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Durch das Kirchenjahr: Über das gute Leben

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… mit Benedikt:

 

3. Adventssonntag, Lk 3,10-18

Haben Sie sich schon einmal gefragt, ob wir Christen ein besseres Leben haben als andere Menschen? Wir glauben doch an ein Leben nach dem Tod, haben eine grundsätzliche Hoffnung darauf, dass es mit dieser Welt gut ausgehen wird und dürfen uns immer von Gott geliebt wissen. Merken wir das? Sind wir zufriedener als andere Menschen, glücklicher, ausgeglichener? Und merkt man das nach Außen? Sind wir für andere wahrnehmbar bessere Menschen, ethisch bedachte, liebevollere Menschen?

Diese Frage ist nicht neu. Damit hängt auch die Frage nach dem richtigen Verhalten zusammen. Was sollen wir tun? Diese Frage richten im Sonntagsevangelium verschiedene Menschen an Johannes den Täufer. „Was sollen wir also tun?“ Jeder bekommt eine personalisierte Antwort: Wer genug zu essen hat, soll denen geben, die nichts haben. Zöllner sollen nicht mehr Geld verlangen als ihnen zusteht. Soldaten sollen niemanden misshandeln. Nun gut, das sind Anweisungen, an die man sich schon halten kann. Aber ist das schon der Kern des guten Handelns? Würden wir einem Philosophen oder einem Theologen die Frage nach dem richtigen Verhalten stellen, würden wir doch eine umfassendere Antwort erwarten. Was Johannes hier sagt, bleibt ja letztlich Stückwerk. Gibt es nicht eine insgesamt gültige Antwort über einzelne Berufsgruppen wie Zöllner und Soldaten hinaus?

Wir könnten diese Liste heute aktualisieren. Ein Journalist soll keine Lügen verbreiten, ein Kaufmann soll niemanden betrügen, ein Rechtsanwalt seine Klienten nicht im Stich lassen. Was aber macht das gute Leben im Kern aus? Das alles sind ja ethisch anerkannte Forderungen, für deren Anerkennung man nicht Christ sein muss. Dass Soldaten niemanden misshandeln sollen, ist nicht nur ein Gebot des Glaubens, sondern schon eine Frage des Grundgesetzes. Dafür bräuchten wir Gott nicht. Was ist also der Kern des christlichen Lebens?

Die zweite Lesung des dritten Advents kann helfen. Der Sonntag heißt „Gaudete“, mit diesen Worten beginnt der lateinische Eröffnungsvers: „Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch! Denn der Herr ist nahe.“ Diese Worte stammen aus der neutestamentlichen Lesung des Tages. In seinem Brief an die Philipper ruft der Apostel Paulus zur Freude auf. „Eure Güte werde allen Menschen bekannt.“ Das ist der Kern christlicher Existenz: Die Freude. Das heißt nicht „Spaß“, meint kein kurzlebiges Vergnügen, sondern eine grundlegende Haltung im Leben. Ein Christ muss nicht immer ein Lächeln auf den Lippen haben. Ein Christ darf trauern, er darf verzweifeln. Aber letztlich gibt es einen größeren Kontext: Wenn es stimmt, dass Jesus der Sohn Gottes war und von den Toten auferstand, ist dieser Welt Hoffnung geschenkt. Diese Hoffnung sollen alle Christen leben.

Das muss zwangsläufig mit der Güte einhergehen, die der Apostel erwähnt. „Eure Güte werde allen Menschen bekannt.“ Das übersteigt einzelne Gebote. Das ist eine Ermahnung, die alle Christen betrifft, nicht nur einzelne Berufungsgruppen. Das soll das christliche Leben ausmachen. Schaffen wir das?



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