Durch das Kirchenjahr: Kommt her, mir nach!
… mit Benedikt
Dritter Sonntag im Jahreskreis A – Matthäus 4,12-23
Jesus geht am See von Galiläa entlang. Da sieht er zwei Männer, die gerade begonnen haben, ihrem Beruf nachzugehen: Sie sind Fischer und werfen ein Netz in den See. Ein Tag, wie jeder andere. Und plötzlich kommt da ein fremder Mann. Er braucht nicht viele Worte. Zwei Sätze spricht er zu den beiden Brüdern Simon und Andreas: „Kommt her, mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen.“ (Matthäus 4,19)
Diese Situation fasziniert mich immer wieder. Die beiden Männer lassen wirklich alles stehen und liegen. Das betrifft ja nicht nur ihre Netze, die sie einfach so liegen lassen. Aus dem Evangelium selbst erfahren wir, dass Petrus eine Schwiegermutter hatte (Vgl. Matthäus 8,14-15). Mehr wissen wir nicht. Lebte die Frau noch? Gab es Kinder? Aber wir wissen: Dieser Petrus hatte eine Familie, wenigstens eine Schwiegermutter. Auch die lässt er ohne ein Wort des Abschiedes zurück. Die Begegnung mit Jesus krempelt wahrlich sein ganzes Leben um. Von einer Sekunde auf die andere ist nichts, wie es zuvor war.
„Kommt her, mir nach!“, sagt der Herr, den die beiden ja gar nicht kennen. Es spielt keine Rolle. Jesus sagt auch nicht, wohin es gehen soll; was kommt denn jetzt? Was heißt das denn: Menschenfischer? Petrus und Andreas wussten es nicht. Und dennoch wagen sie den Schritt. Sie vertrauen diesem bislang noch unbekannten Mann. Auf sein Wort hin wagen sie alles, obwohl sie nicht wissen, ob sie etwas gewinnen können. Kurze Zeit später sieht Jesus zwei weitere junge Männer. Er ruft sie, und auch sie folgen ihm.
Was wir hier hören, sind die ersten Berufungsgeschichten des Neuen Testaments. Es werden viele weitere folgen. Jesus ruft immer wieder Menschen in seine Nachfolge. Das tat er damals, das tut er auch heute. Wir alle sind als Christen berufen. Das vergessen wir manchmal, weil wir den Begriff oft nur für die geistlichen Berufungen zum Priestertum, Diakonat oder Ordensleben nutzen. Aber alle Christen sind berufen.
Die Worte, die Jesus zu Petrus spricht, sind zugleich auch Worte an uns selbst: „Kommt her, mir nach!“ Das Beispiel Jesu soll Richtschnur unseres Lebens werden. Daran scheitern wir zwar täglich aufs Neue grandios; und doch bleiben wir Berufene.
Jeder Mensch ist anders, und so sind es auch die Berufungen Gottes. Doch wir alle dürfen uns gerufen wissen von ihm, gerufen vom Herrn. Dieser Ruf macht uns zu Menschenfischern: Auch wir sollen Menschenfischer werden. Es verträgt sich nicht mit unserem Glauben, ihn alleine hinter verschlossener Tür zu zelebrieren. Unser Glaube muss hinausgehen, an die Ränder, wie Papst Franziskus immer wieder betont. Unsere Botschaft hat es nicht verdient, unausgesprochen in unserem Herzen zu bleiben. Sie soll die Grenzen unseres eigenen Lebens verlassen, soll in dieser Welt wirken.