"Ein begnadeter Katechet und ein leidenschaftlicher Religionslehrer" - Pontifikalamt anlässlich des 1. Todestag von Bischof emeritus Manfred Müller
Am 20. Mai 2015 wurde Bischof emeritus Manfred Müller (76. Bischof von Regensburg 1982 – 2002) an seinem Altersruhesitz im Kloster Mallersdorf in die ewige Heimat abberufen. Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung und von Vertretern aus Kirche und Gesellschaft war er am 28. Mai nach einem Requiem im Dom St. Peter in der Bischofsgruft beigesetzt worden.
Stationen eines bewegten Priesterlebens
Am Dreifaltigkeitssonntag gedachte Bischof Dr. Rudolf Voderholzer seines Vorvorgängers in einem Pontifikalamt im Hohen Dom St. Peter, der zwanzig Jahre lang auch die Bischofskirche von Bischof Manfred Müller gewesen war. Die verschiedenen Stationen seines Wirkens wurden sozusagen hörbar für die zahlreich erschienen Gläubigen. Lesungen und Fürbitten wurden nämlich von Wegbegleitern des Verstorbenen vorgetragen: Nach seiner Priesterweihe 1952 in Augsburg und den Kaplansjahren war er fast 20 Jahre als Religionslehrer tätig, von 1972 bis 1982 wirkte er in Augsburg als Weihbischof, dann von 1982 bis 2002 in Regensburg als dessen 76. Oberhirte. Als Altersruhesitz hatte er sich Kloster Mallersdorf ausgesucht, wo er auch 2015 verstarb. So zählte neben seinem langjährigen Augsburger Sekretär Diakon Ludwig Drexel auch eine Schwester aus Mallersdorf und ein Vertreter der von ihm gegründeten katholischen freien Grund- und Mittelschule, der "Bischof-Manfred-Müller-Schule" in Regensburg, zu den Lektoren.
"Gott erlaubt mir, menschlich von ihm zu reden"
In seiner Predigt griff Bischof Dr. Rudolf Voderholzer das Festgeheimnis des Dreifaltigkeitssonntages auf. Er bemerkte im Blick auf Bischof Manfred Müller, den er als einen "begnadeten Katecheten und leidenschaftlichen Religionslehrer" bezeichnete: "Gerne hätte ich mich mit ihm unterhalten über die Herausforderung, die besonders das Festgeheimnis des heutigen Tages, die göttliche Dreifaltigkeit, für den Katecheten darstellt". Bischof Rudolf erinnerte sich an eine Schulaufgabe im Religionsunterricht der 4. Klasse - "Male, wie Du Dir Gott vorstellst" - die für ihn damals unmöglich erschien, da man sich Gott nicht vorstellen könne. Seine kindlichen Bedenken seien gewichen, heute wage er zu sagen: "Um Gott, um das Geheimnis der göttlichen Dreifaltigkeit zu verstehen, darf ich, ja muss ich ausgehen von menschlichen Erfahrungen". Man dürfe menschlich von Gott denken und reden, z.B. "Gott ist wie ein Vater, Gott ist wie eine Mutter".
Da zur Liebe, die eine Grundeigenschaft Gottes seit Ewigkeit her ist, immer zwei Personen gehören, muss es in Gott auch ein Gegenüber von Lieben und Geliebtem geben. "Lieben heißt nicht, sich gegenseitig anzuschauen", so zitierte Bischof Rudolf ein Sprichwort, "sondern gemeinsam ein Ziel zu verwirklichen", so wie das in der Liebe von Mann und Frau in der Ehe im Gegenüber zum Kind noch einmal vertieft werde."Es leuchtet doch ein, dass zur vollkommenen Liebe irgendeine Form von personaler Dreiheit gehört die auch eine Gefahr des Egoismus zu zweit überwindet". Seine Predigt, die mit einer Begebenheit aus einem Religionsbuch begann, schloss Bischof Rudolf auch mit einer solchen. Jugendliche hatten eine Straßenumfrage zum Thema "Wie stellen Sie sich Gott vor?" gemacht. Die Antwort eines 13-jährigen lautete: "Gott stelle ich mir als Person vor die es schafft, 7,5 Milliarden Menschen so lieb zu haben, als wären es alles seine Einzelkinder". Diese Antwort, bemerkte der Bischof, habe sicher auch Bischof Manfred gefallen.
Gebetsgedenken für Bischof Manfred in der Krypta
In der Bischofsgruft, in der er am 28. Mai 2015 neben Bischof Dr. Rudolf Graber (†1992) seine letzte irdische Ruhestätte gefunden hatte, versammelte sich der Bischof mit den Konzelebranten nach dem Schlusssegen zu einem Gebetsgedenken. Während Bischof Rudolf das Grab mit Weihwasser besprengte und inzensierte, betete man das "Vater unser" und das "Gegrüßet seist du Maria". Mit dem "Salve Regina" schloss das 1. Jahrgedächtnis für Bischof emeritus Manfred Müller, der seinen bischöflichen Dienst unter das Motto "Die Wahrheit in Liebe verkünden" (Eph 4,15) gestellt hatte.