfarrei besitzt. Diese zusammen mit festlicher und ansprechender Liturgie sind in St. Martin wichtig.
Gewiss werden völlig zurecht Aspekte der 600-jährigen Vergangenheit Ihrer Pfarrei bearbeitet und beschrieben. Welches sind die Höhepunkte in den Jahrhunderten?
Ich weiß nicht, ob man hier von Höhepunkten sprechen kann, aber es sind doch einige Aspekte bemerkenswert. Zum einen ist da die Frage, warum damals die Amberger Bürger (es war die Bürgerschaft der Stadt, die den Anstoß dazu gab!) eine so große Kirche bauten, wenn man bedenkt, dass zu jener Zeit die Stadt keine 3.000 Einwohner hatte. Dann sind da die mehrmaligen konfessionellen Wechsel, denen St. Martin unterworfen war: zunächst war sie katholische Kirche, später evangelisch, dann calvinistisch und schließlich wurde sie nach der Gegenreformation wieder katholisch. Das wirkte sich natürlich auch auf die Ausstattung und Gestaltung des Kirchenraumes aus. Interessant ist auch die Geschichte der Pfarrer von St. Martin, die größtenteils sehr gut belegt sind und welche nicht nur die Geschicke der Pfarrei, sondern auch der Stadt entscheidend mitgeprägt haben. Die lange kirchenmusikalische Tradition, die bisher noch nicht so stark im Focus stand, wird auch im Buch beschrieben. Das sind nur ein paar Aspekte.
Was sind die Herausforderungen heute? Werden auch Perspektiven für die Zukunft ausgelotet?
Die Jubiläumschronik versteht sich zunächst als historisches Werk über die Basilika St. Martin als Kirchenbau und was damit verbunden ist. Ein expliziter Blick auf die Gegenwart oder auf die Zukunft wird darin nicht gewagt. Doch wenn ich dazu ein paar Sätze sagen soll, dann sind die Herausforderungen, vor denen wir stehen, wohl die gleichen, vor denen alle Pfarreien stehen. Wie können wir in einer immer säkularer werdenden Gesellschaft glaubwürdig Pfarrgemeinde und Kirche sein? Wie können wir den christlichen Glauben an die nächste Generation weitergeben? Wie können wir Vertrauen und auch Menschen zurückgewinnen? Neben dem Glaubens- und Vertrauensverlust hat auch die Coronakrise einiges zerstört. Vieles muss wieder neu aufgebaut werden. Wir alle haben in den nächsten Monaten und Jahren viel Arbeit vor uns. Und: Wenn ich an unsere umfassenden Sanierungsmaßnahmen an der Basilika denke – im Moment sind wir wieder mitten in einer solchen drin – , wie kann in Zukunft deren Finanzierung sichergestellt werden angesichts schwindender Kirchenmitglieder und auch Kirchensteuereinnahmen? Unsere Schwerpunkte Liturgie und Kirchenmusik wollen wir auch in Zukunft pflegen, weiter ausbauen und evtl. auch durch neue Formate ergänzen.
Welche Aussagen und Passagen in der Jubiläumsschrift gefallen Ihnen persönlich am besten?
Das ist jetzt eine sehr schwere Frage, die ich so eigentlich nicht beantworten kann. Denn jeder der Autoren, die daran mitgearbeitet haben, hat sein Thema über das er oder sie geschrieben hat, sehr gut bearbeitet und viele neue Erkenntnisse zutage gefördert. Hinzu kommen die zahlreichen oft doppelseitigen Bilder in einem ansprechenden und gelungenen Layout. Ich finde das Werk sehr gelungen und danke allen, die an der Erstellung beteiligt waren, ganz herzlich dafür.