Durch das Kirchenjahr: Der dreifaltige Gott
...mit Benedikt
Dreifaltigkeitssonntag A – Johannes 3,16-18
Die menschliche Vernunft stellt zwangsläufig die Frage: Wie kann Gott gleichzeitig einer sein, aber in drei Personen existieren?
Die Kirchengeschichte hat viele Bilder für diese Dreifaltigkeit zu finden versucht. Der heilige Patrick soll sie in Irland etwa anhand eines Kleeblatts erklärt haben: Es hat zwar drei voneinander unterscheidbare Blätter, ist aber doch ein einziges Kleeblatt. In der Münchner Dreifaltigkeitskirche findet sich ein anderes schönes Bild: Ein Lichtstrahl spiegelt sich in drei Spiegeln, von einem zum anderen reflektiert sich der Schein des Lichtes. Es ist ein Lichtstrahl – und doch kann das menschliche Auge drei Teile ausmachen. Schon der Begriff der drei göttlichen Personen selbst ist ein Deutungsversuch, der sich an die Dreifaltigkeit Gottes anzunähern versucht. Ein Deutungsversuch, der aber auch auf Missverständnisse stieß: So entwickelte sich in der Antike die Ansicht, der eine Gott habe im Lauf der Geschichte einfach in unterschiedlichen Rollen gehandelt, als Vater, als Sohn und als Heiliger Geist. Gott wäre danach wie ein Schauspieler, bei dem es in der Antike nicht unüblich war, im Lauf eines Theaterstücks mehr als eine Rolle einzunehmen.
Umso mehr mag man darauf gespannt sein, mit welchem Wort aus der Heiligen Schrift die Kirche am Dreifaltigkeitssonntag ein Licht auf diese Frage wirft. In diesem Jahr ist es ein kurzer Abschnitt aus dem Johannesevangelium, der zunächst verwundern mag, weil der Heilige Geist eigentlich gar nicht vorkommt. Gott habe seinen Sohn auf die Welt gesandt, damit er die Welt rettet, heißt es da. „Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat“ (Johannes 3,16). Vater und Sohn offenbaren sich uns als zwei Personen – und doch als der eine Gott. Das große Ziel dieses Gottes ist die Rettung der Welt. Antrieb für diese Rettung ist Gottes grenzenlose Liebe, die auch vor dem Kreuz und dem elenden Tod nicht Halt machen will. Die Liebe Gottes gibt alles für die Menschheit.
Im Mittelalter entwickelte sich eine interessante Theologie im Blick auf die Dreifaltigkeit: Der Heilige Geist sei die Liebe, die Vater und Sohn verbindet. Vater und Sohn lieben sich und sie lieben die Menschheit – so sehr, dass der Erste Johannesbrief die Liebe selbst mit Gott identifizieren kann: „Gott ist die Liebe“ (Johannes 4,16). So gesehen spricht der Abschnitt aus dem Evangelium von diesem Dreifaltigkeitssonntag von allen drei göttlichen Personen: Vom Vater, vom Sohn und von der Liebe des Heiligen Geistes.