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Durch das Kirchenjahr: Wirklich ein Mensch

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… mit Benedikt:

Fest der Heiligen Familie A – Matthäus 2,13-15.19-23

Ich bin ehrlich: Mit dem Fest der Heiligen Familie konnte ich früher nicht sehr viel anfangen. Ich fand das immer ein wenig kitschig, die frommen Bilder einer harmonischen und so perfekt erscheinenden Familie – und das nach der Weihnachtswoche, in der ja auch dem ersten Märtyrer Stephanus und der unschuldigen, ermordeten Kinder von Bethlehem gedacht wird. Passt da das Gedenken an die Heilige Familie so richtig?

Es passt – und das sehr gut. Denn das Fest zeigt uns eben keine harmonische Eintracht, keinen Zuckerguss über der perfekten Familie. Es zeigt den nackten Kampf um das Überleben – wie ein Blick in das Evangelium dieses Sonntags zeigt: Im Traum begegnet Josef kurz nach der Geburt Jesu ein Engel, der ihn und seine Familie zur Flucht auffordert – nur so kann Jesus dem Mordkommando des Königs Herodes entgehen. Die Familie geht nach Ägypten und kann erst nach Jahren wieder in die Heimat zurückkehren – doch selbst dann nicht wirklich.

Matthäus und Lukas erzählen ein wenig unterschiedliche Weihnachtsgeschichten. Während für Lukas die Familie immer schon in Nazareth lebte und nur für die Volkszählung nach Bethlehem zog, lebten Maria und Josef in Matthäusevangelium ursprünglich wohl in Bethlehem. Jetzt aber müssen sie nach Ägypten gehen, um dem grausamen König entgehen zu können. Selbst als die drei zurückkehren können, ergeben sich weitere Probleme: Josef hört, dass in Judäa der Sohn des Herodes regiert – das ist ihm zu unsicher, die Familie geht jetzt nach Nazareth.

Der Hebräerbrief schreibt über Jesus: „Wir haben ja nicht einen Hohepriester, der nicht mitfühlen könnte mit unseren Schwächen“ (Hebräer 4,15). Dieser Jesus hat schon in den ersten Tagen seines irdischen Lebens Dinge mitbekommen, deren Erfahrung vielen anderen Gott sei Dank erspart bleibt. Er wird in eine Familie geboren – wie alle Menschen. Er leidet – wie alle Menschen. Jesus wird ganz Mensch.

Das Fest der Heiligen Familie zeigt die Realität der Menschwerdung Christi. Er ist nicht nur zum Schein Mensch geworden, wie eine antike Irrlehre dachte; das Menschsein ist nicht nur eine Hülle – nein, Jesus teilt das Schicksal der Menschen in all seinen Widrigkeiten, in aller Lebensgefahr. Romantisch geht es übrigens auch später in der Heiligen Familie nicht immer zu. Die Spannung ist zum Zerreißen, als der 12-jährige Jesus einfach so im Tempel verschwindet. Maria tadelt ihren Sohn dann ja auch: „Kind, warum hast du uns das angetan? Siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht.“ (Lukas 2,48) Matthäus berichtet von einer Begegnung Jesu mit seiner Mutter und seinen Brüdern. Er sagt: „Wer ist meine Mutter und wer sind meine Brüder?“ (Matthäus 13,48) Sätze, die man wohl nicht gerne hört.

Für mich ist das Fest der Heiligen Familie ein Tag, der uns zeigt, was die Menschwerdung Christi bedeutet. Er wurde wirklich Mensch – mit allem Leid, das menschliches Leben eben auch bedeutet.



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