Das Antoniusheim Münchshöfen
Das Antoniusheim Münchshöfen südlich von Straubing ist eine Einrichtung für Erwachsene mit Hilfe- oder Pflegebedarf. Heute werden dort Menschen betreut und begleitet, die pflegebedürftig sind, eine Behinderung oder psychische Beeinträchtigung aufweisen oder beispielsweise an Demenz leiden.
Bereits 1930 hatte Pfarrer Georg Stelzer das ehemalige, leerstehende Kurhotel gepachtet, um es in ein "Heim für Behinderte" umzubauen. Die Franziskusschwestern aus Vierzehnheiligen übernahmen damals die Leitung. Vor 80 Jahren lebten hier ausschließlich Frauen mit unterschiedlichen Behinderungen, die auf Unterstützung angewiesen waren. Als die Katholische Jugendfürsorge Regensburg 2006 die Trägerschaft für das Antoniusheim übernahm, konnte man nur vermuten, dass die Einrichtung Anfang der 1940er Jahre vor der Vernichtungsaktion der Nationalsozialisten nicht verschont geblieben war.
Gerhard Schneider, heute Krankenhausdirektor des Bezirksklinikums Mainkofen, konnte einen wichtigen Teil zur Aufklärung beitragen. Er stieß Anfang 2011 über Akten von damals auf die Frauen im Antoniusheim und ihre Namen. So ist belegt, dass von insgesamt 117 Frauen 107 Frauen – verteilt auf drei Transporte am 27. Juni, 4. Juli und 5. August 1941 – nach Schloss Hartheim bei Linz gebracht und vergast worden sind.
"Diese Frauen waren, genau wie ich, behindert."
Sich mit dem, was damals geschah, auseinanderzusetzen, erfordert Kraft, Mut und auch Vertrauen, dass solch unvorstellbares Leid nicht noch einmal passiert. Das Antoniusheim Münchshöfen will dazu mit regelmäßigem Gedenken einen Beitrag leisten. So kann man den Bewohnerinnen und Bewohnern, Stephanie Scholtz, Heilerziehungspflegerin in der Förderstätte, Sabine Scheuerer, Förderstättenleitung, Pfarrer Ludwig Bumes und Patrick Uhl, Gesamtleiter, nur danken, dass sie sich des düstersten Kapitels in der Geschichte des Antoniusheims immer wieder annehmen.
Im Film spüren sie Fragen nach, versuchen, das Unbegreifliche begreiflich zu machen. Wie unvorstellbar grausam das Leid der Menschen, die der Aktion T4 zum Opfer gefallen sind, gewesen sein muss, bringen einem Menschen mit Behinderung heute in einer Intensität nahe, die jede Begründung für die Ermordungen damals in ihrem Wahnsinn zeigen. In der Dokumentation kommen auch Zeugen dieser Zeit wie Pfarrer Ludwig Bumes oder Josef, der heute im Antoniusheim lebt, zu Wort.
Könnte so etwas heute wieder passieren? Diese Frage kann nicht verneint werden. "Nicht zuletzt aus diesem Grund können wir nicht oft genug daran erinnern, damit so etwas nie wieder passiert", unterstreicht Patrick Uhl, Gesamtleiter des Antoniusheims.