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Durch das Kirchenjahr: Der Blog zum Sonntagsevangelium

Der Leib Christi

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Regensburg, 21. Dezember 2024.

Der Text zum morgigen Sonntag kommt aus dem Brief des Apostels Paulus an die Hebräer. Er steht dort im zehnten Kapitel, es sind die Verse 5 bis 10. Zentrales Thema dieser Textpassage ist, was mit Weihnachten beginnt: Gottes völlige Hingabe an die Menschen durch seine Geburt als Kind der Jungfrau Maria im Stall von Bethlehem. Damit beginnt, was durch das Opfer seiner selbst am Kreuz von Golgatha seine Vollendung finden soll. Darauf weist bereits dieser Text zur Weihnacht deutlich hin. Denn nur dieses Opfer ist die Erlösung für alle. Und die Heilige Nacht ist die Voraussetzung.

Vierter Adventssonntag C – Hebräerbrief 10, 5 – 10

„Schwestern und Brüder! 5Bei seinem Eintritt in die Welt spricht Christus: Schlacht- und Speiseopfer hast du nicht gefordert, doch einen Leib hast du mir bereitet; 6an Brand- und Sündopfern hast du kein Gefallen. 7Da sagte ich: Siehe, ich komme – so steht es über mich in der Schriftrolle –, um deinen Willen, Gott, zu tun. 8Zunächst sagt er: Schlacht- und Speiseopfer, Brand- und Sündopfer forderst du nicht, du hast daran kein Gefallen, obgleich sie doch nach dem Gesetz dargebracht werden; 9dann aber hat er gesagt: Siehe, ich komme, um deinen Willen zu tun. Er hebt das Erste auf, um das Zweite in Kraft zu setzen. 10Aufgrund dieses Willens sind wir durch die Hingabe des Leibes Jesu Christi geheiligt - ein für alle Mal.“

Der Hebräerbrief versucht ausführlich, den Tod Jesu und seine Hingabe am Kreuz zu deuten. Ein Opfer ist es, das Christus am Kreuz bringt – doch kein Schlacht- oder Speiseopfer, wie es der damaligen Welt bekannt war. Der Hebräerbrief entwirft eine Anrede Christi an Gott, den Vater: „Schlacht- und Speiseopfer hast du nicht gefordert, doch einen Leib hast du mir bereitet“. An Brand- und Sündopfern hat Gott kein Gefallen; doch er wollte, dass sein Sohn Mensch wird, einen „Leib“ erhält. Christus kommt, um diesen Willen des Vaters zu erfüllen.

Diese Worte mögen uns zunächst schwer verständlich erscheinen; und doch führen sie uns in die Mitte des christlichen Heilsgeheimnisses. Am Weihnachttag werden wir die Worte aus dem Johannesprolog hören: „Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott“ (Joh 1,1). Dieses Wort war von Anbeginn an; es ist Christus: „Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt“ (Joh 1,14). Eben diesen Gedanken drückt auch der Hebräerbrief aus: Dieser von Anbeginn existierende Sohn Gottes tritt in diese Welt und hat einen Leib, wird ein Mensch.

Gott neigt sich dadurch seiner Welt entgegen. Der ewige Gott tritt in die Zeitlichkeit ein; er, der nicht sterben muss, stirbt. Christus war ohne Sünde, doch trägt er am Kreuz die Folge der Sünde auf seinen Schultern. Das war der Wille des Vaters, den zu tun Christus gekommen ist. Diese weihnachtliche Botschaft ist und bleibt doch eigentlich unglaublich: Dass der Schöpfer Geschöpf wird, um uns zu retten; dass Gottes Antwort auf die Sünde nicht Rache ist, sondern Gnade.

Seltsam mag es uns erscheinen, dass der Hebräerbrief diese Botschaft mit der Rede von Schlacht- und Speiseopfern verbindet, die Gott nicht fordert und an denen er keinen Gefallen hat. Doch die beiden Aussagen stehen in einem tiefen Zusammenhang. Gott fordert um das Heil des Menschen willen keine Speiseopfer. Der Mensch kann sich nicht selbst retten; kein Opfer, das die Menschheit zu bringen in der Lage wäre, könnte dem Menschen das Heil erwirken. Das Opfer Christi ist es, dass dieses Heil bewirkt. Die christliche Opfertheologie betont: Nicht das Opfer des Menschen bringt Heil – Gott selbst ist es, der sich opfert. Sein Sohn erhält einen Leib, um das Leid zu ertragen. Gott dreht die Kategorien um: Der ewige Gott gibt sich selbst für seine Schöpfung hin. Das ist der Wille Gottes. „Aufgrund dieses Willens sind wir durch die Hingabe des Leibes Jesu Christi geheiligt - ein für alle Mal.“

Text: Benedikt Bögle

(sig)

Weitere Infos

Unser Bild zeigt die Geburt Christi in der Darstellung des Giotto di Bondone. Es handelt sich um einen Ausschnitt aus dem revolutionären Freskenzyklus an den Wänden der Capella Scrovegni in Padua aus den Jahren 1304 bis 1306. Erstmals in der europäischen Kunst wird hier die perspektivische Darstellung korrekt angewandt. Mit dem Ende der Spätantike war diese spezielle künstlerische Fähigkeit verloren gegangen.



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