Regensburg, 27. Mai 2023
Am Sonntag ist Pfingsten. Wir werden gesandt in die Welt hinaus, aber wir sind nicht allein: der Geist ist an unserer Seite.Der Blog zum Sonntagsevangelium.
Pfingsten A – Johannes 20,19-23
„19Am Abend des ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden bei verschlossenen Türen beisammen waren, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! 20Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen. 21Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. 22Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! 23Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten.“
Am Pfingsttag schließt sich ein Kreis: Das heutige Evangelium haben wir ja bereits am Zweiten Sonntag der Osterzeit gehört. An Ostern haben wir sicher eher darauf gehört, dass Jesus auferstanden ist und dass er seinen Jüngern erscheint, dass die Jünger und dann auch der „ungläubige“ Thomas die Wunden Jesu als Erkennungszeichen des gekreuzigten und auferstandenen Herrn verstehen. An Pfingsten hören wir sicherlich mehr auf das, was Jesus über den „Geist“ sagt: Jesus haucht seine Jünger an und sagt: „Empfangt den Heiligen Geist!“
Das verwundert uns erst einmal. Wenn wir an Pfingsten denken, dann eigentlich an jenes Ereignis, das auch in der Apostelgeschichte berichtet wird: Nach der Himmelfahrt Jesu, fünfzig Tage nach Ostern, kommt der Geist in Gestalt von Feuerzungen über die Jüngergemeinde herab. Jesus hat die Gemeinde verlassen, dafür steht ihr nun sein „Beistand“ bei – der Heilige Geist. Und mehr noch: Dieser Geist führt die Jünger sofort zur Predigt, zur Verkündigung des Evangeliums in allen Sprachen der Welt, an alle Menschen der Erde. Was aber ist dann bereits am Ostertag geschehen, als Jesus seinen Geist über die Jünger hauchte?
Wir müssen wohl nicht annehmen, dass es so etwas wie zwei Pfingstereignisse gegeben hat – eines, von dem Johannes berichtet, und eines, von dem wir in der Apostelgeschichte hören. Wir dürfen die Texte zusammenlesen. Die Gemeinsamkeit: Jesus sendet nach seiner Auferstehung den Heiligen Geist, der zum Beistand der Jünger, zum Beistand der Kirche wird. Die Stoßrichtung beider Texte ist auf den ersten Blick eine unterschiedliche: Die Apostelgeschichte schildert eher die Außenwirkung des Pfingstfestes. Sie berichtet, wie der Geist Gottes die Verkündigung des Evangeliums ermöglicht. Der Geist ist es, in dem die Apostel die Botschaft vom Reich Gottes verbreiten. Der Geist ist es, der ihre Predigt verständlich macht und auf fruchtbaren Boden fallen lässt.
Das Johannesevangelium konzentriert sich eher auf die Wirkung innerhalb der Jüngergemeinde. Sie haben sich eingeschlossen, als der Herr in ihre Mitte tritt. Der Geist Gottes bricht diese Isoliertheit aber auf: Durch den Geist wird den Aposteln auch die Vollmacht der Sündenvergebung übertragen. Auch das zielt ja auf ihre Wirkung in der Welt. Wir müssen beide Schilderungen eines pfingstlichen Ereignisses also zusammendenken: Der Geist Gottes führt uns als Jünger des Auferstandenen hinaus in die Weite; er treibt uns an, das Evangelium zu verkünden. Das ist die ureigenste Aufgabe der Kirche. Jesus sendet uns in diese Welt hinaus – aber wir müssen den Weg nicht alleine gehen. Wir haben den Geist an unserer Seite.
Text: Benedikt Bögle / mk