Durch das Kirchenjahr: Der erste Tag
… mit Benedikt:
Auferstehung des Herrn – Ostern
„Am ersten Tag der Woche“. Eine Zeitangabe, der Tag nach dem Sabbat eben, den wir heute Sonntag nennen. Alle vier Evangelisten legen Wert darauf, diesen einen, besonderen Tag als den „ersten“ zu bezeichnen. Es zeigt einen Anfang an. Es beginnt etwas Neues, da liegt etwas vor uns. Für die Jünger Jesu aber hatte es nicht den Anschein, als könne jemals wieder etwas Neues beginnen, etwas wirklich wieder vor ihnen liegen. Jesus stirbt am Kreuz. Der Mann, dem sie vertraut hatten, lebt nicht mehr. Der Mann, für den sie ihre Fischerboote und Familien links liegen ließen, ist nicht mehr. Doch nicht der Messias, doch nicht der Retter der Welt. Gescheitert. Am Ende.
Ein „erster Tag“ muss den Jüngern fremd gewesen sein in dieser Situation. Was sollte Neues kommen, was Gutes beginnen? Alles war gescheitert. Und doch ist es nicht vorbei. Das Grab ist leer, der Herr wurde von den Toten auferweckt. Was Ende zu sein schien, hat sich als Anfang herausgestellt. Wo alles vorbei schien, begann es erst richtig. Der erste Tag der Woche bricht nun auch für die Jünger an. Denn sie merken: Mit dieser Auferstehung hat sich etwas ganz Entscheidendes gewandelt.
Jesus ist nicht mehr tot – das ist natürlich gut. Aber ändert das wirklich etwas? Wir müssen ja doch sterben, die Auferstehung Jesu ändert an dieser Tatsache ja eigentlich nichts. Und doch ist den Nachfolgern Jesu von Anfang an klar: Da ist etwas anders geworden. Diese Erfahrungen machen sie in den Begegnungen mit dem Auferstandenen: Dieser Tod und diese Auferstehung gehen alle an. Der erste Tag Jesu ist der erste Tag der Menschheit. Auch wir werden auferstehen! Der Apostel Paulus ruft diesen Glauben seiner Gemeinde in Korinth entgegen. Es scheint, als hätte man dort nicht so ganz geglaubt, dass die Auferstehung Jesu alle betrifft. Paulus widerspricht auf das Härteste. Doch! Mit Christus werden alle auferstehen.
Wäre es anders, ginge uns die Auferstehung nichts an. Es hätte sich, wie Papst Benedikt XVI. es formuliert, nichts Grundlegendes ereignet.
Wo Gott ist, brechen erste Tage an. Die vielen Lesungen der Osternacht berichten davon: Durch Gottes Wirken wird die Welt, er ermöglicht einen neuen Tag für sein in der Sklaverei gefangenes Volk Israel. Wo Gott spricht, ereignet sich Neuanfang. Gerade dort, wo man ihn nicht erwartet. Diese Botschaft sollen wir aus der Osternacht hinaustragen und damit die Welt erleuchten, wie die Osterkerze die dunkle Kirche erleuchtet: Es gibt keine Situation, die so dunkel wäre, dass auch das Licht Jesu verschwinden würde. Das Licht der Osternacht ist die konstruktive Kraft dieser Welt. Und das Licht der Osternacht wird jedem von uns in der Dunkelheit des Todes leuchten.
Christus ist auferstanden – er ist wahrhaft auferstanden!