Durch das Kirchenjahr: Jesus und die Öffentlichkeitsarbeit
...mit Benedikt.
Manchmal fragt man sich, ob Jesus keine Berater hatte, keinen Pressesprecher. So ungeschickt wirkt sein Auftreten in der Öffentlichkeit. Heute ist das ja ganz üblich: Wer in der Öffentlichkeit steht, hat Menschen, die ihn professionell beraten. Leute, die die Stimmung im Volk messen und schätzen, die sich mit Social Media auskennen und mit richtigen Formulierungen. Sie wissen, was man tun und sagen muss, um Klicks und Follower zu bekommen.
Jesus hatte ganz offensichtlich niemanden dieser Art. Er hatte zwar zwölf Aposteln und eine große Jüngerschar – aber entweder wollten die ihm nichts sagen oder er hörte nicht auf sie. Sehr deutlich wird das am Sonntagsevangelium dieser Woche. Viele Menschen sind gekommen, um Jesus zu hören. Und Jesus weiß: Die wollen, die müssen etwas essen. 5000 Mann seien es gewesen. Woher Brot nehmen? Jesus hat schon einen Plan, fragt aber doch noch bei Philippus nach. Der sagt: „Brot für zweihundert Denare reicht nicht aus, wenn jeder von ihnen auch nur ein kleines Stück bekommen soll.“ Selbst wenn sich also zweihundert Denare – eine unvorstellbare Menge – auftreiben ließen, es würde nicht genügen.
Es finden sich: Fünf Bote und zwei Fische. Das klingt schon fast höhnisch. Jesus aber segnet das Essen und teilt aus. Die 5000 Zuhörer werden nicht nur satt, es können sogar noch zwölf Körbe übrigen Essens eingesammelt werden. Jetzt hat Jesus die Leute definitiv auf seiner Seite. Er tut etwas, das in der Antike nicht gerade unüblich war: Herrscher versorgen ihre Bevölkerung mit Essen, um sich so Wohlwollen zu verdienen. Also hat Jesus beste Ausgangsvoraussetzungen.
Was jetzt kommt, gleicht einem Desaster der Öffentlichkeitsarbeit, ein Albtraum für jeden Pressesprecher. Jesus erkennt, was die Menschenmenge vorhat: Sie wollen ihn zum König machen. Wäre doch super! Aber er entzieht sich und geht in die Einsamkeit. Unvorstellbar. Die armen Apostel. Wie erklärt man das denn der Menge? Erst vollbringt Jesus ein unglaubliches Wunder, dann ist er weg.
Jesus will nicht König werden. Der Begriff „König“ spielt im Johannesevangelium durchaus eine Rolle: Schon im ersten Kapitel wird Jesus als „König“ bezeichnet. Das gipfelt dann am Kreuz. Als alles vorbei zu sein scheint und Jesus allem, nur keinem König gleicht, steht über seinem Kopf: „Jesus von Nazareth, König der Juden“.
Ja, Jesus ist König. Aber nicht ein beliebiger König, der neben anderen Herrschern steht. Er ist der König, der einzige. Das aber ist er nicht, weil er aus fünf Broten und zwei Fischen eine ganze Heerschar von Menschen zu sättigen vermochte. Sein Königtum konstituiert sich am Kreuz. Dort, wo keiner einen König erwarten möchte, trägt der Herr die Krone aus Dornen. Bis das klar ist, will Jesus nicht als König gesehen werden. Erst am Kreuz passt dieser Titel wirklich zu ihm.
Aus dem Blickpunkt der Pressearbeit erscheint das wahnsinnig. Und doch hat Jesus bis heute seine Follower.