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Durch das Kirchenjahr: Der Blog zum Sonntagsevangelium

Wiederholter Opfertod?

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Regensburg, 16. November 2024.

Der Predigttext für den kommenden Sonntag, den 33. im Jahreskreis, kommt aus dem Hebräerbrief. Er steht dort im zehnten Kapitel, es handelt sich um die Verse 10 bis 14 sowie 18. Das Priestertums Jesu Christi wird gründet auf einer einzigen Rettungstat, die ein für allemal die Sünden aller löst. Wer auf Erden sündig wurde, kann damit unbesorgt sein. Unüberhörbar ist aber auch die Warnung an diejenigen, die von ihm abgefallen sind und sich nicht zur Rückkehr bewegen lassen.

33. Sonntag im Jahreskreis B – Hebräerbrief 10, 11 – 14, 18

11Jeder Priester des Ersten Bundes steht Tag für Tag da, versieht seinen Dienst und bringt viele Male die gleichen Opfer dar, die doch niemals Sünden wegnehmen können. 12Jesus Christus aber hat nur ein einziges Opfer für die Sünden dargebracht und sich dann für immer zur Rechten Gottes gesetzt; 13seitdem wartet er, bis seine Feinde ihm als Schemel unter die Füße gelegt werden. 14Denn durch ein einziges Opfer hat er die, die geheiligt werden, für immer zur Vollendung geführt. 18Wo also die Sünden vergeben sind, da gibt es kein Opfer für die Sünden mehr.

Schon im Abschnitt aus dem Hebräerbrief, den wir am vergangenen Sonntag gehört haben, wurde eine zentrale Frage angesprochen: Wenn Jesu Tod mit dem Opfer im Tempel verglichen wird, könnte man ja meinen, dass sich dieses Opfer – wie die Opfer im Tempel – Tag für Tag wiederholt. Die Priester opferten ja immer wieder. Muss dann auch Christus sich selbst immer wieder opfern? Nein, betonte der Hebräerbrief, und wiederholt es nochmals: „Jesus Christus aber hat nur ein einziges Opfer für die Sünden dargebracht“. In der Auferstehung Christi wurde der Tod endgültig besiegt. Dieses Opfer muss nicht immer wieder neu dargebracht, sozusagen wiederholt, werden.

Das stimmt und mag bei uns vielleicht doch eine zweite Frage aufwerfen. Brechen wir nicht in jeder Eucharistiefeier das Brot, wie es der Herr im Abendmahlssaal getan hat? Sprechen wir nicht die Segensworte über den Wein, wie er der Herr getan hat? Wäre nicht, so verstanden, jede Eucharistiefeier eine Wiederholung des Opfers Christi am Kreuz?

Nein: Die Eucharistie der Kirche versteht sich als eine Vergegenwärtigung, nicht als Wiederholung der Heilsgeheimnisse. Auf der einen Seite steht für die Kirche fest, dass die Feier der Eucharistie mehr ist als eine bloße Erinnerung an Leiden, Sterben und Auferstehen Christi. Wir denken in der Eucharistie nicht nur an Jesu Tod; wir sehen in der Hostie nicht nur ein Zeichen für das im Abendmahlssaal gebrochene Brot. Die Eucharistie ist eben mehr als eine Nacherzählung, ein Bild oder eine Filmdarstellung, die zwar ebenso gut an den Tod Jesu erinnern könnte – mehr aber eben auch nicht.

Die Eucharistie macht den Tod Christi am Kreuz gegenwärtig und nimmt uns in dieses Geschehen hinein. Es ist nicht eine Wiederholung des Kreuzestodes. Vielmehr zeigt uns die Eucharistie, dass Christus ein und für allemal am Kreuz den Tod besiegt hat – und damit eben auch unseren eigenen Tod. Jesu Sterben ist für uns nicht nur ein historisches Faktum, auf das wir mit rund zweitausendjährigem Abstand blicken dürften. Es ist für mich ebenso aktuell und gegenwärtig, als würde Christus in dieser Sekunde sterben – weil der Tod mich angeht und mich rettet.

„Denn durch ein einziges Opfer hat er die, die geheiligt werden, für immer zur Vollendung geführt“, schreibt der Hebräerbrief. Eben das feiern wir in jeder Eucharistie: Dass dieser Tod für uns geschieht, wegen unserer Sünden und für unser Heil. Das geschieht in jeder Eucharistiefeier: Wir werden hineingenommen in Christi Tod und seine Auferstehung.

Text: Benedikt Bögle

(sig)



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